Warum der Weihnachtsmann besser eine Mama sein sollte

Warum ist der Weihnachtsmann eigentlich ein Mann? Man muss keine Feministin sein, um zu erkennen, dass doch gefühlt 99 Prozent aller Aufgaben um Weihnachten die Frauen erfüllen müssen. Oder wer kauft bei euch zu Hause die Geschenke? Sogar die für die Schwiegereltern besorgt traditionellerweise – schließlich geht es zu Weihnachten um Traditionen – immer die Ehefrau. Also wir.

Klar, es war der Heilige Nikolaus, der zu Santa Clause inspirierte, gemeinsam mit dem bärtigen alten Mann mit Rentierschlitten, der in Skandinavien zu Beginn der dort sehr kalten und schneereichen Winterzeit Nüsse und Ruten verteilt. Und dann kam Coca Cola… ja, wir wissen alle, warum es der WeihnachtsMANN ist.

Er macht die Arbeit der Mütter unsichtbar

Trotzdem ist es vielleicht an der Zeit, das mal zu hinterfragen. Überhaupt, zu hinterfragen, ob Kinder an ihn glauben sollten. Wie Autorin Nicole von Horst schon vergangenes Jahr twitterte:

Einen Riesenhaufen Arbeit gibt es das Jahr über schon so viel, dass wir ab und zu das Gefühl haben, dass wir kurz vorm Burn-Out sind. Aber der Alltag alleine erscheint uns ab November nur wie ein Training für die härtesten zwei Monate im Jahr. Mamas müssen

  • Adventskalender besorgen oder besser noch: selber füllen,
  • dafür sorgen, dass die Deko passt,
  • Weihnachtslieder auswendig können und
  • diese Kindern beibringen,
  • einen Adventskranz binden/kaufen
  • immer daran denken, auch wirklich die Kerzen wieder auszupusten
  • Nikolausgeschenke kaufen,
  • mit den Kindern die Stiefel putzen,
  • die Stiefel füllen,
  • Weihnachtsgeschenke für ALLE kaufen (inklusive Schwiegereltern, siehe oben),
  • Geschenke für BESONDERE Menschen gemeinsam mit den Kinder basteln,
  • anschließend das Chaos wieder beseitigen,
  • Geschenke hübsch, sinnvoll und ökologisch verpacken,
  • Geschenke bis zum Tag X verstecken und versteckt halten,
  • hübsche Plätzchen zum Verschenken selber backen,
  • niedliche Plätzchen zum Selber-Essen mit den Kindern backen,
  • anschließend das Chaos wieder beseitigen,
  • Weihnachtsfeiern organisieren, oder zumindest anwesend sein,
  • Krippenspiel-Texte mit den Kindern üben
  • und Kostüme basteln,
  • einen Baum organisieren,
  • mit den Kindern Baumschmuck basteln,
  • anschließend das Chaos wieder beseitigen,
  • Baumschmuck kaufen,
  • feststellen, dass der Christbaumständer kaputt ist und einen neuen kaufen,
  • mit den Kindern den Baum schmücken,
  • anschließend das Chaos wieder beseitigen,
  • für das wahnsinnig tolle, festliche Festtagsmenü einkaufen,
  • ein wahnsinnig tolles Festtagsmenü für Heiligabend zaubern,
  • ein zweites wahnsinnig tolles Festtagsmenü für die ganze Familie am Tag danach zaubern.

Urlaubsreif an Weihnachten

Der ganz normale Alltag macht übrigens vor Weihnachten leider keine Pause und wartet, dass man wieder Zeit für ihn hat, sondern ist auch noch da.

Kurzum: Wenn an Weihnachten alle gegessen haben und die Geschenke endlich unterm Baum sind, fallen wir erstmal erschöpft aufs Sofa und wünschen uns sehnlichst, es möge doch bitte eine WeihnachtsFRAU geben, die uns tatsächlich überrascht und uns den (familienfreien) Wellness-Urlaub schenkt, den wir jetzt so nötig hätten.

Weniger Stress durch Selbstoptimierung?

Doch einige Mütter-Magazine meinen, dieses Jahr gäbe es Hoffnung. Hoffnung auf eine stressfreie Adventszeit mit ganz viel Harmonie und #gesegnet. Es gibt einen ganz einfachen Trick, meinen sie. Psychologen sollen den empfehlen und er ist so simpel, dass er wirklich von jeder Mutter problemlos angewendet werden kann.

Der Trick heißt: -Trommelwirbel- Selbstoptimierung.

Und zwar solle man sich klar machen, dass man wirklich #gesegnet ist. Es gehe darum, sich vor Augen zu halten, dass man all diese Aufgaben zwar erfüllen muss, aber eigentlich ja DARF. Nicht: „Ich muss noch Geschenke für die Kinder besorgen!“ sondern: „Ich darf Geschenke für die Kinder besorgen!

Bei allem Zynismus, der diesem Vorschlag innewohnt, findet man doch noch ein Fünkchen Wahrheit. Es stimmt, wir haben Glück. Wir dürfen uns wirklich darüber freuen und dankbar sein, dass wir Kinder haben, die wir lieben, denen wir schöne Weihnachten bescheren wollen.

Wir dürfen dankbar sein, dass wir die finanziellen Mittel dazu haben, unseren Kindern Geschenke zu kaufen. Wir dürfen uns darüber freuen, dass wir mit unserer Familie gesund und munter um den Tisch sitzen dürfen, essen und Plätzchen knuspern.

Verheimlichen ist Stress

Was bleibt, ist aber die Frage, ob das wirklich weniger Stress bedeutet und warum der Weihnachtsmann die Lorbeeren für unsere Arbeit ernten darf, und es nicht wenigstens eine Frau sein könnte.

Oder einfach wir, wie Journalistin und Kolumnistin Mareice Kaiser erklärt:Dazu kommt der Stress des Verheimlichens.“ Sie erklärt sich mit Nicole von Horst solidarisch: „Als Mindfuck beschreibt Nicole von Horst die ,Zwickmühle, nicht nur alles verheimlichen zu müssen, was ich alles tue, um Weihnachten schön zu machen, sondern auch, vor dem Kind nicht offen darüber sprechen zu können, wie sehr dieser Stress mich schlaucht, während die Erwartung mitschwingt, dabei ausgeglichen und besinnlich zu sein.`“

Dabei findet Mareice, dass es nicht unbedingt toll ist, wenn wir unsere Kinder anlügen. Auch nicht an Weihnachten, auch nicht „des Zaubers wegen“. Aber wenn schon Lüge, dann wenigstens eine, die der Realität nahe bleibt: „Der Weihnachtsmann ist eine Symbolfigur des weihnachtlichen Schenkens und diese Symbolfigur ist eine Lüge. Wenn wir einen Symbolfigur des Schenkens brauchen, sollte es eine Mutter sein. Eine Mutter mit Schürze vielleicht. Jedenfalls eine Mutter, die alle Hände voll zu tun hat.

Rebecca
Schon seit rund einer Dekade jongliere ich, mal mehr, mal weniger erfolgreich, das Dasein als Schreiberling und Mama. Diese zwei Pole machen mich aus und haben eines gemeinsam: emotionale Geschichten!

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