Vorlesen: Kinderbücher sind wie Wellness für Eltern

Vorlesen hat viele, viele positive Effekte auf die Entwicklung unserer Kinder, das ist schon lange bekannt. Manche von ihnen mögen es allerdings gar nicht, still dazusitzen und zu lauschen. Dann sollte man sie natürlich auch nicht dazu nötigen (klappt eh nicht, ne?) – in vielen Fällen erwacht auch bei ihnen irgendwann später noch das Interesse daran. Das ist einfach eine Typfrage.

Meine Tochter mochte es von Anfang an gerne, wenn ich Bücher mit ihr anschaute und ihr vorlas. Und ich habe diese Kuscheleinheiten ebenfalls lieben gelernt, unter anderem als kleines „Allheilmittel“: Ist sie müde, gelangweilt oder traurig, tut es gut, sich aufs Sofa zu verziehen und sich gemeinsam in andere Welten zu lesen. Ist sie so überdreht, dass die Stimmung zu kippen droht, ist eine lustige Geschichte die wunderbarste Art, um zur Ruhe zu kommen.

Oft lege ich mich dabei richtig ins Zeug, verstelle meine Stimme, singe, mache Tiergeräusche… Ja, meistens genieße ich es selbst total, vorzulesen.

Nur wir zwei – und unsere liebsten Helden. Foto: Bigstock

Und siehe da, jetzt gibt es auch eine Studie, die zeigt, dass Vorlesen Eltern ebenfalls richtig gut tut. Wissenschaftler der Rutgers University in New Jersey haben ihre Ergebnisse im Journal of Developmental & Behavioural Pediatrics veröffentlicht. Ihr Fazit: Vorlesende Eltern sind entspannte Eltern.

Na, das lese ich doch gerne, he, he. Allerdings weisen die Wissenschaftler auch sehr nüchtern darauf hin, dass sie nicht belegen können, wie herum das funktioniert. Soll heißen: Es kann sein, dass sich vorlesende Eltern eher entspannen als Lesemuffel – aber auch, dass entspannte Eltern einfach häufiger vorlesen.

Getestet haben die Wissenschaftler folgendermaßen: 2165 Mütter aus 20 großen US-Städten wurden befragt, wie oft sie ihren ein- bis dreijährigen Kindern vorlesen. Zwei Jahre später  sprachen die Forscher erneut mit diesen Müttern. Sie fragten die Mamas, wie oft sie ihre Kinder „verbal oder gar physisch harsch“ behandeln würden.

Das Ergebnis: Die Mütter, die ihren Kindern regelmäßig vorgelesen hatten, hatten beim zweiten Treffen einen entspannteren, liebevolleren Umgang mit ihren Kindern. Nicht ganz unwichtig, aber: Die Kinder, denen häufig vorgelesen wurde, fielen im Versuch auch seltener durch Hyperaktivität oder aggressives Verhalten auf. Das ist natürlich wiederum ein Faktor, der es Eltern leichter macht, entspannt zu blieben.

Wer nun also zuerst da war, die sprichwörtliche Henne oder das Ei, ist unklar. Glasklar ist dagegen allerdings, dass Vorlesen sehr gut für unsere Kinder ist – in jeder Hinsicht. Sie bekommen eine Zeitlang unsere ungeteilte Aufmerksamkeit, ganz ohne Handy und „Ich muss nur nochmal kurz…“. Und das tut ganz sicher auch uns gut. Eine Kuschel-Auszeit auf dem Sofa, ganz in Ruhe. Familien-Liebe pur also. Und das ist es doch, was zählt.

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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