3 mal 3 ❤️: Diese 9 Minuten am Tag sind die wichtigsten für dein Kind

Der inzwischen verstorbene estnisch-US-amerikanische Neurobiologe Jaak Panksepp forschte zeitlebens zu Emotionen – und hinterließ uns unter anderem folgende spannende Erkenntnis: Bei der Zeit, die wir mit unseren Kindern verbringen, kommt es vor allem auf neun Minuten am Tag an, in denen sie positive Gefühle tanken. Und letztere sind für eine gesunde Entwicklung total wichtig.

Echt jetzt? Wie kommt man den ausgerechnet auf neun Minuten?! Aber weil diese kurze Zeitspanne so schön machbar klang, habe ich seine Tipps prompt ausprobiert — und festgestellt: Da ist ja echt was dran!

Aber jetzt mal Butter bei die Fische:

Um welche neun Minuten geht es konkret?

Diese relativ kurze Zeitspanne, in der du deinem Kind besondere Aufmerksamkeit schenken solltest, unterteilte Panksepp noch einmal in Mini-Häppchen:

1. Die drei Minuten nach dem Aufwachen

In welcher Stimmung ihr den Tag beginnt, kann für dein Kind den ganzen weiteren Verlauf seines Tages beeinflussen. Bloß keine Hektik! Steht lieber rechtzeitig auf, damit noch ein bisschen Zeit zum ruhigem Ankommen in der Realität, zum Kuscheln, Rumalbern oder Quatschen bleibt.

2. Die drei Minuten nach der Schule (oder KiTa)

Der Tag war anstrengend für dein Kind, es hat viel erlebt. Vielleicht möchte es dir davon erzählen? Handy und Fernseher gehören jetzt außer Reichweite verbannt. Aber falls dein Kind nicht so gerne redet, verkneife dir besser, nachzubohren („Wie war dein Tag?“, „Aber irgendetwas MUSST du doch gemacht haben?“). Ein gemeinsames Mittagessen bzw. eine kleine Nascherei, falls es erst am Nachmittag nach Hause kommt, ein kurzer Spaziergang oder eine weitere Knuddeleinheit sind auch super. Es geht ja vor allem darum, bewusst Zeit miteinander zu verbringen.

Falls dein Kind – so wie unser Sohn – jetzt eher etwas Zeit für sich braucht, ist das natürlich auch okay. Die „Quality Time“ soll kein zusätzlicher Zwang werden. Holt sie einfach später nach, wenn dein Kind zeigt, dass es jetzt wieder gerne Zeit mit dir verbringen möchte.

3. Die drei Minuten vor dem Schlafengehen

Hilf deinem Kind mit einem guten Gefühl ins Reich der Träume zu driften. Egal, was am Tag war: Jetzt sollte jeder Streit bereinigt sein, bitte keine Vorwürfe direkt vor dem Schlafengehen. Zeig deinem Kind noch einmal, wie lieb du es hast. Höre ihm zu, wenn es dir noch etwas erzählen willst, und nimm es in den Arm.

Ganz klar: Es kommt nicht auf die Sekunde an

Ich kann Panksepp ja nicht mehr danach fragen, aber ich bin mir sicher, dass er nicht meinte, dass wir jedes Mal unsere Eieruhr auf 180 Sekunden stellen sollen, um diese Zeit präzise einzuhalten. Sicher wollte er uns nur auf wichtige Schlüsselmomente aufmerksam machen und ins Bewusstsein rufen: Du kannst und musst nicht in jeder Sekunde voll da sein. Aber, hey, neun so richtig achtsame Minuten bekommen wir hin, oder?

Viel zu oft habe ich mir nach dem Gutenachtkuss Vorwürfe gemacht, weil ich am Tag zwar viel Zeit neben unserem Sohn verbracht habe, aber zu selten wirklich da war. Immer hat etwas abgelenkt. Der Job, den ich noch erledigen musste. Die Nachricht der Freundin, die ich noch beantworten wollte. Der Geschirrspüler, der ausgeräumt werden musste. Die Erschöpfung, die mich manchmal nur noch auf Autopilot funktionieren und nicken lässt. „Mhm.“ (Was hast du gerade gesagt?).

Bewusst auf drei Zeitpunkte zu achten, hat auch mir – und hoffentlich auch unserem Sohn — zu einem besseren Gefühl verholfen. Vielleicht weil ich insgesamt achtsamer war, habe ich so auch gleich gemerkt, dass ich doch viel mehr Zeit so richtig und mit voller Aufmerksamkeit mit unserem Sohn verbringe, als ich oft fürchte. Bei unseren regelmäßigen Spieleabenden, bei unseren Waldspaziergängen, wenn ich mir wirklich konzentriert das gemalte Bild anschaue…

Und an den Tagen, an denen wirklich so nicht viel geht, gibt es dann zumindest diese kurzen, bewusst wahrgenommenen Momente, die mein Kind und ich gemeinsam genossen haben, so dass ich mich trotzdem in gutem Kontakt zu ihm fühle.

Jana Stieler
Ich lebe mit Mann und Sohn im Süden Hamburgs – am Rande der Harburger "Berge" (Süddeutsche mal kurz weghören: Der höchste Punkt misst immerhin sagenhafte 155 Meter ü. M.). Wenn ich nicht gerade einen Text verfasse, liebe ich Outdoor-Abenteuer mit meiner Familie, lange Buch-Badewannen-Sessions mit mir allein und abendliches Serien-Binge-Watching.

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