Adoption bereut: „Eltern” bringen Vierjährige in russisches Waisenhaus

Das Schicksal eines kleinen Waisenkindes aus Russland ist so traurig, dass es einem fast das Herz zerreißt. Als das Kind zwei ist, stirbt seine Mama, es kommt in ein Waisenhaus. Doch immerhin wird die Kleine dann schnell adoptiert. Ein Paar aus Schweden holt sie zu sich. Es folgt also ein Umzug in ein fremdes Land, zu fremden Menschen mit einer fremden Sprache. Dann das Ungeheuerliche: Kaum hat sich das Mädchen eingelebt und an alles gewöhnt, bringen die neuen Eltern sie zurück nach Russland.

Das Kleinkind hatte nach dem Tod der Mutter keinerlei Angehörige, die sich um sie kümmern konnten. Der Vater ist unbekannt. Es gibt nur einen Onkel in Schweden und dieser beantragt dann gemeinsam mit seiner Frau die Adoption der Zweijährigen. Wie verschiedene Medien berichten, war das Adoptionsverfahren ziemlich kompliziert, da es zwischen Schweden und Russland seit 2013 kein Adoptionsabkommen mehr gibt.

Im Herbst 2019 darf die Kleine zu ihren neuen Eltern nach Schweden ziehen

Endlich war alles geregelt und eigentlich sollte nun ein neues Leben voller Liebe für die Kleine beginnen. Im Herbst 2019 ist es soweit, das Mädchen darf nach Schweden zu seinen neuen Eltern ziehen. Über das Paar ist nicht viel bekannt, sie sollen allerdings gut situiert sein und in einem großen Eigenheim im Süden von Schweden leben. Doch schon früh wurde klar, dass der Umzug der Zweijährigen nach Schweden ihr nicht das bringt, was sie am meisten braucht: Eine liebevolle neue Familie.

Denn schon im Mai 2020 und dann erneut im Oktober 2020 melden sich die Pädagogen des Kindergartens beim Jugendamt. Offenbar sind sie besorgt um das Wohl des Kindes. Was genau der Grund für die Sorgen war, ist nicht bekannt, da die Akte verschlossen ist. Es werden jedoch entsprechende Untersuchungen vom Jugendamt eingeleitet, die aber ohne Ergebnisse wieder eingestellt werden.

Plötzlich verschwindet die inzwischen Vierjährige von der Bildfläche

Dann im Dezember 2020 erscheint das Mädchen plötzlich nicht mehr in der Vorschule. Als sie auch nach Weihnachten nicht mehr auftaucht, sind die zuständigen Pädagogen alarmiert. Am 22. Februar melden sie das Verschwinden bei den Behörden. Nur deswegen kommt die schreckliche Wahrheit ans Licht: Die Eltern bereuten die Adoption und brachten das inzwischen vierjährige Kind zurück nach Russland. Der genau Aufenthaltsort der Kleinen ist bis heute unklar.

Mittlerweile setzt sich ein schwedischer Anwalt für das Mädchen ein, er will sie gemeinsam mit dem Jugendamt nach Schweden zurückholen. Gegenüber der angesehenen Zeitung „Dagens Nyheter“ sagte er: „Sie haben dem 4-jährigen Mädchen alles genommen, was es kannte und zurück in das russische Waisenhaus geschickt, aus dem es kam. Ich arbeite seit 15 Jahren mit Adoptionsfragen. Noch nie hat mich etwas so abgestoßen. Es ist eine fürchterliche Situation. Stell dir vor, du bist vier Jahre alt und vollkommen hilflos.“

Adoptiveltern kommen ungestraft davon

Durch ihre Adoption hat die Vierjährige die schwedische Staatsbürgerschaft und der Anwalt ist sicher, dass er dort für sie eine nette Pflegefamilie finden kann. Doch die russischen Behörden sehen das wohl anders, sie haben die Adoption einseitig aufgehoben. Noch dazu weiß niemand, wo sich die Kleine befindet. Möglicherweise ist sie im Waisenhaus, vielleicht aber auch bei Pflege- oder Adoptiveltern.

Auch Polizei und Staatsanwalt haben sich mit dem traurigen Fall der Vierjährigen auseinandergesetzt. Allerdings gibt es für so einen Fall kein passendes Gesetz, der Onkel und seine Frau kommen also ungestraft davon. Angelica Freeman, leitende Mitarbeiterin im zuständigen Jugendamt erklärt gegenüber Dagens Nyheter: „Wenn sie das Kind auf einer Straße in Schweden ausgesetzt hätten, wäre es eine Straftat gewesen. Aber es ist kein Verbrechen, ein Kind in ein Kinderheim zu bringen.“

Es ist also unklar, was aus dem kleinen Mädchen wird. Wir hoffen sehr, dass die Kleine trotz allem eine liebevolle Familie findet, bei der sie ankommen darf.

 

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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