Zwillinge & Drillinge: „Innerhalb von 13 Monaten wurde ich zur Fünffach-Mama!“

Vanessa Hartmann hat wohl eine der ungewöhnlichsten Familiengeschichten in den letzten Jahren zu bieten: In nur 13 Monaten wurde sie Mutter von fünf Kindern – genauer gesagt von Schwarzen Zwillingen und Weißen Drillingen. Wie das „geht“? Dazu kommen wir gleich.

Zuerst einmal möchten wir euch unsere Podcastfolge mit Vanessa ans Herz legen. Die 5-fach-Mama war bei „Ehrlich gesagt“ zu Besuch und hat Nora ganz viele Einblicke in ihr Familienleben gegeben, mit all den organisatorischen, emotionalen und gesellschaftlichen Herausforderungen. Unglaublich spannend!

Hier hört ihr direkt rein:

Und hier lest ihr den Anfang von Vanessas wilder Geschichte:

„Ich lebte mit meinem Mann in Südafrika. Dort arbeitete ich als Yoga-Lehrerin und Doula und habe unzählige Frauen bei der Geburt und im Wochenbett begleitet.

Mein Mann und ich wollten eigentlich schon immer adoptieren. Vorher wollten wir aber ein leibliches Kind bekommen.

In Südafrika gibt es öffentliche Maternity Units, in denen Frauen ihr Baby zur Welt bringen können. Im Zuge meiner Doula-Arbeit hab ich dort viel ausgeholfen und war so regelmäßig in Kontakt mit den Sozialarbeitern. Eine ihrer Aufgaben war, Übergangsfamilien für Babys zu finden, die zur Adoption freigegeben wurden. Es gibt in Südafrika eine 90-Tage-Frist, die eingehalten werden muss, bis ein solches Baby in seine endgültige Familie kommt. Die leibliche Mutter hat so lange Zeit, ihre Meinung noch mal zu ändern. Damit die Babys diese Zeit nicht in Kinderheimen überbrücken müssen, kommen sie in Übergangsfamilien.

Mein Mann und ich hatten schon länger überlegt, dass wir das doch machen könnten. Ich habe so oft diese kleinen Babys gesehen, ihnen auf die Welt geholfen und dann nicht mehr mitbekommen, was weiter mit ihnen passiert.

Das war dann also unser Plan: Neugeborene für diese erste Zeit aufzunehmen. Aber: Wie es halt so ist mit Plänen –  die dürfen sich ändern.

Denn eines Tages wurde ich von den Sozialarbeitern angesprochen, ob wir nicht auch bereit wären, Pflegeeltern zu werden. So kamen dann Maya und Lina als Pflegekinder zu uns. Und sie waren auch nicht neugeboren, sondern schon etwa fünfeinhalb oder knapp sechs Monate alt. Wir haben sofort Ja gesagt. Wir haben natürlich eine Nacht darüber geschlafen – und uns dann gesagt:, Jetzt wissen wir, dass da zwei Mädchen sind, die ein liebevolles Umfeld brauchen. Wir haben diese Liebe, die wir geben können. Also natürlich ist es für uns keine Option, sie nicht zu nehmen!`

Ja, und so hatten wir dann auf einmal Zwillinge zu Hause. Und sehr schnell war dann auch die große Verliebtheit da. Der Gedanke, sie irgendwann wieder zu verlieren, war echt… unvorstellbar. Leider war die Situation bei den beiden nicht so einfach. Sie waren über ein Jahr gar nicht adoptierbar. Das haben wir aber natürlich angestrebt – und es hat dann ja zum Glück am Ende auch geklappt.

Aber es war eine ziemlich aufregende Zeit, vor allem, weil ich dann in der Zeit auch schwanger wurde. Mit Drillingen.

Im März kamen Maya und Lina zu uns und im Juni oder Juli hatten wir dann das Treffen mit den Sozialarbeitern, bei dem wir den Adoptionsprozess offiziell angestoßen haben. Und irgendwann im Oktober entdeckte ich dann, dass ich schwanger war.

Die Schwangerschaft war dann ein bisschen anders als geplant. So eine Mehrlings-Schwangerschaft ist ja immer ein Risiko. Jedenfalls war der errechnete Geburtstermin der Drillinge der 5. Juli. Geboren wurden sie aber am 24. April.

Ich lag im Krankenhaus mit Bettruhe und dann rief die Sozialarbeiterin bei mir an und wollte einfach einen Check-In machen. Und ich hatte denen nicht von meiner Situation erzählt aus Angst, sie würden der Adoption nicht mehr zustimmen. Dann hatte ich sie am Telefon und es gab kein Zurück mehr. Ich habe ihr gesagt, dass ich gerade im Krankenhaus bin, weil ich schwanger mit Drillingen bin. Und dass wir so Angst hatten, sie darüber zu informieren. Weil wir befürchtet hatten, dass sie dann der Adoption nicht mehr zustimmen. Zum Glück ist das aber nicht passiert – sie sagte,: ,Also, wenn sich bei euch nichts an eurer Meinung geändert hat – bei uns auch nicht.`

Dann hat es aber sicher ein halbes, dreiviertel Jahr gedauert, bis wir wirklich vor Gericht waren und die Adoption offiziell war. Es war einfach ein langer Weg – es hätte sich aber für uns auch nicht verändert, wenn der Weg noch länger gewesen wäre. Wir wollten diese Mädchen adoptieren.

Und irgendwann waren wir dann endlich zu siebt zu Hause.

Ich hatte seit jeher ein bisschen Hilfe im Haushalt, die Person habe ich dann in Vollzeit angestellt. Und mit fünf Kindern unter zwei entschlossen wir uns schließlich auch, eine Nachtschwester einzustellen. Zumindest für unter der Woche, die Wochenenden haben wir dann selber abgedeckt.

Wir sind total happy, aber natürlich wurde unser ganzes Leben auf den Kopf gestellt von diesen fünf Kindern. Ich wusste natürlich, dass es krass wird. Deshalb habe ich es auch die ersten zwei Wochen, nachdem wir erfahren hatten, dass ich schwanger mit Drillingen bin, überhaupt nicht als Realität akzeptieren können. Ich habe das total verdrängt und wenn es mir wieder bewusst wurde, hatte ich eine voll krasse Panikattacke. Aber danach ging es und ich konnte die Realität akzeptieren.

Ich wusste, dass meine einzige Rettung Routinen sein würden.

Ich hatte für die Zwillinge ein Buch, ich hatte für die Drillinge ein Buch. Und da stand immer alles genau drin: Wann was passieren musste. Wer wann von welcher Brust getrunken hat und wie viel ich abgepumpt habe und wie viel aus der Flasche getrunken wurde, wann wer eine volle Windel hatte. Da stand alles drin! Ich habe mir bei unserem Umzug die Bücher nochmal angeschaut und habe mir echt gedacht, das ist so krass. Aber das war so mein Anker, an dem ich mich irgendwie festgehalten habe.

Heute sind meine Kinder acht und fast zehn Jahre alt. Rückblickend würde ich sagen, dass diese ersten zweieinhalb Jahre für mich körperlich extrem anstrengend waren. Inzwischen ist es eher emotional anstrengend. Es ist aber immer anstrengend, das muss ich ja keiner Mama erzählen. Das ist auch wunderschön, aber es ist auch einfach der härteste Job, man haben kann.

Mein Mann ist richtig toll und hat von Anfang an darauf geachtet, dass wir trotz der ganzen Meute immer mal Paarzeit haben.

Natürlich war diese im ersten Jahr improvisiert, man kann ja durch das Stillen nie allzu weit weg. Wir haben dann aber schon immer mal versucht, zu zweit spazieren zu gehen, wenn die Kinder versorgt waren oder wir haben zu Hause eine Datenight gemacht. Und wir haben in der Zeit eine Art Check-In entwickelt, die für uns echte Verbindung geschaffen hat. Es fing immer an mit einer Dankbarkeit für den anderen, die wir ausgesprochen haben. Und dann: Was war das Beste am Tag und was waren die schlechtesten Sachen, und was steht denn morgen oder in den nächsten Tagen an? Und das hat ganz oft zu einfach schönen Gesprächen geführt.

Me-Time allerdings, die gab es ganz lange nicht. Und auch heute fällt es mir noch schwer. Ich habe jetzt letztes Jahr im Juli angefangen, halbtags zu arbeiten und zwar überhaupt nicht Yoga oder Doula oder sonst irgendwas, sondern auch was ganz anderes und ehrlich gesagt betrachte ich diese 20 Stunden in der Woche als meine Me-Time. Alle im Büro denken, ich habe den totalen Knall, weil ich sage: ,Für mich ist das hier wie Urlaub!’“

Mehr über den turbulenten Alltag von Vanessa erfahrt ihr HIER in der Podcastfolge.

 


Danke, liebe Vanessa, dass du uns so offen über dein Leben als Fünffach-Mama erzählt hast. Wir wünschen euch für die Zukunft alles Liebe!

Wir freuen uns auf deine Geschichte!

Hast Du etwas Ähnliches erlebt oder eine ganz andere Geschichte, die Du mit uns und vielen anderen Mamas teilen magst? Dann melde Dich gern! Ganz egal, ob Kinderwunsch, Schwangerschaft oder Mamaleben, besonders schön, ergreifend, traurig, spannend oder ermutigend – ich freue mich auf Deine Nachricht an [email protected]

Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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