Wetten, du kennst auch jemanden, der eigentlich Profisportler*in geworden wäre, wenn er oder sie sich nicht als Teenager mal das Knie verdreht hätte? Wir belächeln diese Geschichten gern. Aber spätestens, wenn das eigene Kind seinen Traumberuf wie zum Beispiel Pilot*in, Feuerwehrfrau/-mann oder Polizist*in nicht ergreifen kann, weil die Augen zu schlecht sind, hört das Lachen auf. In Zukunft könnte genau das aber leider immer häufiger passieren, denn die Anzahl der kurzsichtigen Kinder zwischen 6 und 10 Jahren hat sich in den letzten 60 Jahren mehr als verdoppelt 1 – und der Trend hält an.
Das Perfide daran: Kurzsichtigkeit beeinträchtigt nicht nur die Lebensqualität und Entwicklung von Kindern, sie kann sich gerade bei jüngeren Kindern auch rasant verschlechtern. Je stärker ausgeprägt die Sehschwäche ist, desto größer ist auch das Risiko für schwerwiegende Folgen für die Augengesundheit wie z.B. Grüner oder Grauer Star im Alter.2,3,4 So, genug Panik gemacht: Kurzsichtigkeit sollte man unbedingt ernst nehmen, aber wenn sie früh erkannt wird, kann man ihr Fortschreiten durch bestimmte Maßnahmen kontrollieren. Wusstest du das schon?

Conny Hermann ist selbständige Augenoptikermeisterin aus Bad Neuenahr-Ahrweiler, Mama von drei Kindern und unsere Expertin zu diesem Thema.
„Ich kann die Tafel nicht lesen!“ – Warnzeichen für Kurzsichtigkeit, die du kennen solltest
Bevor ich dir sage, bei welchen Anzeichen du bei deinem Kind aufhorchen solltest, muss ich einmal kurz ausholen und erklären, was Kurzsichtigkeit eigentlich bedeutet: Wenn man kurzsichtig ist, sieht man Dinge in der Nähe scharf, aber in der Ferne wird das Sehen verschwommen. Klassischerweise lassen sich Straßenschilder, die Schultafel oder Gesichter auf eine gewisse Entfernung also nicht mehr gut erkennen. Eine Kurzsichtigkeit, auch Myopie genannt, entwickelt sich, wenn das Auge zu stark in die Länge wächst.
Deshalb sind Kinder im Wachstum zwischen 6 und 12 Jahren auch besonders gefährdet, dass sich eine Myopie entwickelt bzw. schnell voranschreitet. Ist das Auge verlängert, bündelt sich das einfallende Licht nicht erst auf der Netzhaut, wie bei einem normal entwickelten Auge. Bei einem kurzsichtigen Auge wird das Licht schon vor der Netzhaut gebündelt, wodurch das Sehen unscharf wird.

Im Gegensatz zu einem normalen Auge (oben) wächst der Augapfel bei einem kurzsichtigen Auge übermäßig in die Länge (unten). Foto: CooperVision.
Diese Anzeichen könnten bei deinem Kind auf eine Kurzsichtigkeit hinweisen
Kinder äußern leider nur sehr selten selber, dass sie schlecht sehen, weshalb es umso wichtiger ist, dass wir Eltern ganz genau hinschauen. Zum einen sind Kinder nämlich wahre Anpassungskünstler*innen und kompensieren Sehschwierigkeiten, indem sie unbewusst einfach Situationen vermeiden, in denen sie auftreten. Zum anderen können sie Symptome oft nicht richtig einordnen. Manche kennen es vielleicht sogar nicht anders, weshalb sie gar nicht merken, dass etwas fehlt oder sie wollen schlichtweg nicht auffallen.
Bei diesen Beobachtungen solltest du als Mama also aufhorchen:
- Auffällige Mimik: Dein Kind blinzelt oft, zwinkert mit den Augen, kneift sie zusammen oder reibt sie ständig – Wenn ein Kind Gegenstände in der Ferne nicht (mehr) gut sehen kann, sorgt das für Irritation. Kinder neigen dann dazu, den Sehfehler unbewusst über die Mimik korrigieren zu wollen.
- Ungewohntes Verhalten: Hält dein Kind das Buch ungewöhnlich nah vor das Gesicht? Oder möchte es vielleicht gar nicht mehr gern in Bücher schauen? Möglicherweise ist es auch bei Sport und Spiel unsicher und beim Fernsehen oder Tablet schauen versucht es sich möglichst nah an den Bildschirm zu setzen.
- Schlechtere Noten & Lernrückstand: Wenn ein Kind die Tafel nicht mehr gut lesen kann, führt das nicht selten zu Unaufmerksamkeit. Die Folge können schlechtere schulische Leistungen und das Klagen über zu schweren Stoff sein, weil das Kind nicht mehr richtig dem Unterricht folgen kann.
- Schlechte Laune & Müdigkeit: Eine Sehschwäche kann Kinder stark verunsichern und im Alltag einschränken. Sie merken, dass etwas nicht stimmt, ohne konkret den Grund dafür nennen zu können. Es kratzt am Selbstbewusstsein, wenn sie feststellen, dass sie Dinge anders wahrnehmen als andere. Sie wirken häufig übermüdet oder klagen über Kopfschmerzen, können sich weniger gut konzentrieren und reagieren durch den Frust schnell gereizt.
„Vom Fernsehen kriegst du viereckige Augen“ – Welche Einfluss- und Risikofaktoren gibt es wirklich?
Die Augen werden vielleicht nicht gleich viereckig – Smartphones & Tablets gehören aber heutzutage tatsächlich zu den Hauptgründen, weshalb immer mehr Kinder immer früher kurzsichtig werden (In Deutschland betrifft das bereits jetzt schon mehr als ein Viertel der Jugendlichen!)5,6 Im Gegensatz zu früher, sitzen Kinder heute viel länger vor (zu nahen) Bildschirmen und verbringen viel weniger Zeit draußen im für die Augen so wichtigen Tageslicht.
Intensives Lesen oder das Erledigen der Hausaufgaben bei schlechten Lichtverhältnissen steigert zusätzlich das Risiko für eine Kurzsichtigkeit. Die steigenden Zahlen sind außerdem leider gar nicht verwunderlich, wenn man die genetische Komponente betrachtet: Ist ein Elternteil kurzsichtig, werden die Kinder es mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 30 Prozent auch.7 Und last but not least: Viele Eltern vernachlässigen die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen beim Augenarzt oder bei der Augenärztin – auch das ist ein großer Risikofaktor, dass eine beginnende Kurzsichtigkeit nicht frühzeitig erkannt werden kann.
Was tun bei Verdacht auf Kurzsichtigkeit?
Wenn du eines oder mehrere der oben beschriebenen Symptome bei deinem Kind beobachtest, dann scheue dich nicht zeitnah, einen Kontrolltermin bei einem*r Augenärzt*in zu vereinbaren. Dort können die Augen deines Kindes genau untersucht und, wenn notwendig, die nächsten Schritte eingeleitet werden. Wenn eine Kurzsichtigkeit frühzeitig erkannt wird, kann ihr Fortschreiten mit entsprechenden Maßnahmen verlangsamt werden. Das ist super wichtig, um das Risiko für ernstzunehmende Augenerkrankungen im Alter zu minimieren.
Bitte ernst nehmen: Regelmäßige Kontrolluntersuchungen
Viele Eltern unterschätzen leider noch, wie wichtig regelmäßige Kontrollen auch unabhängig von sichtbaren Auffälligkeiten sind. Hinzu kommt, dass Termine bei Augenärzt*innen sehr knapp sind und Kinder als Kunden als eher „anstrengend“ und zeitintensiv gelten.
Was viele aber nicht wissen: Auch ein*e Augenoptiker*in ist eine gute Anlaufstelle, um die Augen checken zu lassen. „Wir nehmen uns in meinem Geschäft gerne die Zeit für die Kinder und verfügen auch über das nötige Fachwissen“, erklärt Conny Hermann, Augenoptikermeisterin und Mama von drei Kindern. Da Kinder bestenfalls alle sechs Monate bzw. einmal im Jahr zur Kontrolle zu Augenärzt*in oder Sehschule gehen sollten, müsste es also nicht erst den Eltern auffallen, wenn ein Kind nicht gut sieht, erklärt die Expertin.

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen bei Kindern sind wichtig, um so früh wie möglich eine ent- oder bereits bestehende Kurzsichtigkeit festzustellen. Foto: CooperVision.
Hilfe, mein Kind ist kurzsichtig! Und jetzt?
Zuerst einmal: Keine Panik! Natürlich bedeutet das, dass ihr euch womöglich um eine Versorgung kümmern müsst und neue Routinen auf euch zukommen. Bei Augenärzt*in und Augenoptiker*in seid ihr aber an der besten Adresse und werdet Schritt für Schritt durch den Prozess begleitet. Augenoptikermeisterin Conny Hermann weiß aus Erfahrung: „Kinder reagieren durchweg positiv auf Brillen und Kontaktlinsen. Sie gehen vorbehaltlos an das Thema ‚Sehhilfe‘ heran, denn die Zeit der Brillenschlange ist lange vorbei.“
Auch die Eingewöhnung verlaufe Conny zufolge meist unkompliziert, auch wenn man gerade kleineren Kindern die Brille vielleicht einmal mehr hinterhertragen müsse, wenn sie gestört hat. Wirklich schwierig würde es meist erst, wenn sich die Eltern oder Großeltern negativ zur Sehhilfe äußerten. Denn manche Eltern empfinden eine Brille als Makel und geben das Gefühl leider an die Kinder weiter, so die Augenoptikermeisterin. Im Gegenteil dazu sollten Kinder vielmehr lernen, dass eine Sehhilfe ein wertvoller Begleiter ist, der ihnen Lebensqualität zurückgibt und Langzeitfolgen abmildern kann.
Muss es wirklich immer die Brille sein?
Gerade bei Kindern denken die meisten bei „Sehhilfe“ wohl intuitiv an eine Brille – Dabei ist sie schon längst nicht mehr alternativlos. Heutzutage gibt es nämlich Kontaktlinsen, die auch für Kinder geeignet sind. Ab welchem Alter ein Kind verantwortungsvoll mit Kontaktlinsen umgehen kann, ist natürlich sehr individuell und unterschiedlich. Unsere Expertin Conny Hermann hat dazu jedoch folgende Faustregel: „Wenn ein Kind sich die Schuhe binden kann, kann es auch Kontaktlinsen selbstständig aufsetzen.“
Häufig unterschätzen Eltern die Motivation und die Fähigkeiten ihrer Kinder, wenn es um Kontaktlinsen geht. Dabei bieten sie viele Vorteile gegenüber einer Brille: Das Blickfeld wird nicht durch die Brillenfassung beschränkt und sie können nicht beschlagen oder dreckig werden. Zudem schränken sie Kinder bei Sport und Freizeit weniger ein als eine Brille, da sie nicht kaputt gehen können. Und nicht zuletzt verändern sie auch das Aussehen nicht – vor allem bei Teenagern, die sehr auf ihr Erscheinungsbild achtgeben, ist das ein großer Pluspunkt 😉
Kurzsichtigkeit aufhalten: Myopie Management mithilfe von Einmalkontaktlinsen
Was viele nicht wissen: Eine Sehhilfe sorgt nicht unbedingt nur für die Korrektion der Kurzsichtigkeit. Mit bestimmten Maßnahmen kann das Fortschreiten einer Kurzsichtigkeit auch gebremst werden. Das nennt man dann „Myopie Management“.
Die MiSight® 1 day Einmalkontaktlinsen können das zum Beispiel. Sie sorgen nicht nur für klares Sehen, sondern sie reduzieren auch eine Verschlechterung der Kurzsichtigkeit, was eine siebenjährige Studie und klinische Prüfung gezeigt hat. Zudem verfügen sie über die FDA- und CE-Zertifizierung, das heißt, sie erfüllen sowohl die europäischen als auch die US-amerikanischen Sicherheits- und Qualitätsanforderungen.
Die weichen Einmalkontaktlinsen sind gut verträglich und einfach zu handhaben. Das ist wichtig, denn ein häufig genanntes Argument gegen Kontaktlinsen bei Kindern, ist die täglich notwendige hygienische Pflege. Diese fällt hier jedoch entsprechend weg, da jeden Tag ein neues Paar aufgesetzt wird. Deshalb können Kinder ab 8 Jahren sie in der Regel schon sicher handhaben.
Auch wenn die MiSight® 1 day zum größten Erfolg führen, wenn sie möglichst frühzeitig zum Einsatz kommen, können Kinder auch später noch von ihnen profitieren. Wenn du das Gefühl hast, das könnte eine Option für dein Kind sein, dann sprich unbedingt deine*n Augenärzt*in oder Augenoptiker*in darauf an!

Im Gespräch mit den Kids ist für Conny Hermann das wichtigste, die für jedes Kind individuell beste Lösung zu finden! Foto: Cooper Vision.
Augen auf im Alltag – So kannst du das Sehen deines Kindes schützen
„Evolutionstechnisch sind unsere Augen noch immer in der Steinzeit, ausgelegt auf die Jagd von Mammuts in der Ferne und ab und zu ein paar Beeren vom Strauch pflücken. 8h PC-Arbeit und weitere Stunden am Handy hängen waren ursprünglich nicht geplant“, erklärt die Augenoptikermeisterin Conny. Dadurch, dass wir unsere Augen also eigentlich täglich falsch benutzen und durch die dauerhafte Naheinstellung überanstrengen, leisten sie in der heutigen Zeit Schwerstarbeit. Umso wichtiger also, dass wir unsere und die Augen unserer Kinder so gut es geht schützen und unterstützen:
- Halte die Bildschirmzeiten deines Kindes möglichst kurz. Wenn es dennoch längere Zeit am Screen verbringt, dann achte darauf, dass der Abstand zwischen Augen und Gerät so groß wie möglich ist. Das heißt, wenn schon Serie gucken, dann vielleicht lieber auf dem Fernseher oder Tablet, anstatt auf dem kleinen Smartphone, wo das Kind etwas entfernter sitzen kann.
- Wenn dein Kind liest oder seine Hausaufgaben macht – Achte auf ausreichende und gute Beleuchtung! Der Abstand zum Lesetext sollte idealerweise etwa eine Armlänge betragen.
- Sorge dafür, dass dein Kind möglichst viel Zeit draußen bei Tageslicht verbringt, denn das ist super wichtig für die Augen. Auch im Winter und der dunklen Jahreszeit empfehlen Expert*innen bis zu 90 Minuten „Draußen-Zeit“.
- Im Sommer, wenn die Sonne besonders stark scheint, sollten die Augen allerdings mit einer Sonnenbrille mit hohem UV-Schutz und einer Kappe/Sonnenhut vor intensiver Strahlung geschützt werden.
- Achte auf die Anzeichen, die auf eine Kurzsichtigkeit hinweisen können und gehe bei Zweifeln lieber einmal zu oft zum*r Augenärzt*in oder Augenoptiker*in. Einmal im Jahr solltet ihr so oder so die Augen checken lassen. Wenn ein Elternteil kurzsichtig ist, gerne auch häufiger!
Ganz ehrlich? Mir hat die Recherche für diesen Artikel wirklich die Augen geöffnet, denn vieles war mir davor noch nicht bewusst. Vor allem ist mir aufgefallen, wie lange der letzte Augenarztbesuch zurückliegt. Und bei euch so? 🙈 Die großen und kleinen Augen werden es euch danken!
Quellen:
¹ Impact of increasing prevalance of myopia an high myopia: The impact of myopia and high myopia. A Report of the Joint World Health Organisation – Brien Holden Vision Institute. Global Scientific Meeting on Myopia THE IMPACT OF MYOPIA AND HIGH MYOPIA. University of New South Wales, Sydney, Australia, 16 March 2015.
² Flitcroft D I. The complex interactions of retinal, optical and environmental factors in myopia aetiology. Prog Retin Eye Res. 2012; 31(6): 622-60. 28.
³ Xu L et al. High myopia and glaucoma susceptibility the Beijing Eye Study. Ophthalmology. 2007; 114(2): 216-20. 29.
⁴ Younan C et al. Myopia and incident cataract and cataract surgery: the blue mountains eye study. Invest Ophthalmol Vis Sci. 2002; 43(12): 3625-32.
⁵ Wolffsohn JS, Calossi A, Cho P, et al. Global Trends in Myopia Management Attitudes and Strategies in Clinical Practice. Cont Lens Anterior Eye. 2016;39:106-16.
⁶ Glifford P, Glifford KL. The Future of Myopia Control Contact Lens Optom Vis Sci.; 93:336-43.
⁷ Morgan P. Is Myopia Control the Next Contact Lens Revolution? The Optician 2016.