„Windeln? Gibt’s hier nicht!“ So geht Sauberkeitstraining in anderen Ländern!

Ab welchem Alter darf man sein Kind aufs Töpfchen oder die Toilette setzen? In Deutschland lautet die Antwort auf diese Frage meist: Mit zwei oder drei Jahren. Jegliches Töpfchentraining vorher könnte das Kind traumatisieren und schwere emotionale Schäden anrichten….

Zumindest lautet so die Meinung der meisten Eltern – doch es geht auch anders. Tatsächlich ist ein großer Teil der Kinder dieser Erde bereits mit spätestens zwei Jahren der Windel entwachsen, viele davon kennen das System „Windeln“ gar nicht und werden schon als Babys dazu angehalten, bei einem bestimmten Geräusch oder zu bestimmten Zeiten zu urinieren.

Es scheint, als gäbe es ein einfaches Gesetz: Je weiter man vom Äquator weg wohnt, umso länger hat der Nachwuchs Windeln, so stellt ein Artikel von CNN fest.

An der Elfenbeinküste beispielsweise werden Babys an eine Art Töpfchen gewöhnt, sobald die Nabelschnur abgefallen ist, in Kanada hingegen hören manche Eltern erst mit den Windeln auf, wenn ihre Kinder vier Jahre alt sind.

Tatsächlich scheint es allerdings hauptsächlich eine Frage der Möglichkeiten zu sein. Wohnt man in einem unter- oder schlecht entwickelten Land, kann man nicht einfach ins Geschäft gehen, um Windeln zu kaufen – zum einen, weil es wahrscheinlich kein Geschäft gibt, zum anderen, weil es viel zu teuer wäre.

In vielen afrikanischen Ländern werden daher schon die Kleinsten abgehalten – das heißt beim Wasser- oder Stuhlganglassen gehalten. Durch den engen Kontakt von Mutter und Kind werden diese Vorgänge auf die selbe Stufe gestellt wie beispielsweise das Hungergefühl. Mamas dort versuchen, ihrem Kind anzusehen, wann es mal muss.

Was dann passiert, ist kulturabhängig. Einige setzen das Baby mit angehockten Beinen zwischen ihre Knie, andere halten es von sich weg. Manche Mamas sind ganz leise, bei machen gibt es eine Belohnung.

Kommen wir beispielsweise nochmal zur Elfenbeinküste: Dort müssen die Mütter schon bald nach der Geburt wieder arbeiten, während jemand anderes das Baby im Tragetuch auf dem Rücken durch die Gegend schaukelt. Weil dort Exkremente als eklig und unrein angesehen werden, ist es wichtig, dass das Kind nur noch zu bestimmten Zeiten pinkelt und vor allem Kacka macht – ansonsten würde kein Babysitter sich um es kümmern wollen.

Darauf zielt auch das „Töpfchen-Training“ in Vietnam: Dort machen die Eltern ein bestimmtes Geräusch  – Shhh oder ein Pfeifen –, wenn ihr Kind mal muss. Binnen weniger Wochen soll es so lernen, immer dann sein Geschäft zu machen, wenn es dieses Geräusch hört.

In den ländlichen Gegenden von China hingegen bekommen Kinder Spezial-Höschen, sobald sie gehen können. Diese haben eine Art Schlitz im Schritt, der sich auseinanderzieht, wenn die Träger in die Hocke gehen. So können sie sich jederzeit und überall erleichtern, ohne nasse oder schmutzige Klamotten zu bekommen – nur eben in der Hocke. Spätestens wenn sie zwei Jahre alt sind, sind die Kindern dann vollkommen trocken und gehen auf die Toilette wie Erwachsene.

Die „je wärmer, desto eher“-Regel kehrt sich allerdings ab einem gewissen Breitengrad wieder um: In Russland brauchen die meisten Kinder an ihrem ersten Geburtstag keine Windel mehr. Wie das funktioniert? Das sei kein Geheimnis, sagen die Russen. Einfach das Kind beobachten und auf die Toilette bringen, wenn es Zeichen dafür zeigt.

Bei den Inuit in der Arktis ist es allerdings wieder eine ganz andere Geschichte. Dort gibt es spezielle Baby-Tragen mit integriertem Töpfchen, einer Art kleines Fach, das mit Gras ausgelegt ist.

Egal, ob mit elterlichem Pfeifen oder Schlitz-Hosen, abgehalten oder hingesetzt – die wenigsten dieser Kinder tragen aufgrund der Art, wie sie lernten, aufs Klo zu gehen, einen psychischen Schaden davon. Jede Kultur empfindet etwas anderes als normal.

Schließlich gibt es wohl nur einen gemeinsamen Nenner: Entspannt sein und nicht schimpfen, falls es doch in die Hose geht.

Rebecca
Schon seit rund einer Dekade jongliere ich, mal mehr, mal weniger erfolgreich, das Dasein als Schreiberling und Mama. Diese zwei Pole machen mich aus und haben eines gemeinsam: emotionale Geschichten!

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