So trifft der Klimawandel unsere Kinder – aber es gibt Hoffnung

Überflutungen, noch weit schlimmer als die im Ahrtal, Dürren, Hitzewellen… Ein bisschen erinnert es an einen düsteren Science-Fiction-Film, sich die Zukunft der Erde und unserer Kinder vorzustellen. Die Menschen werden ein Leben führen, das „beispiellos” ist, sagen die Forscher einer aktuellen Studie, die in der Zeitschrift Science veröffentlicht wurde. Zum Glück stellten sie noch etwas anderes fest: Es gibt Hoffnung. Den Kopf in den Sand stecken und die Nachrichten einfach mal als übertriebene Panikmache abzutun, gilt deshalb nicht. Wir schulden es unseren Kindern, nicht wegzuschauen.

Es könnte schlimmer werden als gedacht…

Autor Wim Thiery von der Uni Brüssel sagt: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Sicherheit junger Generationen ernsthaft bedroht ist. Um ihre Zukunft zu sichern, sind drastische Emissionsreduzierungen erforderlich.“  Ein 2021 geborenes Kind erlebt sonst im Lauf seines Lebens durchschnittlich doppelt so viele Waldbrände, zwei- bis dreimal so viele Dürren, fast dreimal so viele Flussüberschwemmungen und Ernteausfälle sowie siebenmal mehr Hitzewellen als jemand, der heute 60 Jahre alt ist. Und das errechnete Modell sei sogar noch zurückhaltend.

Im hohen Norden vielleicht nicht ganz so schnell wie weiter im Süden. Aber ist das tröstlich? Unicef sieht bereits jetzt eine Milliarden Kinder – insbesondere in Afrika – durch die Folgen des Klimwandels gefährdet. So trifft es bereits jetzt ausgerechnet diejenigen am härtesten, die am wenigsten zu der (negativen) Entwicklung beitragen. Und zwar nicht in irgendwelchen Rechenmodellen, sondern ganz real. Naturkatastrophen zerstören ihre Wohnorte, verhindern, dass sie zur Schule gehen können, viele werden krank oder verhungern.

…aber zum Glück könnte es auch besser werden

„Wir können unseren Kindern tatsächlich einen Großteil der Klimalast von den Schultern nehmen“, sagt Katja Frieler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Mitautorin der Studie. „Wenn wir die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius begrenzen, indem wir aus der Nutzung fossiler Brennstoffe aussteigen.“ Sollte das gelingen, „werden wir die potenzielle Gefährdung der jungen Menschen durch Extremereignisse im Laufe ihres Lebens weltweit um durchschnittlich 24 Prozent verringern. Für Nordamerika sind es minus 26 Prozent, für Europa und Zentralasien minus 28 Prozent. Und im Nahen Osten und Nordafrika sogar minus 39 Prozent. Das ist eine riesige Chance.“ In jedem Fall ist es die beste Option, die wir jetzt noch haben.

Was wir jetzt dringend brauchen

Der Wahlkampf hat gezeigt, dass mittlerweile auch die großen Parteien erkannt haben, wie wichtig der Klimaschutz für uns Menschen ist. Scholz, möglicherweise unser nächster Kanzler, hat ihn sogar zum Ziel Nummer eins ausgerufen. Nun müssen Handlungen folgen. Auch wir können und sollten natürlich den Teil dazu beitragen, der uns möglich ist. Ich fände es anmaßend, drastische Einschränkungen von denen zu verlangen, die sich ohnehin schon stark einschränken müssen. Vor allem wenn man selbst sich das gute Bio-Fleisch locker leisten kann.

Was geht, kann je nach Lebensumständen verschieden sein. Eine alleinverdienende Mama von fünf Kindern kann vielleicht auch weniger Fleisch auftischen, es aber nicht beim kuscheligen Demeter-Hof holen. Die Aufforderung mit weniger Raum auszukommen, ärgert zu Recht diejenigen, die bereits zu fünft in einer Dreizimmerwohnung leben. Die werden wohl auch nicht im fancy Unverpackt-Laden shoppen, aber vielleicht so oft es sonst geht auf Plastik verzichten. Wer in einer ländlichen Region ohne passable Bus- oder Bahn-Anbindung lebt, wird sein Auto nicht abschaffen. Aber für Städter sind die Öffis oder Car-Sharing vielleicht sogar preiswerter und praktischer? Auch kleinere Handlungen bewirken in der Masse etwas.

Was wir jedoch mehr als alles andere für die Zukunft brauchen, sind klare politische Entscheidungen – und verantwortungsbewusste Unternehmer. Zum Beispiel in Sachen fossile Brennstoffe. Immer ist nur von der Panik vor schrecklichen Einschränkungen die Rede. Wie wäre es mal mit etwas Kreativität beim Denken? Klar, ganz ohne Einschränkungen ist es kaum möglich, unseren Kindern eine lebenswerte Erde zu hinterlassen. Aber Klimaschutz ist mehr als ein notwendiges Übel. Er kann z. B. auch eine Chance sein, neue Arbeitsplätze zu schaffen – und eine Zukunft für alle zu gestalten.

Jana Stieler
Ich lebe mit Mann und Sohn im Süden Hamburgs – am Rande der Harburger "Berge" (Süddeutsche mal kurz weghören: Der höchste Punkt misst immerhin sagenhafte 155 Meter ü. M.). Wenn ich nicht gerade einen Text verfasse, liebe ich Outdoor-Abenteuer mit meiner Familie, lange Buch-Badewannen-Sessions mit mir allein und abendliches Serien-Binge-Watching.

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