Vaterschaftsurlaub vor dem Aus? Was die Regierung plant, macht sprachlos

Zwei Wochen gemeinsame Auszeit nach der Geburt – das wäre für viele Familien eine echte Entlastung gewesen. Und eigentlich auch eine Richtlinie der EU. Doch die Bundesregierung will den geplanten Vaterschaftsurlaub offenbar nicht umsetzen. Warum das eine bittere Nachricht für Mütter und Väter und ein Rückschritt für Gleichberechtigung ist.

Die Bundesregierung will einen gesetzlich verpflichtenden Vaterschaftsurlaub nicht auf den Weg bringen. Auf Nachfrage der ARD heißt es aus dem Familienministerium: Die Auszeit „muss Deutschland nicht umsetzen“. Unter bestimmten Voraussetzungen seien EU-Mitgliedstaaten von dieser Vorgabe befreit. Das Ministerium bezieht sich dabei auf die bestehende Elternzeit und das Elterngeld.

Was für den Vaterschaftsurlaub eigentlich geplant war

  • Verbindlich nach der Geburt: Der Vaterschaftsurlaub (der für Väter und grundsätzlich zweite Elternteile gilt) sollte direkt im Anschluss an die Geburt genommen werden – nicht irgendwann später.
  • Zusätzlich zur Elternzeit: Er wäre unabhängig von der Elternzeit gewesen, die flexibel über Monate verteilt werden kann.
  • Umsetzung einer EU-Richtlinie: Deutschland sollte damit eine europäische Vorgabe erfüllen, die einen bezahlten „Kurzurlaub“ nach der Geburt vorsieht.

Warum der Vaterschaftsurlaub so wichtig wäre

Vielleicht vergisst die Regierung, was das Wochenbett bedeutet: Es ist keine Erholungsphase, sondern eine körperlich und emotional fordernde Zeit für die Mutter. Sie braucht eigentlich Ruhe, Unterstützung und Entlastung. Stattdessen muss sie von jetzt auf gleich in die neue Rolle als Mutter schlüpfen und permanent für das Kind da sein. Sie sollte das nicht allein durchstehen müssen.

Hinzu kommt: Ein Vater, der direkt nach der Geburt präsent ist, hat auch selbst etwas davon, denn es stärkt die frühe Bindung zum Kind. Und: Mehr Zeit mit dem Nachwuchs zu verbringen, soll die Väter sogar vor Depressionen schützen, wie eine Studie zum Thema Elternzeit und Depressionen bei Vätern bestätigt. Familienzeit hätte somit Vorteile für die gesamte Familie.

Doch aktuell gibt es immer noch Väter, die nach wenigen Tagen wieder arbeiten. Selbst wenn sie Elternzeit nehmen, geschieht das oft erst Monate später, wenn das Kind älter ist. So fällt die Unterstützung genau dann weg, wenn sie am dringendsten gebraucht wird und auch ein Bonding zwischen Vater und Kind wird schwerer.

Ein Vaterschaftsurlaub von zwei Wochen reicht dafür nicht aus, aber wäre zumindest ein Schritt in die richtige Richtung.

Warum Elternzeit nicht ausreicht

Elternzeit ist ebenfalls ein wichtiges Instrument. Aber sie greift zu spät, weil sie freiwillig und nicht verpflichtend ist. Hinzu kommt der Druck auf viele Väter: Wer überhaupt Elternzeit nehmen möchte, wird im Job oft belächelt – oder sogar benachteiligt.

Ein verpflichtender, bezahlter Vaterschaftsurlaub hätte hier angesetzt: Er hätte Väter gestärkt, Mütter entlastet und Familien wirklich unterstützt. Dass er nun wohl nicht kommt, zeigt: Wenn es um Familienpolitik geht, bleiben Versprechen oft auf dem Papier.

Es gibt so viele Eltern in Deutschland – aber eine starke Lobby haben sie noch immer nicht. Andere Länder sind schon so viel weiter. In einigen Staaten gibt es sogar eine verpflichtende Elternzeit für Väter.

Was meinst du, warum Deutschland so hinterher hinkt?
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Quelle:

Mehr Familienfreundlichkeit – und wie? in: Tagesschau, Abrufdatum: 29.10.2025

Miriam Mueller-Stahl

Hi, ich bin Miriam, Content Director bei Echte Mamas und Mutter einer kleinen Tochter – definitiv der coolste, lustigste, aber auch fordernste Mensch der Welt. Vor den echten Mamas habe ich unter anderem für ein großes Frauenportal geschrieben und ein Health-Portal redaktionell geleitet. Heute teile ich mein Wissen gern mit euch und schreibe über die kleinen und großen Momente im Mama-Alltag – ehrlich, praktisch und manchmal mit einem Augenzwinkern.

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2 Comments
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Sarah
Sarah
4 Stunden zuvor
Was meinst du, warum Deutschland so hinterher hinkt?" Weiterlesen »

Weil in Deutschland nur alte weiße Männer das Sagen haben, die fernab jeglicher Realität leben… was wissen die schon von den Problemen, Sorgen und Nöten einer Familie?
So lange Kinder keine Lobby haben oder Eltern pro Kind eine Stimme mehr, werden ihre Interessen und Dinge, die für sie wichtig, u.a. Bildung, immer ganz hinten auf der Agenda stehen. 🙁

Melli
Melli
5 Stunden zuvor
Was meinst du, warum Deutschland so hinterher hinkt?" Weiterlesen »

Ich finde es traurig und erschreckend, dass ein Land wie Deutschland nichts mehr für Familien und Kinder übrig hat.
Es beginnt mit der Unterstützung von Familien und endet mit „kinderfreien Restaurants und Hotels“ traurig! Gleichzeitig wird über unzureichende Rente geschimpft, wenn Deutschland so kinderfreundlich bleibt, wird es sich auch an der Rente widerspiegeln. Ein umdenken nicht zu Letzt von der Politik ist dringend notwendig!