Warum mein Baby mit 8 Monaten schon die Toilette benutzt

Als mein Baby ungefähr acht Monate alt war, bin ich bei einer Pinterest-Suche nach niedlichen Babyzimmer-Ideen über einen Artikel zum Thema Trockenwerden im Babyalter gestolpert. Es war ein Blogeintrag, in englisch, mit der ansprechenden Überschrift: „Diaper-free under 2“. Ich hab‘ draufgeklickt, vor allem, weil meine Freundin einen kleinen Sohn hatte, der sich mit über drei Jahren noch immer standhaft weigerte, seine Windel herzugeben. Er hatte einen starken Willen, und er kackte schon wie ein Großer – keine gute Kombi, und eine, die mir als Neu-Mama etwas Angst machte. Und weil ein anderes dreieinhalbjähriges Kind aus dem Bekanntenkreis sich jedes Mal in die Ecke stellte, um zu kacken. Ich fand, wenn man weiß, dass man sich in die Ecke stellen will, um sein Geschäft ungestört zu erledigen, kann man auch auf Toilette gehen.
Auf jeden Fall stand in diesem Artikel recht unterhaltsam geschrieben, wie die Mama ihrem Kind im Babyalter angewöhnt hat, die Toilette zu benutzen – es war ihr drittes Kind, bei allen hatte es funktioniert. Im Grunde ließ sich der Artikel auf einen Satz eindampfen: Wenn dein Kind ein „offensichtlicher Kacker“ ist, mach ihm oder ihr doch einfach die Windel ab und setze es auf die Toilette. Ich erkannte mein Baby in der Beschreibung wieder: roter Kopf, ein niedliches, grunzendes Drückgeräusch – genau wie meine Elli! Also habe ich es probiert – und seitdem (es ist jetzt fast ein Jahr her) noch maximal fünf vollgekackte Windeln gewechselt.
Da ich sowieso etwa 99% ihrer Wachzeit mit meiner Tochter verbrachte, war es recht einfach, ihre Zeichen zu lesen. Sobald sie ihr Drückgeräusch machte, gingen wir Richtung Toilette. Ich machte ihre Windel ab, setzte sie auf’s Klo, und mich auf eine kleine Fußbank davor. Das haben wir uns so angewöhnt, weil sie beim ersten Mal noch nicht allein auf der Toilette sitzen konnte, und ich außerdem kein Töpfchen hatte. Ich hab sie einfach festgehalten, ihr das Drückgeräusch vor-/mitgemacht – und dann kam „es“ auch schon raus! Sie wurde geküsst, geherzt, beklatscht, weil sie das so fein gemacht hat, und freute sich wie verrückt. Mittlerweile hat sie einen Kindertoilettensitz, aber ich sitze trotzdem noch bei ihr und wir albern herum.
Ich habe mich damals gewundert, wieso ich davon noch nie gehört hatte, und warum das nicht alle so machen. Allein die Geldersparnis! Und bisschen eklig ist so eine volle Windel schon auch… Und außerdem: Etwa 400 Jahre soll eine Pampers brauchen, bis sie zersetzt ist – der Müll, den mein Baby in ihren ersten Jahren produzierte, würde sie um ein vielfaches überleben.
Ich habe also freimütig und begeistert meinen Mama-Freundinnen von Elli’s Erfolgsstory erzählt – und nun weiß ich auch, warum man so wenig darüber hört. Weil sich keiner traut, darüber zu sprechen! Mama Mia, war das ein Reizthema. Was ich dem Kind antun würde, einen psychologischen Schaden würde sie davon tragen, ich sei eine über-ambitionierte Mutter, und so weiter. Wer mir nicht glaubt, kann die Frage ja mal in einem Mama-Forum stellen.
Alles Versichern, dass es sie ja freut, und sie ganz freiwillig und sofort ihr Geschäft macht, ich sie nicht zwinge, da sitzen zu bleiben, verhallten ungehört. Also habe ich einfach weitergemacht, und nie wieder darüber gesprochen. Mittlerweile ist sie 17 Monate alt, und geht schon von alleine ins Bad, wenn sie muss, oder sucht meinen Blick wenn sie ihr niedliches Drückgeräusch macht. Sie geht sogar schon manchmal Richtung Toilette, wenn sie nur Pipi machen muss – ohne, dass wir das je geübt haben.

Hier meine Tipps, wenn ihr das auch versuchen wollt:

– Es geht nicht um alles oder nichts: Frühes Trockenwerden bedeutet nicht, euer wenige Monate altes Baby dazu zu bekommen, jedes Mal das Töpfchen zu benutzen. Sondern ihm früh zu zeigen, dass es eine Alternative zur Windel gibt – so lange es gewillt und beeindruckbar ist, und bevor es einen so starken Willen entwickelt, dass das Abgewöhnen schwierig wird.

– Das ideale Alter für den Start scheint zwischen 6-9 Monaten zu liegen.

– Beobachtet euer Kind: welche Anzeichen gibt es? Wird der Kopf vor Anstrengung rot? Drückt es? Dann schnell aber ruhig (das Baby soll ja keine Angst bekommen) ab auf Toilette/Töpfchen, Windel ab, dabeibleiben und Drückgeräusch imitieren.

– Ich habe zwar mit der Toilette angefangen, aber ich glaube fast, ein Töpfchen ist besser. Weil es einfacher ist, wenn die Beinchen nicht baumeln, sondern man gegen etwas drücken kann beim Drücken :-). Ach ja: Etwas Toilettenpapier unten in das Töpfchen legen, macht das Säubern hinterher viel einfacher.

– Die Kleidung ist wichtig: Je schneller und einfacher man sie ausziehen kann, desto besser.

– Für Unterhaltung sorgen. Auf jeden Fall beim Baby bleiben!

– Feuchtes (Baby-)Toilettenpapier besorgen. Wischt einfacher als das trockene Toilettenpapier, egal, wie weich es ist.

– IMMER, wenn ihr merkt, das Baby muss mal, zur Toilette/Töpfchen gehen. Auch mitten beim Essen, oder unterwegs. Ich weiß nicht, wie oft ich einem Restaurant Richtung Toilette gesaust bin… aber man sollte dabei bleiben, nicht nur, wenn es gerade passt.

– Ich habe das nur mit dem großen Geschäft probiert. Aber: Scheinbar geht das auch schon früh mit Pipi. Indem man die Babies nach jedem Aufwachen (am Tag, nicht nachts) und nach den Mahlzeiten kurz auf die Toilette/Töpfchen setzt. Wichtig ist, dabei zu bleiben, und ein Psshhhhh-Geräusch oder etwas, dass das Wasserlassen imitiert, zu machen. Das die Babies sich daran gewöhnen und lernen, was es bedeutet.

– Den Mama-Insinkt nicht vergessen: Wenn ihr das Gefühl habt, euer Baby hat Angst oder will das partout nicht, dann einfach lassen.

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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