Alleinerziehend auf Wohnungssuche: „Ihre Lebenssituation passt nicht.”

Angelina teilt ihre echte Geschichte, um auf ein Thema aufmerksam zu machen, das viele Alleinerziehende betrifft: Diskriminierung bei der Wohnungssuche. Nach ihrer Trennung suchte sie ein neues Zuhause für sich und ihren Sohn – doch statt Unterstützung erlebte sie Vorurteile und Ablehnung. Wie sie trotz allem den Mut nicht verlor, erzählt sie hier.

„Ich bin Mutter eines bald vierjährigen Sohnes und komme aus einer zwölfjährigen Beziehung, acht Jahre davon verheiratet. Wir hatten ein Haus mit großem Garten, drei Autos vor der Tür und keine finanziellen Sorgen – nach außen alles perfekt. Doch zwischen uns passte es nicht mehr. Wir haben uns einvernehmlich getrennt. Da das Haus im Besitz seiner Familie war, war mir schnell klar: Ich muss einen neuen Weg für mich und meinen Sohn finden.

Mein Sohn sollte sein eigenes Zimmer haben – ein kleines Reich, das ihm zeigt: Mama wohnt jetzt woanders, aber er hat weiterhin ein Zuhause bei mir und beim Papa. Die Wohnungssuche als Alleinerziehende begann, und ich merkte sofort: Die Preise sind hoch, die passenden Wohnungen rar. Ehrlichkeit war mir von Anfang an wichtig: Ich schrieb offen, dass ich alleinerziehend bin und eine Wohnung für uns suche.

Doch erste Rückmeldungen blieben aus.

Dann kam die Einladung zu einer Wohnung, die mir sofort gefiel – kleiner Garten, ideal für meinen Sohn. Ich war aufgeregt und voller Hoffnung. Doch schon vor dem Termin spürte ich das Unbehagen: Mit mir war noch ein Paar mi einem kleinen Kind eingeladen. Und bei ihnen hatte sich der Vermieter bereits telefonisch gemeldet. Ich fühlte mich im Nachteil, wollte mich aber auch nicht direkt entmutigen lassen. Er begrüßte mich dann mit den Worten, dass er neugierig sei, weil ich so nett geschrieben hätte. Alles schien zunächst normal.

Doch als ich dann während der Besichtigung auf ihn zuging, um noch ein paar Fragen zu stellen und mein Interesse zu bekräftigen, gab mir der Vermieter vor den anderen Interessenten eine heftige Abfuhr: ‚Ihre Lebenssituation passt nicht in meine Wohnung. Ich muss ja auch meinen Dispo bezahlen.‘ Ich fühlte mich wie vor den Kopf gestoßen, abgewertet, nur weil ich alleinerziehend bin.

Ich versuchte zu erklären, dass wir finanziell abgesichert sind, dass ich zuverlässig bin.

Sogar nachdem ich dem Vermieter nach dem Termin noch einmal geschrieben und meine Verbindlichkeit zugesichert hatte, erhielt ich die offizielle Absage. Letztlich entschied er sich für ein kinderloses Paar.

Diese Erfahrung hat mich tief getroffen. Jemandem in einer ohnehin schon verletzlichen Situation Hoffnung zu machen, um sie dann öffentlich zurückzuweisen – das ist entwürdigend. Ich fühlte mich diskriminiert, missverstanden und vorgeführt.

Aber ich durfte nicht aufgeben – für meinen Sohn musste ich weitersuchen.

Ich aktivierte alle Wohnungsportale, reagierte sofort auf neue Angebote und über Kleinanzeigen fand ich schließlich eine Wohnung, die perfekt zu uns passte. Die Vormieter, selbst Eltern in einer Patchwork-Situation, waren verständnisvoll und unterstützend. Der Vermieter legte Wert auf Ehrlichkeit und Vertrauen – und nach kurzer Zeit hatte ich die Zusage.

Der Einzug war ein Mix aus Freude, Erleichterung und Trauer, weil damit offiziell mein neues Leben nach der Trennung begann. Mein Sohn hat sein eigenes Zimmer, ich mein Homeoffice, Balkon und Badewanne. Innerhalb von vier Wochen war die Wohnung fast komplett eingerichtet. Ich musste lernen, Hilfe anzunehmen und Freunde um Unterstützung zu bitten.

Und trotzdem bleibt die Erfahrung mit dem ersten Vermieter präsent.

Sie hat mir gezeigt, wie schwierig das Leben für alleinerziehende Mütter sein kann: eine sensible Lebenssituation, finanzieller Druck – und dann noch Vorurteile und Diskriminierung. Es ist traurig, dass so viele Eltern in ähnlicher Lage so behandelt werden, dass sie sich entmutigt und bewertet fühlen, nur weil sie Kinder haben.

Mein Learning daraus ist: Man darf sich nicht klein machen lassen, muss mutig sein und dranbleiben – für das eigene Glück und das des Kindes. Gleichzeitig sollte unsere Gesellschaft mehr Verständnis und Unterstützung für Alleinerziehende zeigen, statt Vorurteile zu verbreiten. Denn jede Mutter, die trotz aller Hürden ein Zuhause für ihr Kind findet, leistet Unglaubliches – und verdient Respekt.”


Liebe Angelina (Name auf Wunsch geändert), vielen Dank, dass wir deine berührende Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

Echte Geschichten protokollieren die geschilderten persönlichen Erfahrungen von Eltern aus unserer Community.

WIR FREUEN UNS AUF DEINE GESCHICHTE!
Hast Du etwas Ähnliches erlebt oder eine ganz andere Geschichte, die Du mit uns und vielen anderen Mamas teilen magst? Dann melde Dich gern! Ganz egal, ob Kinderwunsch, Schwangerschaft oder Mamaleben, besonders schön, ergreifend, traurig, spannend oder ermutigend – ich freue mich auf Deine Nachricht an [email protected]

Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

Alle Artikel

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Neueste
Älteste Beliebteste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen