Immer wieder bekommen wir Erfahrungsberichte, in denen Mütter spüren, dass mit ihren Kindern etwas nicht stimmt, und damit nicht ernst genommen werden. Stattdessen werden sie oft als „Helikoptermutter“, „hysterisch“ oder „überfürsorglich“ abgestempelt und belächelt. Dabei kennen wir Mamas unsere Babys besser als jede*r andere und liegen mit unserem Bauchgefühl in den meisten Fällen richtig. Genauso war es auch bei Michelle, deren kleiner Sohn von den Ärzten als „Schreibaby“ abgestempelt wurde. Obwohl Michelle spürte, dass etwas anderes dahintersteckt, wurde sie immer wieder abgewimmelt, wie sie in ihrer Echten Geschichte erzählt. Am Ende ihrer Kräfte recherchierte sie schließlich auf eigene Faust – bis die Ursache für das Schreien feststand:
„Ich wurde 2016 mit 24 Jahren zum ersten Mal Mutter, es war ein absolutes Wunschkind. Nach einer sehr traumatischen und – wie sich im Nachhinein herausstellte auch sehr gefährlichen – natürlichen Geburt meines Sohnes waren wir unendlich froh, dass alles gut gegangen war.
Wir genossen das Kennenlernen und die Zeit zu dritt sehr.
Allerdings fing mein Sohn nach 8 bis 12 Wochen an, sich zu einem ‚Schreibaby‘ zu entwickeln.
Tagsüber war er sehr aufgeweckt und interessiert, trank allerdings nicht gut. Sobald er seine Milch ausgetrunken hatte, kam alles direkt wieder raus.
Am Abend fingen dann die schlimmsten Stunden des Tages an. Sobald man den Kleinen in seinem Beistellbett abgelegt hatte, schrie er los. Teilweise bin ich vier bis fünf Stunden mit einem schreienden Kind auf dem Arm durch die Wohnung gelaufen. Tag für Tag. Oft habe ich mitgeweint, da mein Sohn mir so leid tat, und ich mit meinen Nerven am Ende war.
Als ich es beim Kinderarzt ansprach, sagte er, es gäbe eben ‚Schreibabys‘.
Er schickte uns zum Osteopathen, aber leider ohne Erfolg
Auch aus der Familie kamen viele ‚kluge‘ und ‚hilfreiche‘ Ratschläge, wie zum Beispiel, dass ich mein Kind auch mal schreien lassen solle.
Aber irgendetwas sagte mir, dass etwas nicht stimmte.
Mein Mama-Instinkt wusste, dass es eine andere Ursache gibt.
Also habe ich auf eigene Faust recherchiert – stundenlang. Bis ich plötzlich auf den so genannten ‚Reflux‘ gestoßen bin. Eine Krankheit, bei der die Magenklappe nicht richtig schließt, sodass beim Liegen Magensäure in die Speiseröhre zurückläuft und Sodbrennen oder Schlimmeres verursacht
Also bin ich noch einmal mit meinem Sohn zum Arzt gegangen und habe ihn mit meiner Vermutung konfrontiert. Keine zehn Minuten später hatte ich eine Einweisung fürs Krankenhaus plus Magenspiegelung in der Hand.
Nachdem ich 1,5 Jahre gekämpft habe, ohne dass jemand mir glaubte, waren wir der Erklärung endlich ein Stück näher.
Im Krankenhaus haben wir relativ schnell einen Termin bekommen. Unter Vollnarkose wurde bei meinem 1 ½-jährigen Sohn eine Magenspiegelung durchgeführt.
Schon nach 30 Minuten rief der Arzt uns zu sich, um das Ergebnis zu besprechen.
Der Befund war eindeutig: Reflux – und eine stark verätzte Speiseröhre.
Obwohl ich damit gerechnet hatte, war ich in dem Moment geschockt.
Wir haben Medikamente bekommen, die zum Glück auch schnell gewirkt haben. Nach vier bis sechs Wochen ging es unserem Sohn schon deutlich besser. Kurz vor seinem zweiten Geburtstag war er endlich komplett beschwerdefrei.
In den 1,5 Jahren bis zur Diagnose habe ich mich sehr allein gelassen gefühlt.
Ich konnte nicht verstehen, wieso mich niemand ernst nimmt. Wieso mir auch aus der Familie niemand wirklich geholfen hat. Es war wirklich eine harte Zeit, und ich war komplett am Ende meiner Kräfte.
Als die Diagnose endlich feststand, war ich sehr erleichtert – und habe fast so etwas wie ‚Freude‘ empfunden, weil jetzt für alle sichtbar war, dass mein Sohn nicht aus Langeweile geschrien hatte, und ich nicht übertreibe oder spinne. Es war tatsächlich so etwas wie eine Genugtuung, auch den Großeltern zu sagen, dass ich mir das nicht eingebildet habe, und dass es dem Kleinen tatsächlich schlecht ging. Wie oft musste ich mit anhören, ich solle ihn schreien lassen, ich müsse ihn ablegen usw.
NEIN! Mein Kind war krank!
Und ich habe keine Sekunde daran gezweifelt und mich voll auf meinen Instinkt verlassen.
Auch von meinem Kinderarzt war ich sehr enttäuscht, dass er mir nicht geglaubt hatte und auch nicht selbst auf die Idee mit dem Reflux gekommen war. Dazu musste ich erst selbst googlen und recherchieren, bis er meinte: ‚Ja, das könnte sein‘. Das hat mich sehr getroffen und auch wütend gemacht.
Ich möchte mit unserer Geschichte alle Mamas darin bestärken, auf ihr Bauchgefühl zu hören.
Wenn ihr das Gefühl habt, dass etwas nicht stimmt: Lasst euch bitte nicht abwimmeln und denkt immer daran, dass ein Baby nicht ohne Grund weint und schreit. Ihr macht alles richtig! Ich hoffe, ich kann damit ein paar Müttern Mut machen.“
Liebe Michelle, vielen Dank, dass Du Deine Geschichte mit uns geteilt hast. Wir wünschen Dir und Deiner Familie alles Liebe!
Echte Geschichten protokollieren die geschilderten persönlichen Erfahrungen von Eltern aus unserer Community.
Wir freuen uns auf deine Geschichte!
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