Amoklauf an Grazer Schule: Was diese Nachricht mit mir als Mama macht

Morgens bringe ich meine Tochter zur Schule, verabschiede sie mit einem dicken Kuss und fahre völlig entspannt zur Arbeit. Ich weiß, dass sie einen schönen Tag haben und liebevoll betreut werden wird, bis ich sie am Nachmittag wieder abhole.

Heute morgen aber fühlte es sich anders an, sie abzugeben. Im Kopf und im Herzen habe ich die Nachrichten von gestern: Ein 21-Jähriger stürmt in eine Grazer Schule, tötet neun Schüler*innen, einen Lehrer und sich selbst. Es ist so unglaublich schrecklich, man kann sich den Schmerz der Betroffenen kaum vorstellen. Ich kann nicht aufhören, an die Eltern zu denken, die ihre Kinder nie mehr in die Arme schließen können. An die Kinder, die Dinge sehen mussten, die selbst Erwachsene nicht ertragen können. Und auch an die Lehrerinnen und Lehrer.

„Dieser Horror ist nicht in Worte zu fassen,“ wird Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen zitiert. Und spricht damit allen aus dem Herzen.

Immer wieder kommt es in den letzten Monaten und Jahren auch hier in Deutschland zu Amok-Drohungen an Schulen, bisher haben sie sich als miese Scherze entpuppt. Aber jede einzelne von ihnen hinterlässt einen kleinen Stachel in unserem Herzen: Was ist, wenn es ernst wird? Was ist, wenn es die Schule unserer Kinder erwischt?

Seit ich Mama bin, treffen mich Nachrichten wie diese noch viel mehr und hinterlassen mich mit einem ohnmächtigen Gefühl.

Denn was diese Taten noch grausamer macht: Sie passieren ausgerechnet an Orten, die eigentlich geschützte Räume sein sollten – an Schulen.

Es ist ein Privileg und (m)ein tiefes Glück, dass meine Tochter in Frieden aufwächst. Und dazu gehört für mich auch, dass sie gerne zur Schule geht, zumindest die meiste Zeit. Dass sie sich dort sicher fühlt, dass sie in die Umgebung und die Menschen Vertrauen hat und so unbeschwert lernen und spielen kann. Nachrichten wie diese lassen diesen behüteten Ort zerbrechlich wirken. Ich fühle mich hilflos. Und das macht mir Angst.

Die Täter? In der Regel selbst noch Kinder oder junge Erwachsene.

Ehemalige Schüler der Einrichtungen, die dort oftmals unschöne Erfahrungen gemacht haben. Ich weiß, dass wir nicht alles kontrollieren können. Aber ich wünsche mir, dass wir alle künftig noch genauer hinhören, hinschauen und helfen – bevor etwas eskaliert.

Ich versuche, mich wieder zu sammeln und ohne Angst als meinen ständigen Begleiter weiterzumachen.

Die Gedanken aller Kolleginnen von Echte Mamas sind bei allen, die in Graz von dieser Tragödie betroffen sind.

Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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