Wochenend-Väter: „Alle 14 Tage spielt Papa den Helden!“

Eine Trennung ist immer bitter, besonders, wenn Kinder mit im Spiel sind. Einige Ex-Paare schaffen es trotzdem, einen guten Kontakt zu halten. Bei anderen wiederum gibt es ständig Ärger und Unmut.

Auch unsere Echte Mama Sonja (echter Name ist uns bekannt) aus Fulda ärgert sich insgeheim oft über ihren Ex-Mann, der ihren siebenjährigen Sohn jedes zweite Wochenende zu sich nimmt. Obwohl sie sich ansonsten noch gut verstehen.

Uns hat die 34jährige erzählt, was sie so rasend macht:

„Bei Papa gibt es Pommes und die tollsten Ausflüge, bei mir dagegen Vollkornbrot und feste Regeln. So kommt es mir zumindest vor – und meinem Sohn auch. Und das hält er mir oft genug vor.

Alle 14 Tage nimmt mein Ex-Mann unseren Sohn zu sich. Ich freue mich dann ehrlich gesagt auch auf zwei Tage nur für mich, weil unser Alltag ziemlich eng getaktet ist. Auf der anderen Seite graust es mir aber auch davor, weil ich genau weiß, wie mein Sohn danach drauf ist.

Denn mein Ex-Mann fährt an diesen zwei Tagen alles auf, was Kindern Spaß macht.

Es gibt nur absolute Lieblingsessen, es gibt Action von morgens bis abends, es gibt Fernsehen bis tief in die Nacht. Was es nicht gibt: Regeln, Pflichten, Gemecker.

Ich weiß, dass es falsch ist, so zu denken – aber ich fühle mich wie in einem Konkurrenzkampf, den ich nur verlieren kann.

Ich habe meinen Ex-Mann schon einmal darauf angesprochen.

Schon während ich sprach, kam ich mir selbst kleinlich und verbittert vor. Und natürlich reagierte er so, wie ich es erwartet hatte: Er war bestürzt und fragte mich, ob ich ihm wirklich vorwerfen wolle, dass er unserem Sohn eine schöne Zeit bieten möchte!?

Ich weiß, ich kann froh sein, dass er sich Zeit nimmt, ich hab einige Freundinnen, deren Ex-Männer sich gar nicht mehr um ihre Kinder scheren. Und ja, er ist ein toller Vater, der für sein Kind alles tun würde und auch für mich noch sehr viel,  weil ich die Mutter zu diesem Kind bin. Und natürlich gönne ich meinem Sohn auch die tollen Erlebnisse und die Unbeschwertheit, die sich für ihn wie ein Mini-Urlaub anfühlen muss! Denn ich kann in unserem Alltag inklusive meines Vollzeitjobs nicht dieses Maß an Entertainment bieten.

Aber ich kann doch nicht immer die einige Böse sein.

Ich sage es mal überspitzt: Wenn mein Sohn seine ganze Kindheit so wie bei seinem Vater verbringen würde, wäre er ein dickes, ungesundes, verwöhntes Kind, das nichts auf die Reihe bekommen würde. (Ich weiß natürlich, dass es nicht so ist, weil mein Ex sich dann natürlich ganz anders benehmen würde.)

Meine Cousine ist Psychologin und sie hat mir gesagt, dass ich mir keine ernsthaften Sorgen machen soll. Schon gar nicht um die Beziehung von mir und meinem Sohn. Denn Kinder können sehr wohl unterscheiden, was sie bei wem dürfen – und halten das auch gut aus. Zudem ist der Spaßfaktor bei Papa natürlich größer, aber meine Grenzen und Strukturen bieten ihm die Sicherheit, die er eigentlich braucht. Ich bin sein sicherer Hafen.

Die Kombination tut ihm gut.

Und so versuche ich, mich zu entspannen – und vor meinem Sohn würde ich sowieso nie schlecht über seinen geliebten Vater sprechen. Das fände ich unfair, schließlich ist er sein Papa und unsere Differenzen gehen ihn nichts an. Und wie gesagt, es gibt eigentlich gar nichts an meinem Ex-Mann auszusetzen, außer der Tatsache, dass er sich als ,Wochenendvater` alle 14 Tage nur die Rosinen herauspickt und den Helden spielt, statt zu erziehen.

Das einzige, was mich wirklich fertigmacht, sind die ersten Tage nach einem Papa-Wochenende. Denn dann fällt es meinem Sohn unheimlich schwer, sich wieder in unsere Routine einzufügen und er ist unausstehlich.“

Danke, liebe Sonja, für dein Vertrauen!

Sagt mal, was habt ihr denn für Erfahrungen mit den Vätern eurer Kinder gemacht, wenn ihr euch getrennt habt? Kommt ihr gut miteinander aus und zieht an einem Strang, oder geht es euch ein wenig wie Sonja?

Und, liebe Papas: Wie ist eure Sicht dazu?

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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Matthias
Matthias
1 Monat zuvor

Das ist doch klar. Beide freuen sich 12 Tage auf das Wochenende und wollen etwas besonderes machen.
Viele Väter möchten ihre Kinder öfter bei sich haben, z.B. 50/50. Dann erlebt das Kind bei beiden Elternteilen den „Alltag“. Dann gibt es bei beiden Elternteilen Regeln. Gut fürs Kind und gut für die Eltern.

Madlen
Madlen
7 Monate zuvor

Oh schön, das man mit solchen Gedanken nicht alleine ist. Und genau so ist es bei uns. Mein Kind braucht dann auch erst eine Weile bis es wieder bei mir „angekommen“ ist.

Anonym
Anonym
7 Monate zuvor

Das kenn ich nur zu gut. Bin seit September 2020 Alleinerziehende, berufstätige Mama von 2 kindern (6+8 Jahre). Es dauert fast ne ganze Woche, bis beide wieder im Alltag hier, angekommen sind. Beim Vater hat jedes Kind sein eigenes Handy, Spielkonsolen etc. Fernseher läuft, bis sie einschlafen. Der große schläft bei der Oma in der Wohnung. Beide bekommen, was immer sie gerade wollen, nur damit keine Diskussionen entstehen. Bitte und danke sagen brauchen sie da auch net. Vor kurzem gabs bei mir mit dem großen und meinem (mittlerweile) ex Freund nen Vorfall, worauf mein Sohn zum
Vater gebracht wurde. Sollte eigentlich nur für ein paar Tage sein. Der Vater lässt ihn nun gar nicht mehr zu mir, will das beide Kinder bei ihm leben. Er geht nicht arbeiten, haust in ner 1 Zimmer Wohnung. In den letztennjajren hatte er sich um nichts groß gekümmert was die Kinder betraf. Sie nicht zum Sport begleitet, zu keinen Veranstaltungen gekommen und beide Kinder auch zu keinerlei Veranstaltungen, Einladungen etc gebracht. Selbst zur Einschulung wollte er nicht kommen vom großen. Aber scheinbar muss der Vater alles was er so erzählt und behauptet, noch nicht mal nachweisen…

Eilantrag bei Gericht gestellt, da es aber zu Beginn der Sommerferien war, entschied das Gericht, den Jungen erstmal bei seinem Vater zu belassen, verfahrensbeistand wurde ernannt, der sprach nach 2 Wochen mit dem Kind. Ich selber hatte bis dahin keinen Kontakt zum kind. Auch meinen Urlaub durfte er nicht bei mir verbringen. Noch nicht mal Wochenends darf er bei mir schlafen. Auch seine Freunde hier, hat er seither nicht mehr gesehen. Telefonieren, nur im Beisein seines Vaters, der jedesmal sich einmischt und mit mir diskutieren will. 6 Wochen sind seither vergangen in denen ich mit ihm und seiner Schwester nur 1 Nachmittag zusammen verbringen durfte. Bei der richterlichen kindesanhörung sagte mein Sohn, er wolle beim Papa bleiben. Keinen geregelten Tagesablauf mehr- wer würde da als Kind auch nicht ja dazu sagen?? Hauptverhandlung steht immer noch kein Termin fest. Denken kann ich’s mir ja inzwischen, wie die ausgeht… ich kann’s abwarten, was los sein wird, wenn die Ferien um sind und der Alltag dort einkehrt…

Soviel gekämpft schon für meine Kinder und mich in den letzten Jahren… nur weil ich ein sehr emotionaler Mensch bin, scheine ich nicht gut genug zu sein.

Anonym
Anonym
3 Jahre zuvor

Ich kann die Gefühle der Autorin voll und ganz verstehen, auch ist ihre Argumentation nachvollziehbar und authentisch. Allerdings ist für mich nicht akzeptabel, dass die Mutter sich in einem Konkurrenzkampf empfindet. Der Sohn ist nur alle zwei Wochenenden bei seinem Papa. Das sind 4 Tage im Monat- von 30. Bei meinem Freund und mir wohnen seine zwei Kinder. Das aber erst seit zwei Jahren. Die vier Jahre davor hatten wir sie alle zwei Wochen für fünf Tage. Und an diesen Tagen gab es für uns auch nur Action, Spaß und Freude. Weil wir, aber vor allem mein Freund das brauchte. Es ging nicht primär darum, die Kinder zu verwöhnen, sondern dass er als Vater die wenige Zeit mit seinen Kindern für sich zu etwas Besonderem gestalten wollte.
Unser jetziger Alltag ist geprägt von Routine, Erziehung und manchmal einfach nur oll, wie die Autorin es auch beschreibt.
Wir dürfen nicht außer Acht lassen was es für die Väter (manchmal auch Mütter) bedeutet, das eigene Kind nicht mehr so oft sehen zu können. Und wie die Cousine der Autorin richtig verglichen hat, die Mutter ist der Anker, der Halt und die Beständigkeit. Aber auch das Kind gibt ihr gleiches zurück.
Der Papa hat kaum die Möglichkeit, jenes zu erreichen und zu sein.

Liebe Grüße

Ralf Pietrowski
Ralf Pietrowski
3 Jahre zuvor

Tja ich gebe zu vor allem in der Anfangsphase also kurz nach unserer Trennung habe i h meine Tochter sehr verwöhnt es gab quasi alles,aber auch einmal eine Ansage. Heute ist meine Tochter selbst Mutter und ich habe immer noch ein gutes Verhältnis zu Ihr. Dss war mir immer am wichtigsten.