„Als mein Baby kam, ging der Papa, den ich mir so sehr gewünscht hatte.“

Als Luana Mutter wurde, erlebte sie das größte Glück – und gleichzeitig den tiefsten Schmerz ihres Lebens. Nur zwei Tage nach der Geburt ihres Sohnes verlor sie eine der wichtigsten Bezugspersonen: ihren Stiefvater. Er war für sie viel mehr als ein „neuer Partner der Mutter“ – er war der Papa, den sie sich immer gewünscht hatte. Luanas Geschichte erzählt von tiefer Verbundenheit, Trauer und der Kraft, trotz allem weiterzugehen.

Triggerwarnung: Dieser Text thematisiert die Trauer um einen geliebten Menschen. Lies die Geschichte also nur, wenn du dich emotional dazu in der Lage fühlst.

„Mein Stiefvater trat in mein Leben, als ich gerade auf die weiterführende Schule ging. Plötzlich war er da – der neue Freund meiner Mutter, nachdem sich meine Eltern getrennt hatten. Anfangs mochte ich ihn nicht, doch er gab nicht auf. Jeden Tag kämpfte er um meine Liebe, wollte für mich da sein und zeigte es mir auf jede erdenkliche Weise.

Mit der Zeit wurde er zu dem Vater, den ich mir immer gewünscht hatte.

Er erlebte all die Momente mit mir, die eigentlich meinem leiblichen Vater vorbehalten gewesen wären. Er tröstete mich bei meinem ersten Liebeskummer, hielt in meiner schwierigsten Teenagerphase zu mir, half mir bei den Hausaufgaben und unterstützte mich bedingungslos in allen Lebenslagen.

Er war nicht nur mein Stiefvater – er war mein Papa. Ich wusste immer: Wenn ich eines Tages ein Kind bekomme, würde er der großartigste Opa sein.

Mein heutiger Ehemann war der einzige Mann, den mein Stiefvater von Anfang an mochte.

Bei allen anderen war er skeptisch, schützend, manchmal auch streng. Doch bei ihm war es anders – als hätte er gespürt, dass dieser Mensch mich wirklich liebt. Als ich heiratete, war es meinem Stiefvater eine große Ehre, mich an meinen Mann zu übergeben.

Dieser Moment war voller Stolz, Liebe und unausgesprochener Verbundenheit – ein stiller Abschied und zugleich ein Vermächtnis.

Irgendwann wurde ich tatsächlich schwanger.

Die Vorfreude wuchs mit jedem Tag. Doch in der Mitte der Schwangerschaft, erhielt ich eine Nachricht, die alles veränderte: Mein Papa hatte Krebs. Die Ärzte gaben ihm 90–95 % Überlebenschance – und doch ließ mich die Angst nicht los.

Ich weinte viel, bangte um ihn und sah, wie er immer schwächer wurde. Er nahm ab, wurde zusehends dünner – bis er kaum noch wiederzuerkennen war. Die Schwangerschaft verging wie im Flug, und schließlich war mein Sohn auf der Welt. Ich konnte es kaum erwarten, meinen Stiefvater anzurufen und ihm seinen Enkel per Videoanruf zu zeigen.

Ich wusste, wie schlecht es ihm ging – aber ich war mir sicher, dass dieser Moment ihm Freude bringen würde.

Doch nur zwei Tage nach der Geburt meines Sohnes geschah das Unfassbare: Er starb – plötzlich und auf eine Weise, die niemand verdient. Mein Baby war gerade einmal zwei Tage alt.

Ich war frischgebackene Mutter – und verlor gleichzeitig eine der wichtigsten Personen meines Lebens. Zwischen unermesslicher Trauer und bedingungsloser Liebe fühlte ich mich verloren. Ich weinte, weil ich Mutter geworden war – und ich weinte, weil ich ihn verloren hatte. Es war die intensivste Achterbahnfahrt meiner Gefühle, die ich je erlebt habe.

Wäre ich keine Mutter geworden, hätte ich diesen Schmerz nicht ausgehalten.

Ich hatte sehr dunkle und düstere Gedanken, wusste nicht, wie lange ich diese Trauer noch aushalten könnte. Im gleichen Moment dachte ich aber immer an meinen Sohn – er brauchte mich. Monatelang träumte ich von meinem Stiefpapa, hoffte insgeheim, er würde zurückkommen. Aber das Leben geht weiter – auch wenn es weh tut.

Und doch hat das Leben mir auch Trost geschenkt. Irgendwann erkannte ich, dass ich Hilfe brauchte. Und ich nahm sie an. Nicht, weil ich schwach war – sondern weil es Stärke bedeutet, sich einzugestehen, dass man nicht allein da durch muss.

Heute, knapp fünf Jahre später, vergeht kein Tag, an dem ich nicht an ihn denke.

Oft weine ich noch – still, heimlich, leise. Doch ich habe gelernt, mit dem Schmerz zu leben.

Und ich weiß: Er ist immer bei mir.

Wir Mütter erleben so viele intensive Gefühle – Liebe, Erschöpfung, Glück, Angst, Trauer.

Manchmal prallen sie alle gleichzeitig auf uns ein. Und genau das ist okay. Aber wir Mütter sind so unfassbar stark. Das habe ich erst wirklich verstanden, als ich Mama wurde. Heute bin ich zweifache Mama – und dankbar für das Leben.
Ich möchte euch sagen:

Es ist in Ordnung, stark zu sein – und trotzdem zu zerbrechen. Es ist in Ordnung, Hilfe zu brauchen – das macht euch nicht schwach, sondern mutig. Und es ist in Ordnung, jemanden zu vermissen – selbst dann, wenn man gerade das größte Glück im Arm hält.”


Liebe Luana, vielen Dank, dass wir deine berührende Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

Echte Geschichten protokollieren die geschilderten persönlichen Erfahrungen von Eltern aus unserer Community.

WIR FREUEN UNS AUF DEINE GESCHICHTE!
Hast Du etwas Ähnliches erlebt oder eine ganz andere Geschichte, die Du mit uns und vielen anderen Mamas teilen magst? Dann melde Dich gern! Ganz egal, ob Kinderwunsch, Schwangerschaft oder Mamaleben, besonders schön, ergreifend, traurig, spannend oder ermutigend – ich freue mich auf Deine Nachricht an [email protected]

Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

Alle Artikel

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Neueste
Älteste Beliebteste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen