„Wir sagten den Abtreibungstermin ab, aber ich schäme mich bis heute.“

„Hallo, ich bin Mama von drei Wundern. Ich möchte euch hier die Geschichte von meinem dritten Kind erzählen, das es fast nicht gegeben hätte…

Im September 2019 hielt ich plötzlich einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Aber anstatt mich zu freuen, war ich einfach nur geschockt. Denn ich war bereits zweifache Mama und ein drittes Kind kam für uns nicht infrage. Mein Mann und ich wollten immer nur zwei Kinder, mehr wäre einfach finanziell nicht zu stemmen und würde mich auch psychisch zu sehr belasten, da waren wir uns immer einig.

Drei Kinder, das ist für uns nicht machbar.

‚Falls ich trotzdem noch mal schwanger werde, treibe ich ab‘, hatte ich mir manchmal gedacht. Aber natürlich immer gehofft, dass mir das nie passieren würde. Und jetzt war es doch passiert, ausgerechnet als ich mich gerade in einer neuen Ausbildung befand. Als ich meinem Mann von meinem Testergebnis erzählte, war für ihn klar: Dieses Kind wird nie das Licht der Welt erblicken. Schließlich hatten wir oft darüber gesprochen, dass wir unter keinen Umständen noch mal Eltern werden wollten.

Mein Mann machte sich außerdem Sorgen um unsere Jüngste: Er wollte nicht, dass sie sich zurückgesetzt fühlen würde. Was ich mich nicht traute, ihm zu sagen: Seitdem ich von meiner dritten Schwangerschaft wusste, war die Vorstellung einer Abtreibung für mich nahezu grotesk! Ich fühlte: Das ist mein Kind und ich möchte es bekommen, auch wenn es gerade nicht in meine Lebenssituation passt.

Dann kam der erste Arzttermin und ich sah das kleine Herzchen schlagen.

Danach war mir erst recht klar: Ich kann nicht abtreiben, ich möchte diesem Wunder das Leben schenken. Aber mein Mann bestand weiter auf eine Abtreibung und so vereinbarten wir ein Gespräch bei einer Beratungsstelle, damit ich einen Termin für den Eingriff erhalten würde.

Ich fühlte mich hin- und hergerissen, als uns dann der Termin für die Abtreibung im Krankenhaus zugewiesen wurde. Ich wollte mein Baby um jeden Preis beschützen, aber durfte ich meinem Partner in den Rücken fallen? Würde ich das Baby schlimmstenfalls auch ohne ihn großziehen können? Als das Datum feststand, litt ich Höllenqualen. Mein Leben lang werde ich es im Kopf haben, so große Angst hatte ich vor diesem Tag und seinen Folgen.

Immer wieder versicherte ich dem kleinen Kind in meinem Bauch: Mama wird nicht zulassen, dass du getötet wirst.

Dass ich dafür kämpfe, dass es geboren wird. Aber war ich wirklich stark genug, um mein Baby gegen den Willen des Vaters zu bekommen? Ich wusste einfach nicht mehr weiter. Doch eine Woche vor dem Termin kam plötzlich mein Mann auf mich zu: Er sah mich an und meinte nur ‚Wir schaffen das!‘ Ich kann nicht beschreiben, wie unendlich glücklich mich dieser Satz machte.

Endlich hatte ich die Bestätigung des Papas, dass auch er sein Kind wollte und das bedeutete mir unglaublich viel. Wir sagten den Termin ab und fingen an, uns gemeinsam auf unser drittes Kind zu freuen. Die Schwangerschaft schritt immer weiter voran und schließlich wurde unsere Tochter geboren.

Sie war völlig gesund und wunderschön.

Inzwischen hat sich alles eingependelt, unsere Jüngste ist neun Monate alt und unsere Mittlere eine liebende Schwester. Wenn ich heute daran zurückdenke, dass wir unser drittes Wunder beinahe abgetrieben hätten, kommen mir immer noch die Tränen. Ich habe ein tiefes Schuldgefühl in mir und komme damit kaum zurecht. Wenn ich meine Kleine ansehe, schäme ich mich so, dass wir damals den Termin gemacht haben.

Es wird mich noch lange verfolgen, da bin ich mir sicher. Aber meine Kleine ist so eine wunderschöne Prinzessin und ich bin stolz auf sie. Deswegen möchte ich meinem Engel sagen: ‚Egal wie schwer es wird, ich bereue es keine Sekunde, dich im Arm halten zu dürfen! Mama hat dich lieb.‘


Liebe Mama (echter Name ist der Redaktion bekannt), vielen Dank, dass du deine Geschichte mit uns geteilt hast! Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe.

WIR FREUEN UNS AUF DEINE GESCHICHTE!
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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg. Am liebsten erkunde ich mit ihm die vielen grünen Ecken der Stadt. Auch wenn ich selbst keine Mama bin, gehören Babys und Kinder zu meinem Leben dazu. Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert und ich komme als „Tante Lena“ zum Einsatz. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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