„Seitdem wir unsere Ehe geöffnet haben, leben wir sie viel bewusster.”

„Unsere Beziehung hat sich so entwickelt, dass es sich für uns richtig angefühlt hat, sie zu öffnen. Hier möchte ich nun darüber schreiben, wie wir dazu gekommen sind und wie das Konzept ‚offene Beziehung‘ für uns funktioniert.

Aber von Anfang an…

Mein Mann und ich haben uns in unseren 30ern kennengelernt und 2010 geheiratet. Wir hatten am Anfang wahnsinnig viel Sex und sprachen offen über unsere Fantasien. Wir beide fanden die Vorstellung sehr aufregend, dass noch eine dritte Person dabei wäre, aber es blieb zunächst bei der Vorstellung. Wir nahmen das selbst nicht so ernst und spielten nur mit der Idee.

Ein paar Jahre gingen ins Land und irgendwann begannen wir auch etwas ernsthafter darüber zu sprechen, wie es wäre, die Beziehung sexuell zu öffnen. Wir googelten und fanden ein paar Swingerclubs in unserer Nähe. Aber irgendwie konnten wir uns nicht vorstellen, tatsächlich einen zu besuchen.

Also meldeten wir uns erst einmal bei einer Plattform an, die auf solche Liebesabenteuer spezialisiert ist.

Wir chatteten mit verschiedenen Menschen, es kam aber nie zu einem Treffen. Dann gab es eine Frau, mit der wir uns auch trafen. Sie erzählte uns, dass sie polyamorös sei, also mit mehreren Menschen gleichzeitig eine Beziehung führt. Das fanden wir spannend, aber zunächst blieb alles platonisch zwischen uns. Sie wurde für uns eine gute Freundin.

Nach ein paar Monaten ergab es sich, dass ich nicht in der Stadt war und meinem Mann sagte, dass er sich ruhig mit ihr treffen könne. Das war für uns neu. Die beiden schliefen miteinander und am nächsten Tag sprach ich zunächst mit ihm und dann mit ihr darüber. Ich hatte vorher Angst, dass ich verletzt werden könnte, aber ich fühlte mich eher aufgeregt und stolz. Ich hatte Lust auf diese neue Form der Beziehung.

Nach dieser Erfahrung beschlossen mein Mann und ich, dass wir neben unserer auch andere Beziehungen haben könnten.

Seit wir unsere Ehe geöffnet haben, leben wir unsere Beziehung viel bewusster. Wir wissen, dass wir bestimmte Bedürfnisse haben und diese nicht immer füreinander erfüllen können. Das heißt aber nicht, dass wir uns weniger lieben. Wenn überhaupt, zwingt es uns zur Kommunikation. Wir kennen uns inzwischen besser als jemals zuvor.

Es ist wie bei Kindern: Du bekommst kein Kind, um deine Beziehung zu reparieren. Die Suche nach externen Partnern wird deine Beziehung nicht heilen, wenn vorher schon der Wurm drin war. Man muss eine starke Kommunikationsbasis haben, damit man sich an eine offene Beziehung herantrauen kann.

Die Leute reden immer von Eifersucht.

Aber wir empfinden das Gegenteil von Eifersucht, wir freuen uns füreinander und sind dankbar, dass wir uns gegenseitig so viele Erfahrungen und Freiheiten ermöglichen. Die Offenheit unserer Beziehung hat uns sogar dazu gezwungen, uns bewusst Zeit füreinander zu nehmen. Im Moment ist jeden Donnerstagabend und Samstagabend unsere Zeit.

An diesen Tagen legen wir keine Termine fest. Und es kann sein, dass wir einfach nichts tun – außer alte Folgen von Friends zusammen auf der Couch anschauen – aber wir schätzen diese Zeit jetzt ein bisschen mehr.

Trotzdem ist es nicht immer leicht, eine offene Ehe zu führen.

Noch vor ein paar Tagen sind wir in eine lange Diskussion über unsere Grenzen geraten. Wir hatten deswegen schon schlimme Streitigkeiten. Aber trotzdem sind wir einander sicher. Ich bin nicht daran interessiert, ihn zu ersetzen, und er nicht daran, mich zu ersetzen.

Wir haben viel gelernt. Wir haben gelernt, bessere Partner zu sein. Wir fühlen uns vollständiger. Ich sage nicht, dass Menschen in monogamen Beziehungen etwas fehlt, aber wir bekommen Bedürfnisse befriedigt, die unser Hauptpartner nicht teilt. Ich bin inzwischen überzeugt, dass es naiv ist, zu glauben, dass ein Partner einem alles geben kann, was man braucht – und das auch noch ein Leben lang.

Immer wieder betrügen Menschen einander.

Das ist schon beinahe eine gesellschaftliche Norm. Ich sage nicht, dass es richtig ist, aber es passiert. Und doch besteht gesellschaftliche Einigkeit darüber, dass offene Beziehungen seltsam sind, sie sind regelrecht tabu. Dass Ehebruch und Betrug wiederum für viele einfach dazugehören und ‚normal‘ sind, ist für mich falsch.

Für mich ist unsere offene Beziehung deswegen ehrlicher und fühlt sich richtig an.


Liebe Luisa, vielen Dank, dass du deine Geschichte mit uns teilst! Wir wünschen Dir und Deiner Familie alles Liebe für die Zukunft.

WIR FREUEN UNS AUF DEINE GESCHICHTE!
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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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