Audi stellt Kleinkind vors Auto – und muss sich entschuldigen

Vielleicht habt ihr auch mitbekommen, dass in den vergangenen Tagen ein Twitter-Beitrag von Audi für mächtig Aufregung sorgte?!

Das Werbefoto zeigt ein süßes kleines Mädchen, dass sich an eine schnittige Karosserie lehnt und eine Banane verputzt. Darüber der Slogan: „Lässt dein Herz in jeder Hinsicht schneller schlagen.“ Damit lag Audi nicht ganz falsch. Die (Eltern-)Herzen schlugen sogar so schnell, dass der Shitstorm umgehend folgte:

 

Skandal oder sinnlose Aufregung?

Eine weitere Nutzerin schrieb: „Ihr spinnt wohl? Bei der Menge an Verkehrstoten stellt ihr ein kleines Kind vor ein riesig hohes Auto, dass der Fahrer vor lauter Auto das Kind gar nicht sehen kann?“

Andere ärgert mehr, wie das kleine Kind in Szene gesetzt wurde: „Was? Ein kleines Kind mit einem phallischen Symbol in der Hand?

Die Banane gleich als sexuelles Symbol zu deuten, mag etwas übertrieben erscheinen. Aber das Gefühl, dass eine 450-PS-Kutsche für ein Kleinkind eher eine Gefahr als den besten Freund darstellt, kann ich gut nachvollziehen. Und dass die Niedlichkeit eines kleinen Mädchens für ein fettes Auto kommerzialisiert wird, finde ich auch eher unglücklich.

Dabei kann man das auch ganz anders sehen: „Für mich geht die Werbung in die Richtung, dass der #AudiRS4 ein Familienauto ist und genau wie die eigene Tochter das Herz schneller schlagen lässt“, schrieb zum Beispiel ein Nutzer. Audi pflichtete ihm bei: Sie hätten nur ausdrücken wollen, dass ihr Auto so viele Sicherheitssysteme an Bord habe, dass es ein tolles Familienfahrzeug sei. Ich persönlich hoffe, dass das Herz beim Anblick der eigenen Tochter schneller schlägt als beim neuen Audi.

Wirklich nur ein Versehen – oder vielleicht doch Berechnung?

Aber hat Audi wirklich nur eine Bresche für die Familie an Bord schlagen wollen? Vielleicht gibt sich die Volkswagen-Gruppe (zu der Audi gehört) aber auch ganz gerne mal naiv. Erst im Mai hatte sich der Konzern mächtig in der Bildwahl vergriffen: In einer Werbung für den neuen VW Golf schob eine riesige weiße Hand einen winzigen dunkelhäutigen Menschen durchs Bild und schnippte ihn dann wie eine lästige Fliege weg.

Erst behauptete die Presseabteilung, die Aufregung über den rassistischen Beitrag nicht zu verstehen. Dann folgte aber doch recht schnell die Entschuldigung.

Mittlerweile hat sich Audi auch für das Foto mit dem kleinen Mädchen entschuldigt: „Wir entschuldigen uns aufrichtig für dieses unsensible Bild und sorgen dafür, dass es in Zukunft nicht mehr verwendet wird.“ Aber konnte in dem Unternehmen wirklich niemand ahnen, dass diese Werbung vielen nicht schmecken würde? Irgendwie komme ich nicht umhin, zu denken, dass sie doch genau ihr Ziel erreicht haben: die fette Einschaltquote. Danach rudert es sich leicht wieder zurück – um auch diejenigen wieder an Bord zu holen, die das Bild verschreckt hat.

Was meint ihr: Ist die Aufregung total übertrieben? Oder hat Audi zu Recht einen Shitstorm kassiert?

Jana Stieler
Ich lebe mit Mann und Sohn im Süden Hamburgs – am Rande der Harburger "Berge" (Süddeutsche mal kurz weghören: Der höchste Punkt misst immerhin sagenhafte 155 Meter ü. M.). Wenn ich nicht gerade einen Text verfasse, liebe ich Outdoor-Abenteuer mit meiner Familie, lange Buch-Badewannen-Sessions mit mir allein und abendliches Serien-Binge-Watching.

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