„Bitte hört auf, meine Kinder mit unnötigen Geschenken zu überhäufen.”

„Ich bin 30 Jahre alt und Mama von zwei zauberhaften Mädels. Die Große ist nun viereinhalb und die Kleine wird am Wochenende eins.

Natürlich ging schon vor ein paar Wochen die Fragerei los: Was kann man schenken? Was wird gebraucht? Für mich ist das bei jedem Geburtstag die schwierigste Frage überhaupt. Denn unsere Kinder werden in der Regel mit Geschenken überhäuft. Nicht weil wir das möchten, sondern wegen der vielen Parteien, die als Gäste kommen. Meine Eltern sind getrennt und neu verpartnert. Die Eltern meines Partners auch. Da kommen also haufenweise Omas, Opas, Tanten, Stiefonkels.

Jeder möchte verständlicherweise das tollste und beste Geschenk mitbringen.

Schon bei unserer großen Tochter haben wir immer und immer wieder darum gebeten, das Sparschwein zu füttern, sofern keine Wünsche offenstanden. Auf lange Sicht erscheint mir das einfach am sinnvollsten. Ich war schon vor der Geburt mit Kleidung ausgestattet bis Größe 128. Das ist der kleine, aber feine Vorteil, den man hat, wenn man im Freundeskreis als letztes Kinder erwartet. Also brauchten wir das schon mal nicht.

Klar könnte ich mir zu jedem einzelnen Geburtstag 20 Geschenke überlegen, welche nach dem Auspacken meist nur kurz bespielt werden und dann in der Ecke verschwinden. Klar, wenn die Mäuse größer sind, werden sie spezifischer ihre Wünsche äußern. Aber jetzt kann man da noch gut mitlenken.

Am letzten Wochenende hatte ich nun ein Gespräch mit meinem Dad.

Er ist eigentlich ein fleißiger Sparschweinfütterer. Ich liebe ihn dafür sehr. Nicht nur, weil er das Sparschwein füttert, sondern weil er einfach akzeptiert, was ich als Mutter für das Beste für meine Kinder erachte. Doch neulich fragte er mich, ob er nicht auch mal lieber ein Geschenk mitbringen sollte. Ich faselte meine alte Leier runter und sagte ihm, dass wir zu allen Fragenden das gleiche sagen.

Bei der Großen gibt es mittlerweile eine Liste. Aber für die Kleine, die komplett versorgt ist durch ihre Schwester und nicht mal wirklich realisiert, dass sie Geburtstag hat, ist das einfach unnötig. Dazu sei gesagt, dass trotzdem an so gut wie jedem Geldgeschenk noch eine Kleinigkeit zum Spielen oder Naschen hängt. Ich habe diesen Konsum einfach so satt und diese Trotz-Geschenke von wegen ‚Ich bin aber die Oma oder der Opa, ich mache, was ich will‘ auch.

Wenn man vorher schon fragt, was man schenken soll, könnte man sich die Antwort doch eigentlich zu Herzen nehmen.

Doch das Gespräch mit meinem Vater ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Und ich denke heute schon den ganzen Tag darüber nach, ob das alles so richtig ist, wie ich das mache. Ich verstehe was er meint. Kinderaugen strahlen natürlich mehr, wenn sie riesige Geschenke auspacken. Bedeutet das aber, dass ein Kind diese Person mehr mag? Vielleicht in diesem Moment. Wobei ich denke, dass es da auch mehr ums Geschenk als um die Person geht.

Ich erinnere mich nicht an Geschenke aus meiner Kindheit. Ich erinnere mich zwar daran, wie ich mal ein Fahrrad geschenkt bekommen habe, aber nur weil ich unbedingt die Garage aufmachen sollte und meine Schwester nicht durfte. Ich erinnere mich auch an ein Handy, weil es im Waschpulver versteckt war und dann geklingelt hat. Ich hatte vorher im Streit gesagt, dass es mir ‚sch***egal‘ ist, was ich bekomme, auch wenn es Waschpulver ist.

Doch eigentlich sind nicht die Geschenke das Schöne in meiner Erinnerung, sondern die Geschichten dahinter.

Wenn ich an meine Oma denke, denke ich daran, wie sie mir immer fünf Mark in die Hand gedrückt hat, die ich dann in meine Clown-Spardose gesteckt habe. An die gut riechenden Rosen in ihrem Vorgarten, die besten Himbeeren aus ihrem Garten und die immer für uns parat liegenden Schokoriegel. Wenn ich an meine Omi denke, erinnere ich mich daran, wie sie immer ihr komplettes Kleingeld gesammelt hat, damit wir, wenn wir bei ihr waren, den Kaugummiautomaten plündern konnten.

Ist es nicht viel wichtiger, sich an solche Dinge erinnern zu können, als daran, wer das größte und teuerste Geschenk mitgebracht hat? Ist es denn falsch, an morgen zu denken und den Kindern einen einfachen Weg zum Führerschein oder der ersten eigenen Wohnung zu gestalten, statt sie als Kind mit Geschenken überhäufen zu lassen? Ist es falsch, von den Verwandten zu erwarten, dass sie lieber einmal öfter ein Eis mit ihnen essen gehen, als sich bei den Kindern mit materiellen Geschenken Pluspunkte zu verschaffen.?

Also, nicht falsch verstehen: Natürlich gibt’s auch bei uns Geschenke, aber halt in Maßen. Und natürlich macht das jeder anders und das ist auch richtig so.”


Liebe Nathalie, vielen Dank für deine Geschichte. Wir wünschen Dir und Deiner Familie alles Liebe für die Zukunft.

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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