Squid Game: So gefährlich ist die brutale Serie für Kinder

Bestimmt habt ihr schon von der Netflix-Serie „Squid Game” gehört, denn die südkoreanische Produktion wird derzeit überall gefeiert und ist angeblich schon jetzt die erfolgreichste Netflix-Produktion aller Zeiten. In den letzten Tagen mehren sich allerdings die kritischen Stimmen. Das Problem: Squid Game ist inzwischen in deutschen Schulen und Kitas angekommen.

Vermehrt werden brutale Szenen von Kindern nachgespielt

So sollen Kinder an einer Kita in Pinneberg, an der Reventlouschule in Kiel und an der Schule Tremser Teich in Lübeck brutale Szenen nachgespielt haben, wie der NDR berichtet. Dafür hätten sie simuliert, sich selbst zu erschießen.

In anderen Bundesländern wurden laut Medienberichten beim Nachspielen der Szenen schon Kinder geschlagen, bespuckt und gedemütigt.

Verstörende Gewaltdarstellungen können von Kindern kaum verarbeitet werden

„Es bereitet uns Sorgen, dass eine Serie, die ab 16 freigegeben ist, von Acht-, Neun-, Zehn-, und Elfjährigen nachgespielt wird. Es sind verstörende Bilder, die da in der Serie gezeigt werden, die ein Acht- oder Zehnjähriger gar nicht so verarbeiten kann. Deswegen möchten wir das unterbinden“, erklärt der Schulleiter der Schule am Tremser Teich dem NDR Schleswig-Holstein.

In Squid Game geht es um Menschen, die sich hoch verschuldet haben. Diese bekommen von ihrer Regierung eine zweite Chance. Sie können in scheinbar harmlosen Kinderspielen gegeneinander antreten, um ein Preisgeld in Millionenhöhe zu gewinnen. Doch wer verliert, wird auf der Stelle getötet. Die blutigen und verstörenden Gewaltdarstellungen sind schon für viele Erwachsene schwer zu ertragen.

Was mag das mit Kindern anrichten, für die die Inhalte der Serie auf Social Media ganz leicht zu erreichen sind?
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Medien-Experten schlagen Alarm

Das Portal Web.de hat mit einer Expertin darüber gesprochen, was das Anschauen einer solchen Serie anrichten kann. Mediencoach Dr. Iren Schulz findet es besorgniserregend, wenn solche exzessiven Gewaltdarstellungen Kinder erreichen. Deswegen hat sie eine klare Empfehlung an alle Eltern: „Durch technische Lösungen zu Hause kann man den Zugang recht gut unterbinden. Und wenn die Kinder das schon gesehen haben, ist es wichtig, darüber miteinander zu reden und zu begründen: ‚Darum ist das nichts für dich.‘”

Eltern können ihren Kindern zum Beispiel erklären, dass es um Gewalt und Tod gehe, was für Kinder nicht geeignet ist. „Bei älteren Kindern kann man ins Gespräch gehen und Themen diskutieren wie etwa: Was passiert mit einer Gesellschaft, wenn man Probleme so löst? Ich finde es als Elternteil immer wichtig, dass man eine klare Position hat und eine klare Meinung und das mit den Kindern bespricht. Denn gerade ältere Kinder nehmen Verbote nicht einfach so hin.”

Was fasziniert Kinder an Squid Game?

Allerdings entsteht an Schulen und Kitas schnell ein sozialer Druck, manche Kinder haben die Serie gesehen, andere nicht. Deswegen rät Dr. Iren Schulz dazu, auch die Lehrpersonen und Erzieher mit ins Boot zu holen und die Serie an Elternabenden zu thematisieren.

Außerdem ist die Expertin überzeugt: „Hat man einen guten Draht zu seinen Kindern und erzieht sie im Sinne unseres gesellschaftlichen Weltbildes, dann werden die meisten Kinder sowas ohnehin nicht sehen wollen, weil sie es zu gruselig finden.

Aber warum spricht die Serie dann offenbar so viele Kinder an?

Auch darauf hat Dr. Schulz eine Antwort: Die knallbunte Ästhetik spreche Kinder an, außerdem finden sie die gezeigten Kinderspiele spannend. „Und was auch immer zum Heranwachsen gehört, sind Mutproben und Grenzüberschreitungen. Nach dem Motto: Mal schauen, wie viel ich aushalte und mich traue, dann gehöre ich zu den Coolen.“

Die Expertin stellt klar, dass aber kein Kind im Grundschulalter oder jünger in der Lage sei, das Gezeigte richtig zu verarbeiten und einzuschätzen. Auch sei die moralische Ebene in der Serie zu komplex, um sie zu verstehen. „Was man mit älteren Kindern und Jugendlichen aber diskutieren kann, sind Fragen wie: Wie weit würden Menschen für Geld gehen? Macht Geld wirklich glücklich? In der Serie stecken viele ethische Komponenten, aber das gehört nicht die Kindheit.”

Psychische Auswirkungen, Unruhe und Schlafstörungen als Folgen

Das teilweise gewaltvolle Nachahmen der Serie sei außerdem nur eine der Nebenwirkungen unter denen Kinder durch die Serie leiden können: Unruhe und Schlafstörungen können die Folgen sein, weil die Inhalte die Kinder überfordern.

„Solche Gewaltinhalte zu sehen, ist für Kinder verstörend. Es kann zu psychischen Auswirkungen kommen. Je nachdem, wie sensibel das Kind ist.” Schlimmstenfalls missverstehen Kinder die gezeigte Gewalt als Vorlage, wie man Konflikte und Probleme löst.

Eltern sollten ihre Kinder vor der Serie schützen

Deswegen rät die Expertin allen Eltern dazu, klare Vorkehrungen zu treffen, um Kinder bestmöglich vor der Serie zu schützen: „Kinder sollten keinen unbegrenzten Zugang zu Netflix und YouTube haben. Bei Streaming-Diensten empfehle ich, Kinderprofile anzulegen und das Erwachsenenprofil entsprechend zu sichern. Bei YouTube sollte man den Kindern besser ‚YouTube Kids‘ zur Verfügung stellen. Außerdem kann man Bildschirmzeiten einstellen.”

Ein verantwortungsvoller und bewusster Umgang mit den Medien scheint also der Schlüssel zu sein. Zeitgleich fragt man sich, ob nicht auch die Anbieter der Serie mehr dafür tun könnten, um Kinder vor den verstörenden Inhalten zu schützen. Da dies aktuell aber noch nicht der Fall ist, bleibt die Verantwortung vorerst bei den Eltern.

Hier könnt ihr beispielsweise nachlesen, wie ihr euren Fernseher kindersicherer machen könnt.

Schaut ihr die Serie Squid Game? Verratet uns gerne in den Kommentaren, wie ihr dazu steht.

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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