Was Schulkinder nur zugeben, wenn man sie fragt

Ob Kyle Schwartz, Grundschullehrerin in Denver, wohl wusste, was sie mit ihrer Idee lostreten würde? Um ihre neue Klasse in einem Problembezirk besser kennenzulernen, teilte sie in der ersten Stunde Zettel aus: „I wish my teacher knew…“, war darauf zu lesen. Jedes Kind beendete den Satz für sich allein. Wer wollte, blieb anonym. Doch nun, da sie endlich mal jemand fragte, wollten viele offen über ihre Sorgen reden. Viele der Sätze, die Schwartz zu hören und lesen bekam, empfand sie als „herzzerreißend“. Uns geht es ganz genauso.

„Mir fehlt es einfach ein Selbstvertrauen“

„Ich bin nicht faul, sondern wirke nur oft unmotiviert, weil ich ängstlich und ohne Selbstvertrauen bin.“

„Wir haben zu Hause keine Stifte, um die Hausaufgaben zu erledigen.“

„Meine Familie lebt in einem Obdachlosenheim.“

„Mein Vater wurde nach Mexiko abgeschoben.“

„Wir haben oft nicht genügend zu essen.“

Solche Beiträge zeigen noch einmal deutlich, dass man nie urteilen sollte, bevor man die Hintergründe kennt. Und vielleicht sollte man sich selbst dann mit (Vor-)Urteilen zurückhalten  vor allem, wenn es um Kinder geht. Sie machen die Hausaufgaben nicht? Vielleicht sind sie ja gar nicht faul, sondern es fehlt zu Hause schlicht an Ressourcen. Von Konzentration keine Spur? Vielleicht hat das Kind einfach einen leeren Magen. Wenn die Lehrer dann auch noch schimpfen, ist es kein Wunder, wenn die Motivation irgendwann vollends schwindet.

Darüber reden, hilft wirklich

Tief bewegt von ihren Einblicken sammelte Schwartz alles in einem Buch* – und regte damit Kollegen an, die gleiche Idee umzusetzen. Manche erfuhren auf diesem Wege, wie viel sie schon richtig machen. Wie die Grundschullehrerin Victoria Harpe aus Columbia, die unter anderem diese Liebeserklärung erhielt:

Schwartz wollte aber nicht nur inspirieren, sondern auch Eltern zeigen, wie sehr sich viele Lehrkräfte bemühen, eine Beziehung zu den Kindern aufzubauen. Vorurteile gibt es schließlich in beide Richtungen. Wie gut eine offene Kommunikation vor allem für die Kinder ist, zeigt dieser Beitrag einer Mutter aus Tennessee.

Beide Söhne haben Probleme, Farben zu erkennen. „Wir haben das Glück, dass sie Lehrer haben, die bereit sind, zu lernen, und den Jungs zu helfen, erfolgreich zu sein. Für uns wurde #iwishmyteacherknew so zu #myteacherknows.“

Hoffen wir, dass dies bald noch für viel mehr Kinder gilt.

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Jana Stieler
Ich lebe mit Mann und Sohn im Süden Hamburgs – am Rande der Harburger "Berge" (Süddeutsche mal kurz weghören: Der höchste Punkt misst immerhin sagenhafte 155 Meter ü. M.). Wenn ich nicht gerade einen Text verfasse, liebe ich Outdoor-Abenteuer mit meiner Familie, lange Buch-Badewannen-Sessions mit mir allein und abendliches Serien-Binge-Watching.

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