WHO sagt „no” zu „Vino”: Kein Alkohol für Frauen in „gebärfähigem Alter”

Aktuell geistert ein Entwurf der Weltgesundheitsorganisation (WHO) durch die Medien, der für Aufregung sorgt: Darin fordert sie, dass Frauen in gebärfähigem Alter keinen Alkohol trinken. Ja, richtig gelesen, laut WHO sollten alle Frauen auf Alkohol verzichten, solange sie eben ääähm „gebärfähig” sind.

Es gelte, das „Trinken unter Schwangeren und Frauen im gebärfähigen Alter zu verhindern”, steht im weltweiten Aktionsplan gegen schädlichen Alkoholkonsum, was gelinde gesagt für öffentliche Verwunderung bis hin zu schwerer Bestürzung sorgt. Natürlich ruft so eine Steilvorlage auch Feminist*innen auf den Plan, die sich in die hitzige Debatte stürzen. Soll hier etwa das Selbstbestimmungsrecht der Frau eingeschränkt werden?

Kein Feierabendbierchen mehr für „gebärfähige” Frauen?

Die WHO hat es mit dieser Formulierung geschafft, gleich mehrere Bevölkerungsgruppen zu verärgern. Sei es das „Feierabendbierchen” oder das „Gläschen Vino”, zu dem viele von uns nie „no” sagen, für die meisten Menschen gehört Alkohol (in Maßen) einfach dazu. Dabei vergessen wir leider oft, dass er gesundheitsschädlich sein kann. Alkohol ist eine Droge, auch wenn wir das gerne mal verdrängen, weil er in Deutschland ein fester Teil der Kultur ist.

Grundsätzlich habe ich also nichts dagegen einzuwenden, wenn die WHO eine Empfehlung für weniger Alkoholkonsum ausspricht. Aber wieso gilt diese nicht für alle Menschen, sondern nur für Frauen im gebärfähigen Alter? Das wirkt ganz schön willkürlich. Klar, die Forderung ist völlig nachvollziehbar, wenn es darum geht, ein ungeborenes Leben zu schützen. Der Konsum von alkoholischen Getränken in der Schwangerschaft kann für das ungeborene Kind schlimme Folgen haben.

Was wird aus unseren „Zu Vino sag ich nie no”-T-Shirts?!

Aber wohl die wenigstens Frauen im gebärfähigen Alter verfügen über die Fähigkeit einer durchgehenden Schwangerschaft. Es soll ja auch Frauen geben, die keinen Kinderwunsch haben oder aber zu verhüten wissen, bis sie bereit für ein Kind sind. Deren Alkoholkonsum gilt es also auch dauerhaft zu verhindern?

So zumindest hört es sich an, wenn man die Empfehlung der WHO liest. Im Geiste sehe ich schon vor mir, wie sich alle Liebhaberinnen der „Zu Vino sag ich nie no”-Shirts zu einer wütenden Horde zusammenrotten, um die WHO mit Mistgabeln durchs Dorf zu treiben. Aber im Ernst: Ist diese Empörung nicht auch berechtigt?

Sprecherin der WHO bezieht Stellung

Denn sind wir mal ehrlich: Würde die WHO Männern empfehlen, auf Alkohol zu verzichten, wäre der Aufschrei vermutlich noch um ein Vielfaches größer, wie auch der MDR feststellt. Dabei scheinen diese deutlich gefährdeter, was den Umgang mit Alkohol umgeht: Von den 283 Millionen Menschen, die mit Alkoholkonsum-Störungen leben, sind 237 Millionen männlich.

Also, wie kommt die WHO zu ihrer schwammigen Forderung? Inzwischen hat eine Sprecherin dazu Stellung bezogen, wie t-online berichtet. Tenor: Es war alles nicht so gemeint! Es gehe nicht darum, dass Frauen für Jahrzehnte ihres Lebens abstinent bleiben sollen, sondern nur um das Verhalten von Frauen, die vor haben, schwanger zu werden, oder die gerade empfangen haben.

Endgültiger Entwurf wird im kommenden Jahr veröffentlicht

Warum die missverständliche Formulierung aber zuvor niemandem aufgefallen ist, wird nicht weiter erklärt. Nun soll der Entwurf noch einmal überarbeitet werden, bevor er im nächsten Jahr in seiner Endfassung veröffentlicht wird.

Ist die Ebbe in unseren Bier- und Weingläsern also vorerst abgewendet? Wir werden sehen. Klar ist allerdings schon jetzt, dass die Alkoholindustrie nicht in die Pflicht genommen wird. Es erschien der WHO womöglich einfacher, erst einmal mir mein Glas Wein aus der Hand zu nehmen.

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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