Baby auf dem Fußboden eines Einkaufszentrums löst Shitstorm aus – zu Recht?

Social Media ist voll von Erziehungstipps und Verhaltensregeln für Eltern und Kinder. Das kann hilfreich sein, aber manchmal nerven die ganzen selbsternannten Erziehungsgurus. Ab und zu sind aber auch sehr merkwürdige Auszüge aus dem Elternleben dabei. Wie das TikTok-Video eines Babys, das im Restaurant-Bereich eines Einkaufszentrum auf dem Boden herumrollt.

Der Clip erschien auf TikTok und wurde von einer Nutzerin gepostet, die sich @wclipsto nennt. Inzwischen hat er bereits hunderte entsetzte Kommentare von Eltern und ist viral gegangen.

Das Video zeigt ein Baby, das auf dem Boden eines Food Courts in einem Einkaufszentrum liegt, während zwei Erwachsene an einem nahegelegenen Tisch sitzen. „Frau legt ihr Baby im Einkaufszentrum auf den Boden”, lautet die schlichte Texteinblendung. Es ist natürlich schwer zu sagen, wie die Personen in Beziehung zueinander stehen, aber augenscheinlich isst am Tisch ein junges Paar, dessen Baby derweil auf dem blanken Boden herumkriecht.

Auch wenn das Baby dabei relativ vergnügt wirkt, ist das Bild von außen grotesk. Immerhin handelt es sich um den vermutlich ziemlich dreckigen Boden eines Einkaufszentrums, auf dem das kleine Kind liegt. Darüber hinaus ist dieser bestimmt kalt und ungemütlich. Irritierend ist auch, wie unbeteiligt die Eltern wirken. Sie führen ein Gespräch und essen – ohne ihrem Kind am Boden auch nur einen Blick zuzuwerfen.

Berechtigtes Eltern-Shaming?

Die Reaktionen auf das Video sind entsprechend scharf: „Das ist so traurig. Dieses arme Kind und wie immer hat niemand etwas gesagt“, schreibt eine Person. „Das bringt mein Blut zum Kochen“, klagte ein anderer. „Das ist inakzeptabel“, finden viele und fordern, dass jemand das Jugendamt einschalten sollte. Dennoch gibt es auch ein paar vereinzelte Stimmen, die an der Szene nichts Schlimmes erkennen können. So schreibt ein User: „Wo ist das Problem?”

Immer wieder werden besonders Mamas öffentlich an den Pranger gestellt. Das beste Beispiel ist das Thema Stillen in der Öffentlichkeit, wofür sich manche Mamas schon die blödesten Sprüche anhören mussten. Deswegen sollten wir es vermeiden, Mamas vorschnell zu verurteilen. Hat TikTok aber in diesem Fall zufällig Recht?

Boden eines Einkaufszentrums unhygienisch

„Erst nachdem ich Mama geworden bin, habe ich gelernt, andere Eltern nicht zu beurteilen, weil man als Zuschauer nie ein vollständiges Bild von einer Situation bekommen kann”, sagt Vivek Cherian, MD, eine Ärztin für Innere Medizin gegenüber Parents.com. Sie weist darauf hin, dass dies möglicherweise nicht die Eltern des Kindes waren, sondern die Babysitter oder andere Familienmitglieder.

„Man kann aber mit Sicherheit davon ausgehen, dass der Boden eines öffentlichen Ortes nicht die hygienischste Oberfläche ist.” Besonders, wenn man an die Pandemie denkt, ist es unverständlich, dass das Baby einem solchen Risiko ausgesetzt wird.

Geht gar nicht oder noch irgendwie okay?

Das nächste Mal ist es vielleicht am besten, das Kind in einen Hochstuhl oder Kinderwagen zu setzen. Außerdem ist TikTok möglicherweise nicht der beste Ort, um die Erziehungsmethoden von anderen Menschen zu beurteilen. Und das Posten eines Videos eines Säuglings ohne Zustimmung der Erwachsenen ist auch nicht gerade verantwortungsbewusst.

Trotzdem wirft das Video Fragen auf, deswegen interessiert uns eure Einschätzung: Könntet ihr euch vorstellen, euer Baby so auf dem blanken Boden herumrutschen zu lassen oder findet ihr auch, dass das total daneben ist?

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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