Pia ist Mama einer kleinen Tochter, als bei ihr Brustkrebs diagnostiziert wurde, änderte sich ihr Leben schlagartig – doch sie beschloss, sich davon nicht unterkriegen zu lassen. In ihrer echten Geschichte erzählt Pia, wie sie durch Offenheit, Humor und Selbstbestimmung ihre Stärke bewahrt – und warum sie ihre Glatze heute mit Stolz trägt.
„Ich bin Pia, 38 Jahre alt, Fotografin und Mama einer kleinen Tochter. Im Mai 2025 habe ich eine Brustkrebsdiagnose erhalten. Eine sehr gute Freundin ertastete Auffälliges an ihrer Brust – zum Glück war es bei ihr selbst nichts Wildes. Doch dadurch habe ich zum allerersten Mal meine eigenen Brüste abgetastet – und spürte zwei Knoten.
Meine Freundin hat Blumen von mir bekommen.
Doch eigentlich hätte sie mindestens einen Kleinwagen verdient. Sie hat mir sicherlich das Leben gerettet, denn meine Diagnose kam ihretwegen früh genug, sodass der Krebs noch nicht gestreut hatte.
Dann ging alles sehr schnell: Mir wurde eine Brust abgenommen und nach der Masektomie gelte ich glücklicherweise als krebsfrei. Dennoch mache ich aktuell präventiv eine Chemotherapie, gefolgt von einer Bestrahlung und einer Antihormontherapie. Ganz ehrlich: Ich kann mir Schöneres vorstellen.

Pia steht eine Chemotherapie durch. Foto: Pia Pritzel
Heute weiß ich, wie wichtig Vorsorge ist.
Ärzt*innen empfehlen ein monatliches Abtasten, denn jede 8. Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Immer mehr junge Frauen sind betroffen, während die reguläre Vorsorge erst ab 50 beginnt. Da müsste dringend nachjustiert werden.
Die Chemo verlangt mir viel ab – körperlich und seelisch. Was mir hilft? Rausgehen. Da hingehen, wo das Leben tobt, auch wenn es manchmal nur für einen Kaffee beim Lieblings-Portugiesen ist. Das rettet meinen Tag.
Mein offener Umgang mit der Diagnose hilft mir, psychisch stabil zu bleiben.
Auf Instagram spreche ich als pia_pritzel über meine Erkrankung und meinen Weg der Heilung. Dabei tobe ich mich kreativ aus, was mir sehr gut tut: Ich schreibe, fotografiere und zeichne.
Der Austausch auf Social Media und mit Freund*innen gibt mir Kraft und das Gefühl, nicht alleine zu sein. Neben der besseren Aufklärung zum Thema Brustkrebs ist es mir ein Anliegen, zu versuchen, die Unsicherheit im Umgang mit krebserkrankten Menschen zu nehmen.
Humor hilft da sicherlich sehr.
Um mir ein letztes Stückchen Selbstbestimmung zu bewahren, habe ich meine Haare nach und nach abgeschnitten. Auf dem Weg zur Glatze habe ich einige Frisuren ausprobiert, und dann war es soweit: Nach dem zerrupften Huhn-Look kam die Glatze.

Pia trennte sich von ihren Haaren. Foto: Pia Pritzel
Als ich die Diagnose bekam, dachte ich sofort an meine Tochter. Was wird diese Zeit mit ihr machen? Wird sie irgendwann mentale Probleme davontragen? Ich gehe ehrlich und gleichzeitig behutsam mit ihr um: Ich muss ihr nicht alles erklären.
Wenn ich keine Kraft habe, bleiben wir zu Hause.
Sie spielt in ihrem Spielhaus, bindet mich mit ein und sagt oft, dass ich die Augen schließen darf. So kann ich liegen – und trotzdem für sie da sein. Wir leihen regelmäßig ein Kinderbuch über Krebs aus: ‚Als Mama unsichtbar war.‘ Es erklärt alles sehr schön.
Besonders viel Kraft geben mir kleine Momente im Alltag mit meiner Tochter. Ihr wildes, kreatives Wesen bringt mich immer wieder in den Moment zurück. In der Zeit kurz nach der Diagnose war das Gold wert.

Hauptsache zusammen. Foto: Pia Pritzel
Egal ob mit oder ohne Haare – für sie ist das Wichtigste, dass ich da bin.
Ich habe festgestellt, dass ich auf dem Weg der Genesung besser in der Lage dazu bin, negative Gefühle anzunehmen: Alles zu fühlen ist intensiv, aber danach kann es abfließen. Das möchte ich meiner Tochter vorleben. Auch mein Umfeld hat mich beeindruckt.
Die Beziehung zu meinem Partner ist enger geworden. Wir sind als kleine Familie noch viel näher zusammengerückt. Besonders dankbar bin ich für unser starkes Netzwerk: Meine Schwiegereltern sind kurz nach der Diagnose für drei Monate bei uns eingezogen, Freund:innen waren immer zur Stelle und die Erzieher:innen in der Kita supporten uns, wo sie können. Dank dieses Netzwerks geht meine Tochter gestärkt aus dieser Zeit hervor.
Diese Unterstützung ist unbezahlbar.
Trotz aller Veränderungen bleibt unser Alltag so normal wie möglich: Wir haben eine tolle Haushälterin von der Krankenkasse, die uns entlastet. So kann ich meine Energie in meine Tochter und meine Gesundheit investieren. Wir waren sogar schon während der Chemo im Urlaub – anstrengend, aber der Tapetenwechsel war es wert.
Für mich bedeutet Normalität nicht ‚perfekt‘.

Pia und ihr neuer Look. Foto: @annikaweertz
Wir wollen eine glückliche Familie sein, in der sich jeder gesehen und wohl fühlt. Das gelingt uns – trotz Krankheit, trotz Chemo. Außerdem durfte ich viel über mich selbst lernen: Beispielsweise brauche ich viel Freiraum für meine Bedürfnisse, um eine gute Mutter zu sein.
Und habe ich verstanden, dass ich eine tolle Mutter für meine Tochter bin – gesund oder krank. Meine Tochter braucht keine perfekte Mama, sondern eine, die da ist.”
Liebe Pia, vielen Dank, dass wir deine berührende Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft! Wenn du mehr über Pia erfahren möchtest, schau gerne bei ihrem Instagram-Account vorbei: pia_pritzel
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