„Choose your battles wisely!“ Auf Englisch klingt der Rat „Wähle deine Kämpfe mit Bedacht“ einfach viel besser, oder? Aber die Aussage ist und bleibt natürlich dieselbe – und spätestens seitdem ich Mama bin, würde ich sie auch genau so unterschreiben.
Ich weiß noch, was für große Ambitionen ich in Sachen Erziehung hatte – bevor meine Tochter da war. Wehret den Anfängen! Eine gute Erziehung würde meiner Tochter das spätere Leben so viel leichter machen!
Wie das echte Leben meine Vorstellungen crashte
Okay, als es dann wirklich „losging“ mit der Erziehung, hatte ich diese Ansprüche schon enorm heruntergeschraubt. Einfach, weil ich jetzt wusste, wie das Leben mit Kind wirklich ist. Und: Wie toll Kinder sind, auch ganz ohne Erziehung.
Trotzdem hatte ich irgendwann das Gefühl, nur noch zu meckern. Den lieben langen Tag. Eine kleine Belehrung hier, eine sanfte Ermahnung dort, ein „ernstes Wort“ da. Und immer diese Angst, nicht konsequent genug zu sein – was, wenn mir alles völlig entgleiten würde?
Wie ätzend ist das denn bitte!? So wollte ich nicht sein, und so bin ich eigentlich auch nicht. Mal ganz davon abgesehen, dass meine Kleine auf diesem Ohr natürlich irgendwann taub war – völlig zu recht.
Meine Erziehung wurde entspannter – und zwar für uns beide
Deswegen habe ich die Notbremse gezogen und die „wisely chosen battles“ kamen ins Spiel. Ich überlegte immer wieder genau: Was war (mir) eigentlich wirklich wichtig? Und wo konnte ich problemlos auch mal Fünfe gerade sein lassen? Anfangs musste ich mir mehr als einmal auf die Lippen beißen, um nicht „loszuerziehen“, aber dann genoss ich sehr schnell meine neue Lässigkeit. (Und meine Tochter natürlich erst recht!)
Denn mal ehrlich: Sie liebte es, mit den Fingern zu essen. Fast alles. Na und? Ich wusste, dass sie mit Besteck essen kann und dass sie es woanders auch tun würde. Also, warum sollte sie zu Hause nicht entspannt und mit Freude futtern? Da bestand ich doch lieber darauf, dass sie nicht unbegrenzt Süßigkeiten in sich reinstopfte.
Und: Sie schlief irgendwann am liebsten nur noch im Schlüppi, manchmal mit (frischem) T-Shirt. Ja, wir hatten extra wunderbar süße Schlafanzüge gekauft – war mein Erwachsenen-Gedanke dazu. Aber es gab natürlich keinen echten Grund, sie ihre Schlafsachen nicht selbst aussuchen zu lassen. Um auf das Zähneputzen am Abend zu bestehen, gab es allerdings eine Menge guter Gründe!
Die meisten meiner „Ansagen“ waren überflüssig
Und so weiter…. Klebe-Tattoos mitten im Gesicht? Ich muss damit ja nicht rumlaufen. Klamotten, bei denen die Farb- und Musterkombi vor den Augen flirrt? Tun doch niemandem weh. Dieselbe Paw Patrol-Folge 15 Tage am Stück? Auch diese Macke wird wieder enden. Es wird lieber durch die Wohnung gerollt als gegangen? Na, Hauptsache, sie bewegt sich ins Bad, wenn es Zeit zum Fertigmachen ist.
Es sind doch so oft Sachen, an denen wir Eltern herummeckern, die nur unser eigenes Empfinden stören, aber eigentlich völlig egal sind. Mir ist aufgefallen, dass ich ganz oft Konsequenz mit meiner eigenen Sturheit verwechselt habe.
„Weil ich es so sage!“ war schon immer ein denkbar schlechtes Argument! Erziehung darf sich ja tatsächlich auch für alle Seiten leicht anfühlen.
Erzählt doch mal, wie haltet ihr es denn damit? Lasst ihr auch mal Fünfe gerade sein oder passt es bei euch, konsequenter zu sein?