Virtuelles Helau und Alaaf: Ist Karneval 2021 wirklich öde?

Um mal eines klarzustellen: Hier in Hamburg ist Karneval kein großes Ding. Für mich persönlich ist das einzig „Schlimme“ gerade, dass keine Faschingsfeier in der Vorschule meiner Tochter stattfindet… (Bitte verzeiht mir deswegen auch, wenn ich hier Begrifflichkeiten durcheinanderwürfle!)

Aber ich weiß natürlich, dass das in großen Teilen Deutschlands anders aussieht. Und da ist es wirklich traurig, dass die fünfte Jahreszeit dieses Jahr ausfällt.

Und tragisch, denn in den Fastnachts-Hochburgen hängen ganz viele Existenzen von den tollen Tagen ab.

Und genau deswegen ist die „Karnevals-Industrie“ auch ziemlich kreativ geworden – und sorgt dafür, dass alle, die Umzüge Bälle und Sitzungen so sehr vermissen, nicht ganz verzichten müssen.

Wie das ZDF berichtet, greifen die Vereine auf digitale Möglichkeiten zurück. Die Mainzer Fastnachter beispielsweise sind vereinsübergreifend online gegangen: Sitzungen werden gestreamt, ganz neue Formate wurden ausgearbeitet. Und obwohl der Rosenmontagszug ausfällt, sind drei Motivwagen gebaut worden: „Es war schwierig, Sponsoren zu finden“, gibt der Präsident zu. Vor allem die politisch-gesellschaftskritischen Motivwagen gehören aber einfach dazu: „In der Qualität und Brisanz gibt es sie nur bei uns.“

Alle Sitzungen und Filme der Motivwagen gibt es hier zu sehen.

Und auch Köln als weitere Karneval-Hochburg hatte tolle Ideen, um die Maschinerie am Laufen zu halten: „Ein Roadmovie wurde gedreht, es finden Zoom-Schalten statt und viele Termine sind digital. Auch haben wir eine mobile Bühne im Einsatz, die in Höfe von Altenheimen gefahren wird und Coronakonform für Abwechslung sorgt“, erzählt Pressesprecherin Tanja Holthaus vom Kölner Karneval.

Im Fernsehen finden beliebte Sendungen wie die „Mainz-bleibt-Mainz-Fernsehsitzung“ statt – für die Redner ist es natürlich ungewohnt, dort vor leerem Saal zu performen, wo sonst das Leben tobt.

„Ich habe noch nie vor einem fast leeren Saal einen Vortrag gehalten. Aber wenn man im Saal ist und die Lichter brennen, dann fühlt man doch ein Stück Heimat und dann schließt man die Augen und sieht das Publikum. Wir machen diese Sitzung ja extra für die Leute, die zu Hause sind, die nicht raus können. Für die Leute im Krankenhaus, für die in den Pflegeheimen. Denen ein bisschen Spaß und Mainzer-Fastnacht ins Wohnzimmer zu bringen, das macht viel mehr aus als ein großer Orden!“ sagt Sitzungspräsident und „Meenzer-Obermessdiener“ Andreas Schmitt im SWR-Interview.

Ich muss sagen, ich finde es auch als Nicht-Karnevalistin superschön zu lesen, welche Bedeutung das Ganze für die Menschen hat, wie sehr es sie verbindet und auf welche gute Ideen die Vereine gekommen sind, um für ihre Jecken da zu sein.

Ich drücke allen ganz fest die Daumen, dass 2022 wieder alles normal ist – oder eben genau richtig „unnormal“.

Wer feiert hier denn Karneval und wie füllt ihr die diesjährige Lücke?

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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