Unterstützung durch ambulante Wochenbettsprechstunde

Eine Hebamme für die Wochenbettbetreuung zu finden, ist für viele Mütter zu einer echten Herausforderung geworden. Vor allem in Großstädten und Ballungsräumen ist die Nachfrage so viel größer als das Angebot, so dass immer mehr frischgebackene Mamas ohne die Fürsorge und den Rat einer erfahrenen Hebamme auskommen müssen. Eine ambulante Wochenbettsprechstunde kann für diese Mütter die Rettung in der Not sein (Einige Bespiele, wo diese zu finden sind, siehe unten).

Zweifach-Mama Henrike Mancarella aus Hamburg zum Beispiel kennt die Schwierigkeiten bei der Suche nach einer Hebamme nur zu gut:

„Bei meiner Tochter vor rund drei Jahren, war es schon schwierig aber nicht unmöglich, eine Hebamme zu finden. In der Schwangerschaft mit meinem Sohn vor gut 1,5 Jahren war dies schon eine echte Herausforderung und die Anzahl der Frauen ohne Wochenbettbetreuung in meinem Bekanntenkreis wurde und wird zunehmend größer.

50 erfolglose Telefonate, bis man endlich die Zusage von einer Wochenbetthebamme bekommt, sind mittlerweile leider keine Seltenheit mehr. Und dann wächst einfach die Verzweiflung.“

Ein Wochenbett ohne Hebammenbetreuung ist eine Zumutung

Henrike fand diese Situation für junge Mütter unzumutbar und wollte etwas daran ändern. Zusammen mit Hebamme Friederike Häring rief sie deshalb eine ambulante Wochenbettsprechstunde im Hamburger Stadtteil Rotherbaum ins Leben. Frauen, die keine Betreuung für die Wochen nach der Geburt haben, findet dort Rat und Unterstützung – entweder persönlich oder per Telefon. Die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen.

„Ich beantworte ihre Fragen, helfe beim Stillen, führe körperliche Untersuchungen bei Mutter und Kind durch und kann dabei ganz individuell auf jede Frau eingehen“ erklärt Friederike, die sich 2017 als freiberufliche Hebamme selbständig machte, nachdem sie zunächst in einer Klinik mit Perinatalzentrum Erfahrungen in der Geburtshilfe sammelte.

In der Wochenbettsprechstunde stellten ihr die Frauen vor allem Fragen zur Entwicklung und Pflege des Babys sowie zum Stillen. Aber auch Fragen bezüglich der Rückbildung, des Wochenflusses etc. spielen eine wichtige Rolle.

Bei Friederike finden junge Mütter außerdem auch Raum für Gespräche, zum Beispiel über das Geburtserlebnis oder die Veränderungen in der Partnerschaft.

Mit der Wochenbettsprechstunde haben Henrike und Friederike zwar „aus der Not eine Tugend“ gemacht, wie sie selbst sagen, denn natürlich ist es vor allem in den ersten Tagen nach der Geburt schöner, wenn die Hebamme ins Haus kommt.

Doch vor allem für Mütter, die ihr erstes Kind bekommen haben, ist es angesichts der vielen Fragen und Unsicherheiten während des Wochenbetts besser, ambulant Hilfe zu finden, als ganz auf sich allein gestellt zu sein. Deshalb richtet sich ihre Anlaufstelle auch bewusst an Mütter, die ohne die Sprechstunde gänzlich unbetreut wären.

Für Friederike ist vor allem der Zeitfaktor der ambulanten Sprechstunde ein großer Vorteil, der indirekt auch den Frauen zugute kommt: „Dadurch, dass meine Anfahrtswege wegfallen, weil die Frauen zu mir in die Praxis kommen, spare ich viel Zeit ein. Gleichzeitig kann ich so natürlich auch noch mehr Frauen in der Sprechstunde versorgen, als wenn ich auf Hausbesuchen unterwegs bin.“

Doch was, wenn eine Mutter wirklich nicht in der Lage ist, sich auf den Weg in die Praxis zu machen? In solchen Fällen steht Friederike während ihrer Sprechzeiten auch telefonisch mit ihrem Wissen zur Verfügung. Wenn es Mutter oder Baby jedoch ernsthaft schlecht geht, rät sie dringend dazu, die Frauen- oder Kinderarztpraxis aufzusuchen.

Friederike Hering zeigt, wo sie die ambulante Wochenbettbetreuung durchführt. Foto: Lillebror

Ist die Wochenbettsprechstunde in Zeiten des Hebammenmangels das Modell der Zukunft?

Friederike hofft, dass Hebammen während des Wochenbetts auch zukünftig regulär zu den Frauen nach Hause kommen können. „Gerade im Frühwochenbett ist die Hebammenbetreuung eine wertvolle Hilfe. Allerdings finde ich die häusliche Betreuung in diesem Rahmen auch sehr wichtig, da die Frau nach der Geburt keine anstrengenden Wege auf sich nehmen muss und die Hebamme einfach nach Hause kommt. Die Wochenbettsprechstunde sollte daher eher eine ‚Notlösung’ sein, wenn die häuslichen Kapazitäten erschöpft sind“, sagt Friederike.

Als Hebamme wünscht sie sich zudem, dass die Geburtshilfe insgesamt in Deutschland gerettet werden kann: „Es wäre toll, wenn es für unsere nächsten Generationen weiterhin die Wahlmöglichkeit des Geburtsortes gäbe. Dazu zählen Klinikgeburten, Geburtshausgeburten und auch Hausgeburten.

Jede Frau ist anders und jede Frau fühlt sich in einem anderen Rahmen sicher und wohl, deshalb hoffe ich auf eine Veränderung im System der Geburtshilfe und damit verbunden weniger Interventionen während der Geburt und wieder mehr positive Geburtserlebnisse.“

Die ambulante Wochenbettsprechstunde von Friederike findet zweimal wöchentlich in der Familien- und Kinderkurspraxis „Lillebror“ in Hamburg Rotherbaum statt. Die Anmeldung erfolgt ganz einfach bei Bedarf, also wenn das Baby geboren ist, per E-Mail, Telefon oder Anmeldeformular auf der Website.

Daneben gibt es breites Kursprogramm für werdende Eltern und frischgebackene Familien, unter anderem mit Sportangeboten, Geburtsvorbereitung, Babymassage, Säuglingspflege, Musik für Babys und Krabbelkursen.

Weitere Hebammen, die eine ambulante Wochenbettsprechstunde anbieten:

Hebamme Nadine Stittrich in 61184 Karben

Hebamme Britta Heilemann in 60316 Frankfurt am Main

Geburtshaus Idstein in 66510 Idstein

Hebammenpraxis Müggelsee in 12587 Berlin

P.S. Noch ist das Angebot der ambulanten Wochenbettsprechstunde relativ eingeschränkt. Wir sind dankbar für jeden Tipp und ergänzen die Liste gerne.

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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