„Ich liebte seine Kinder, doch sein Nein zu einem eigenen Baby tat weh“

Als Kordi ihren Mann kennenlernt, bringt er zwei Kinder mit in die Beziehung. Obwohl sie die beiden sofort ins Herz schließt, ist der Wunsch nach einem eigenen Baby groß, doch ihr Partner kann sich kein weiteres Kind vorstellen. Für Kordi bricht eine Welt zusammen – bis sich ihr Wunsch schließlich doch noch erfüllt. Wie es dazu kam, und was der Weg als Stiefmama mit ihr gemacht hat, hat Kordi uns in ihrer Echten Geschichte erzählt:

„Ich selbst bin noch nicht so lange leibliche Mama, mein Sohn ist jetzt ein Jahr alt. Aber schon seit acht Jahren bin ich Stiefmama. Viele Jahre war das ein großer innerer Konflikt für mich, den ich so in meinem Umfeld kaum teilen konnte.

Als ich meinen Mann mit Mitte 30 kennenlernte, war ich plötzlich Teil einer kleinen Familie.

Zwei Kinder, gerade mal im Kindergartenalter, kamen regelmäßig jedes Wochenende und die halben Ferien in unser Leben. Von außen sah es oft idyllisch aus – und ja, ich habe diese beiden kleinen Seelen sofort in mein Herz geschlossen.

Ich wurde für sie eine wichtige Bezugsperson, manchmal Freundin, manchmal einfach die, die ihnen morgens das Toast schmierte oder sie abends zudeckte.

Doch eins war klar: Ich war nicht ihre Mama – und so haben sie mich auch nie genannt.

Und trotzdem habe ich sehr viel von mir gegeben. Ich habe ihr Lachen und ihre Tränen mitgetragen, ich habe Alltag gelebt, wenn sie da waren, und gleichzeitig gelernt, wieder loszulassen, wenn sie zurückgingen. Dieses Hin und Her zwischen Nähe und Distanz hat mich oft innerlich aufgewühlt. Ich war ‚Wochenend-Mama auf Zeit‘, ohne je wirklich die Sicherheit einer eigenen Familie zu spüren.

Tief in mir hatte ich den Wunsch, selbst ein Kind zu bekommen.

Doch irgendwann kam dieses klare ‚Nein‘ von meinem Mann (anfangs der Beziehung war es noch ein ‚Ja‘, dass er sich weitere Kinder vorstellen könnte). Er hatte aber schon zwei Kinder, und ich verstand seine Gründe – mit dem Kopf .

Aber mein Herz verstand es nicht.

Da war plötzlich Leere, ein Schmerz, den ich kaum in Worte fassen konnte.

Besonders schlimm war es, ihn mit seinen Kindern kuscheln zu sehen und dieses warme, selbstverständliche Band zwischen ihnen zu spüren. Und gleichzeitig zu wissen: Diese Rolle bleibt mir verwehrt. Es war wie ein dumpfer Schmerz in der Brust, ein Gefühl von ‚Ich darf nicht‘ und ‚Ich gehöre nicht ganz dazu‘.

Es vergingen Wochen und Monate, in denen ich mich fragte:

Bin ich weniger wert, weil ich ‚nur‘ Bonusmama bin?

Ich wollte nicht verbittert werden, wollte nicht zwischen Vorwürfen und Sehnsucht gefangen bleiben. Also begann ich, den schwersten Schritt zu gehen: loslassen und akzeptieren, was gerade ist.

Ich lernte, meinen Wunsch nicht mehr wie eine Forderung zwischen uns zu stellen, sondern ihn leise und liebevoll in mir zu halten. Ich fing an, die Liebe zu geben, die ich mir wünschte, ohne Erwartung.

Schritt für Schritt kamen mein Mann und ich wieder näher zueinander.

Weil der Druck wich und wir endlich ehrlich reden konnten, ohne Angst vor Schuldgefühlen oder Vorwürfen. Aber ich wurde natürlich auch älter.

Und dann, nach meiner erneuten liebevollen Einladung, änderte sich etwas in ihm. Er begann, selbst zu fühlen, dass da vielleicht doch noch Platz war für ein gemeinsames Kind.

Wir öffneten diese Tür ein zweites Mal – diesmal miteinander, ohne Kampf, ohne Zwang.

Mit 42 durfte ich dieses kleine Wunder dann doch selbst erleben: Ich wurde Mama.

Heute erfüllt unser Sohn unser Zuhause mit neuem Leben. Er wächst in einer Familie auf, in der Bonusgeschwister genauso dazugehören wie er selbst, in der Liebe auf vielen Wegen fließt.

Ein Wunder, für das ich bis heute unendlich dankbar bin. Aber dieser lange Weg als Stiefmama hat mich geprägt und gezeigt, wie komplex und tief diese Rollen sind, wie viele Emotionen da mitschwingen, über die kaum jemand spricht.

Diese Reise war voller Höhen und Tiefen.

Wochenenden, die mir das Herz zerrissen, weil ich alles so viel habe und trotzdem nicht ‚dazugehören‘ durfte. Nächte voller Tränen und Zweifel. Und doch hat sie mich stärker, weicher und dankbarer gemacht als je zuvor.

Ich habe gelernt: Manchmal müssen wir erst loslassen, damit die Liebe wieder fließen und Neues entstehen darf.

Und manchmal schenkt uns das Leben dann doch unser größtes Glück.

Ich würde so gerne anderen Frauen Mut machen, die in ähnlichen Situationen stecken.

Ich habe damals gemerkt: Viele Stiefmamas erleben ähnliche Gefühle. Sie lieben – und gleichzeitig tut es weh. Sie geben alles – und haben doch oft das Gefühl, nicht genug zu sein oder keinen Platz zu haben. Genau aus diesem Schmerz heraus habe ich angefangen, zu schreiben. Erst für mich, dann für andere. Um Worte für das Unsichtbare zu finden.“


Liebe Kordi, vielen Dank für Deine mutmachenden Worte – wie schön, dass du Deine Geschichte mit uns geteilt hast.

Wenn du selbst Stiefmama bist oder mehr über Kordi wissen möchtest, findest du sie bei Instagram unter @stiefmutter.magazin

Echte Geschichten protokollieren die geschilderten persönlichen Erfahrungen von Eltern aus unserer Community.

Wir freuen uns auf deine Geschichte!

Hast Du etwas Ähnliches erlebt oder eine ganz andere Geschichte, die Du mit uns und vielen anderen Mamas teilen magst? Dann melde Dich gern! Ganz egal, ob Kinderwunsch, Schwangerschaft oder Mamaleben, besonders schön, ergreifend, traurig, spannend oder ermutigend – ich freue mich auf Deine Nachricht an [email protected]

 

Wiebke Tegtmeyer

Nordisch bei nature: Als echte Hamburger Deern ist und bleibt diese Stadt für mich die schönste der Welt. Hier lebe ich zusammen mit meinem Mann und unseren beiden Kindern. Nach meinem Bachelor in Medienkultur, einem Volontariat und einigen Jahren Erfahrung als (SEO-)Texterin bin ich passenderweise nach meiner zweiten Elternzeit bei Echte Mamas gelandet. Hier kann ich als SEO-Redakteurin meine Leidenschaft für Texte ausleben, und auch mein Herzensthema Social Media kommt nicht zu kurz. Dabei habe ich mich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Ernährung von der Schwangerschaft über die Stillzeit bis hin zum Babybrei beschäftigt. Und wenn ihr auf der Suche nach einem Vornamen für euer Baby seid, kann ich euch garantiert passende Vorschläge liefern. Außerdem nutze ich die Bastel-Erfahrungen mit meinen beiden Kindern für einfache DIY-Anleitungen. Wenn der ganz normale Alltags-Wahnsinn als 2-fach Mama mich gerade mal nicht im Griff hat, fotografiere ich gern, gehe meiner Leidenschaft für Konzerte nach oder bin im Volksparkstadion zu finden.

Alle Artikel

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Neueste
Älteste Beliebteste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen