Lebensmittel-Allergien vorbeugen: Experten ändern ihre Empfehlungen

Lebensmittel-Allergien sind ein großes Thema: Bisher wurde von Experten häufig empfohlen, mit Nüssen und anderen potenziell allergieauslösenden Lebensmitteln zu warten, bis Kinder drei Jahre alt sind. Die Theorie dahinter war, dass sie erst dann ein Immunsystem aufgebaut haben, das stark genug ist, damit umzugehen. Zuvor wäre die Gefahr eines allergischen Schocks viel zu groß.

Nun gibt es tatsächlich ganz neue Richtlinien, herausgegeben von der AAP, der Amerikanischen Akademie der Pädiatrie.

Diese hat in der letzten Zeit Studien durchgeführt, die sich mit dem Risiko von Lebensmittelallergien auseinandersetzen. Das überraschende Ergebnis: Der Körper gewöhnt sich scheinbar eher an Dinge, wenn er sie sehr  jung kennenlernt!

Ähnlich wie beim Schmutz, der Kinder stärker macht, geht es also auch beim Essen zu. Laut der AAP gilt: Je früher sie alles essen, desto unwahrscheinlicher ist es, später Allergien zu entwickeln. In den beiden Studien wurde sogar schon Babys, die noch keine vier Monate alt waren, Erdnussbutter in die Milch gemischt, was offenbar einen positiven Effekt hatte.

Babys aus Allergiker-Familien sollten, so die Empfehlung, also früh mit Erdnüssen, Nüssen, Kuhmilch und Eiern vertraut gemacht werden – natürlich in altersgerechten Dosen.

Bei Kindern ohne erhöhtes Risiko sollte das auf jeden Fall im ersten Lebensjahr passieren: „Die Denkweise ist aktuell die, dass diese Lebensmittel noch vor dem ersten Geburtstag eingeführt werden sollen. Wir versuchen herauszufinden, welches Zeitfenster die goldene Möglichkeit bietet, das Immunsystem zu formen. Wir denken, es ist zwischen vier und sechs Monaten“, so Allergieexpertin Katie Marks-Cogan gegenüber US-Medien.

Bitte trotz der neuen Empfehlungen nicht zu früh mit Beikost beginnen! Foto: Bigstock

Ganz wichtig: Natürlich ist dies keine Aufforderung dazu, zu früh mit Beikost zu starten! Es geht vielmehr darum, die Kleinen ab und zu mal diese Dinge in geringsten Mengen probieren zu lassen, damit ihr Organismus Spuren der Allergene kennenlernt.

Scott Sicherer, einer der Autoren der neuen AAP-Empfehlungen, möchte Eltern beruhigen, die Angst um das Leben ihres Babys haben. Anaphylaktische Schockzustände, die man von Erwachsenen kennt und die potenziell lebensbedrohlich sind, kämen in diesem Alter kaum vor. Auch Schwellungen im Halsbereich und Kreislaufzusammenbrüche seien sehr unwahrscheinlich.

Wenn ein Baby tatsächlich bereits allergisch auf das angebotene Essen reagieren würde, dann würde es „nur“ mit Erbrechen und Ausschlag reagieren. Natürlich wäre es dann ein Fall für den Kinderarzt, trotzdem „müsse“ man dieses (geringe) Risiko eingehen. Schließlich hat man dann bereits Gewissheit, ohne eine möglicherweise tödliche Situation im fortgeschrittenen Alter. Höchstwahrscheinlich aber erreicht man durch die frühe Gabe von allergieauslösendem Essen lebensrettende Immunität.

Rebecca
Schon seit rund einer Dekade jongliere ich, mal mehr, mal weniger erfolgreich, das Dasein als Schreiberling und Mama. Diese zwei Pole machen mich aus und haben eines gemeinsam: emotionale Geschichten!

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