„Wir sind der Abschaum!“ Supermarkt-Mitarbeiter im Lockdown

Vielen Menschen drückt der anhaltende Lockdown auf die Stimmung. Leider bekommen das oft diejenigen zu spüren, die es am wenigsten verdient haben. Die Mitarbeiterin eines Discounters wendet sich nun an die Öffentlichkeit, weil sie die täglichen Anfeindungen nicht mehr ertragen kann.

Besonders Familien fühlen sich in der Pandemie allein gelassen, viele Eltern machen sich Sorgen um ihre Kinder. Wir alle sehnen uns mittlerweile nach Normalität und sind gefrustet. Trotzdem ist es alles andere als fair, wenn wir das an denjenigen auslassen, die täglich für uns da sind. Denn Supermärkte und Discounter gehören zu den wenigen Geschäften, die im Corona-Lockdown noch geöffnet haben. Das bedeutet aber wohl leider auch, dass die Mitarbeiter den geballten Corona-Frust von den Kunden abbekommen.

Supermarkt-Mitarbeiterin hat die Nase voll

Viele Kunden lassen ihren Ärger über Masken und andere Corona-Maßnahmen an den Mitarbeitern aus. Eine dieser betroffenen Mitarbeiterinnen will das nicht mehr länger mitmachen, wie RTL.de berichtet. Sie findet deutliche Worte: „Wir waren im ersten Lockdown einmal die großen Helden, jetzt sind wir der letzte Abschaum!“ So haben sich die Arbeit der Mitarbeiter im Supermarkt nicht verändert, die Stimmung aber schon. Aus Sorge vor möglichen Konsequenzen, möchte die junge Frau lieber anonym bleiben.

Sie und ihre Kollegen wären täglich mit Anfeindungen konfrontiert. Besonders unangenehm sei es, wenn sie die Kunden auf falsch getragene Masken aufmerksam machen. „Letzte Woche wurde ich von einem Kunden angeschrien und das ist so hochgekocht innerlich.“ Es passiere ihr jeden Tag, dass sie von Kunden beleidigt wird.

Mehrfach muss die Polizei gerufen werden

Die anonyme Mitarbeiterin eines großen deutschen Discounters gehe eigentlich gerne zur Arbeit, zumindest in den vergangenen sechs Jahren. „Jetzt denke ich nur noch: Hoffentlich habe ich bald Feierabend“, erzählt sie bedauernd. Die Mitarbeiter seien kürzlich geschult worden, wie sie mit aggressiven Kunden, die sich weigern die gesetzlich vorgeschriebenen Masken zu tragen, umgehen sollen. Trotzdem hätten sie in der vergangenen Woche schon zweimal die Polizei rufen müssen.

Denn der Stufenplan für die Konflikte mit Kunden sieht folgendermaßen aus: „Zunächst sollen wir Kunden immer darauf ansprechen und einen Kollegen hinzurufen.“ Und wenn das nicht hilft? „Wir müssen uns aber nicht selbst in Gefahr bringen und dann rufen wir die Polizei.“ Obwohl in letzter Zeit offenbar so viel Frust auf der Mitarbeiterin abgeladen wurde, ist es ihr wichtig, zu betonen, dass natürlich nicht alle Kunden so aggressiv seien.

„Langeweile-Shopper“ als problematische Neuerscheinung im Lockdown

Die meisten würden sich an die Regeln halten. Sie seien sich der Tatsache bewusst, dass nicht die Mitarbeiter für die Corona-Maßnahmen verantwortlich sind. Diesen vorbildlichen Kunden möchte sie raten, keine Eigeninitiative zu ergreifen, wenn sie Verstöße gegen die Maskenpflicht bei anderen Kunden sehen würden. Aus trauriger Erfahrung weiß sie: „Meistens kommt es zu Eskalationen.

Ein anderes Problem, mit dem sich die Mitarbeiter im Supermarkt herumschlagen müssten, seien „Langeweile-Shopper“. Diese würden sich ungewöhnlich lange im Supermarkt aufhalten und ihn täglich für Kleinigkeiten aufsuchen. Da auch im verlängerten Lockdown nur Supermärkte und Drogerien geöffnet sind, scheinen sie außerdem zu einer Art sozialen Treffpunkt zu werden. Die Mitarbeiterin erzählt: „Wir haben oft auch Gruppen, die sich zum Einkaufen verabreden und sich dann eine Dreiviertelstunde in einer Ecke unterhalten.“

Unvorsichtiges Verhalten im Supermarkt gefährdet aktuelle Erfolge im Kampf gegen das Coronavirus

Dieses Verhalten ist natürlich alles andere als sinnvoll. Natürlich sehnen wir uns nach sozialen Kontakten und wissen vielleicht manchmal nicht, wohin mit uns. Trotzdem steigert das beschriebene Verhalten natürlich die Kundenzahl und damit auch das Risiko, sich mit Corona zu infizieren. Durch das unvorsichtige Verhalten im Supermarkt gefährden diese Menschen also die aktuellen Erfolge im Kampf gegen das Coronavirus. Schlimmstenfalls könnte das eine weitere Verlängerung des Lockdowns zur Folge haben.

Die Mitarbeiter im Supermarkt sind also aktuell besonders gefordert. Nicht nur, dass sie sich selbst nicht durchs Homeoffice schützen können, offenbar müssen sie auch immer wieder als Sündenbock herhalten und sich neben ihren regulären Tätigkeiten  noch darum kümmern, dass die Corona-Regeln eingehalten werden.

Der Lockdown und die Einhaltung der Schutzmaßnahmen ist natürlich für uns alle nicht leicht. Aber vielleicht versuchen wir beim das nächste Mal beim Einkaufen unseren Frust für einen Moment auszublenden! So machen wir es anderen Menschen nicht noch schwerer, ihrer Arbeit nachzukommen.

 

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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