Ashermann-Syndrom: „Mit 31 unfruchtbar aus Unwissenheit”

„Die Geburt meines Sohnes vor zwei Jahren verlief nahezu traumhaft. Ich habe durchweg positive Erinnerungen an dieses wunderbare und auf mehreren Ebenen lebensverändernde Ereignis. Unser Start hingegen war holprig, nach nur zwei Nächten zusammen wurde der Zwerg auf die Überwachungsstation verlegt und ich musste ohne ihn nach Hause fahren. Fünf lange Nächte verbrachte er dort, während ich zu Hause wach lag, Milch abpumpte und versuchte, die beste Mutter aus der Ferne zu sein.

Mein Körper schien an seine Grenzen zu stoßen, aber ich schob es auf die anstrengende Situation und meine körperlichen Blessuren nach der Geburt. Immerhin hatte ich vor wenigen Tagen ein 4.180g Baby auf die Welt gebracht. Etwa 14 Tage nach der Geburt verschlechterte sich mein Gesundheitszustand rapide. Ich hatte hohes Fieber und unerträgliche Schmerzen im ganzen Körper. Die Diagnose: Blutstau oder Plazentareste in der Gebärmutter.

Die Symptome deuteten auf eine Sepsis hin.

Ich verbrachte einige Tage auf der Gynäkologie-Station, ganz allein in einem Zimmer mit hohem Fieber und meinem neugeborenen Sohn an meiner Seite. Aufgrund der COVID-19-Pandemie durfte mein Mann uns nur begrenzt besuchen. Die Zeit war einsam und entmutigend, und ich fühlte mich noch nie zuvor so ausgelaugt.

Jeannette und ihr kleiner Sohn im Krankenhaus.

Jeannette und ihr kleiner Sohn im Krankenhaus. Foto: Privat

An dem Tag, an dem ich eigentlich entlassen werden sollte, wurde ich überraschend operiert. Mein Mann und mein Sohn warteten draußen im Auto, als sich die Ärzte gegen meine Entlassung entschieden. Ein weiterer Rückschlag, denn diesmal ging mein Neugeborenes ohne mich nach Hause. Am Abend sollte eine Ausschabung stattfinden. 15 Minuten – ein Routineeingriff.

Ich solle mir keine Gedanken machen.

Ich wurde aufgeklärt, auch über das Ashermann-Syndrom. Dabei handelt es sich um Verwachsungen, die nach einer Ausschabung auftreten können und die zur Unfruchtbarkeit führen könnten. Die Worte ‚…das ist in meiner ganzen Laufbahn noch nicht vorgekommen…‘ klingen mir noch heute im Ohr. Denn aus heutiger Sicht weiß ich es besser.

Zum Zeitpunkt der Operation hatte ich die höchste Wahrscheinlichkeit, dass ein Ashermann-Syndrom auftritt. Frisch nach der Geburt, inklusive entzündeter Gebärmutter. Hätte man mich nur darüber aufgeklärt und mir eine Klinik empfohlen, die auf solche Fällte spezialisiert ist. Ich hätte meine Sachen gepackt und wir wären am selben Abend noch losgefahren. Denn diese Klinik gibt es, sie befindet sich in Hamburg.

Während der Operation war ich wach.

Ich entschied mich für eine PDA, in der Hoffnung am nächsten Tag meinen Sohn an die Brust legen zu können. Die OP lief viel länger als geplant. Ich erinnere mich daran, dass es hektisch wurde und ich zu viel Blut verlor. Ein paar Tage später wurde ich nach Hause geschickt, als wäre alles in Ordnung. Erst ein Jahr später fand man heraus, dass meine Gebärmutter zugewachsen war. Anstatt einer gemütlichen kleinen Höhle, gab es keinen Eingang und keinen Zugang zu den Eileitern.

Ashermann-Syndrom im schlimmsten Grad war die Diagnose, die mir der Facharzt in Hamburg lieferte. Nun ist seitdem schon wieder ein Jahr vergangen und ich werde Ende Oktober das vierte Mal in dieser Klinik operiert. In der Hoffnung, meine Gebärmutter rekonstruieren zu können, damit sie irgendwann wieder eine kleine gemütliche Höhle für einen weiteren Bauchbewohner sein kann.

Wie das alles ausgeht, steht in den Sternen, aber ich bleibe guter Dinge.

Ich teile meine Geschichte, um anderen Frauen in ähnlicher Situation Mut zu machen und ihnen zu zeigen, dass sie nicht allein sind. Trotz aller Herausforderungen halte ich an meiner Hoffnung auf ein weiteres Wunder fest. Das verdanke ich vor allem auch meiner wundervollen @mental_stabil-Community auf Instagram, denn hier tauschen wir uns aus, lernen voneinander und stehen uns bei.”


Liebe Jeannette, vielen Dank, dass du uns deine Geschichte anvertraut hast. Wir wünschen dir alles Liebe für die Zukunft! Wenn ihr Jeannettes Weg verfolgen wollt, schaut gerne auf ihrem Instagram-Account @mental_stabil vorbei!

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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