Schwangerschaftsabbrüche in Zeiten von Corona: Ein Problem?

Für einen Schwangerschaftsabbruch bleiben den betroffenen Frauen oft nur wenige Wochen. Es ist ein intimes Thema, dass ihnen auch schon vor der Corona-Krise viele Sorgen bereitete. In der aktuellen Zeit spitzen sich die Ängste zu. Wir haben mit Sybille Schreiber, Geschäftsführerin von pro familia in Berlin, über die Terminlage, die Schwangerschaftsabbrüche während der Corona-Krise und die Alternativen zum klassischen Ablauf gesprochen:

Wenn Frauen infiziert sind, ist das ein Problem

Dass einige Frauen die Befürchtung haben, derzeit keinen rechtzeitigen Termin für einen Schwangerschaftsabbruch zu bekommen oder keine Klinik zu finden, sieht Sybille Schreiber als unbegründet. „Die Bundesländer, die schon vorher ausreichend Kliniken hatten, die Abbrüche durchführen, haben weiterhin keine Probleme. Es sind einzelne Regionen, wo die Frauen weit fahren müssen. In Bayern zum Beispiel sieht es schwierig aus, weil es kaum Kliniken gibt, die das durchführen. Das war aber auch schon vor Corona so.“ Zum Problem wird die Terminvergabe allerdings, wenn Frauen infiziert sind oder sich wegen des Verdachts auf Corona in Quarantäne befinden, so Schreiber. Da gäbe es derzeit auch in Berlin kein Angebot, aber „es wird an einer Lösung gearbeitet.“

Sorge um derzeitige finanzielle Situation – Grund für einen Abbruch?

Ob die Schwangerschaftsabbrüche vermehrt auftreten, weil Familien Angst um die eigene finanzielle Lage in Zeiten von Corona haben, lässt sich laut Sybille Schreiber derzeit noch nicht sagen. „Aber es ist natürlich so, dass sich Frauen Sorgen machen – um die finanzielle Situation, die Kurzarbeit.“ Dies falle besonders bei den sozialen Beratungen auf, wo diese Ängste geäußert werden. Jedoch geht sie davon aus, dass nicht vermehrt Abbrüche durch Corona stattfinden. „Meistens ist es eine Gemengelage, warum sich Frauen dafür entscheiden. Meist gibt es mehrere Gründe.“

Oder könnte es sein, dass durch die Krise weniger Abbrüche vollzogen werden? Auch darüber kann derzeit noch nicht viel gesagt werden. Aber viele Menschen bleiben derzeit eher zuhause, das wird besonders bei den Schwangerschaftskonfliktberatungen deutlich. „In den ersten zwei Wochen wurden kaum Beratungen in Anspruch genommen“, so Schreiber.

Zugang zum Schwangerschaftsabbruch muss angepasst werden

Dazu gehört beispielsweise der medikamentöse Abbruch, wo es auch um die Nutzung zuhause geht, wie Schreiber erklärt. „Das gestaltet sich aber als schwierig.“ Um die Praxen zu entlasten, könnten Ärzte eine Videoberatung anbieten, diese müsste dann aber anerkannt werden. Es würde allerdings Frauen und Ärzte in der derzeitigen Situation besonders helfen. Während die Ärzte per Video dabei sind, müssten die Tabletten eingenommen werden. Dadurch wäre es auch für die Betroffenen möglich, einen Schwangerschaftsabbruch durchzuführen, die sich in Quarantäne befinden.

Wie können Frauen, die unter häuslicher Gewalt leiden, sicherstellen, dass der Partner nichts von der Zustellung der Beratungsbescheinigung per Post mitbekommt?

Einige Frauen leiden unter häuslicher Gewalt, sprich, wenn der Partner von der Schwangerschaft erfährt, oder den gewollten Schwangerschaftsabbruch mitbekommt, könnte das für viele Frauen gefährlich werden. In Berlin werden hierfür Maßnahmen getroffen. „Bei uns ist es so, dass die Frauen den Schein hier persönlich abholen können. Jede Frau wird vorher gefragt, ob sie damit einverstanden ist, dass wir ihr das per Post schicken“, erklärt Sybille Schreiber.

So bekommst du Hilfe

Auch Corona ändert nichts an der Erreichbarkeit bei pro familia. Die Telefon- und Videoberatung ist weiterhin aktiv, die Telefonzeiten wurden sogar verbessert, um noch besser erreichbar zu sein. Es werden alle Fragen zu dem Thema beantwortet und pro familia vermittelt auch, da sie genau wissen, wer wo was anbietet.

 

Tamara Müller
Als süddeutsche Frohnatur liebe ich die Wärme, die Berge und Hamburg! Letzteres brachte mich vor sieben Jahren dazu, die Sonne im Herzen zu speichern und den Weg in Richtung kühleren Norden einzuschlagen. Ich liebe die kleinen Dinge im Leben und das Reisen. Und auch wenn ich selbst noch keine Kinder habe, verbringe ich liebend gerne Zeit mit ihnen.

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