#proparents: Stoppt die Diskriminierung von Eltern im Job!

In Deutschland gibt es aktuell rund 20 Millionen Eltern. Sie haben ein oder mehrere Kinder, sorgen sich liebevoll um sie und erziehen mit ihnen auch die Gesellschaft von morgen. Eine wunderschöne, aber auch große Aufgabe – die Mamas und Papas ganz viel Spontaneität, Kreativität, Flexibilität, Durchhaltevermögen und Organisationstalent abverlangt.

Alles Dinge, die auch in einem „echten Job“ gefragt sind.

Und so arbeiten auch 80 Prozent der Eltern. Trotz Doppelbelastung (und ja, das darf man auch so nennen, wenn man sein Kind von Herzen liebt und seinen Job wirklich sehr mag) bringen sie ihre Fähigkeiten am Arbeitsplatz ein.

Sie sind wertvoll für ihren Arbeitgeber und genauso wertvoll für den Staat, denn sie erwirtschaften einen großen Teil des Bruttoinlandsproduktes und der Steuereinnahmen.

So weit die Fakten. Es hört sich doch so an, als wenn Eltern wirklich gefragt sein müssten auf dem Arbeitsmarkt, oder?

Aber mal ganz im Ernst: Wir wissen alle, dass es nicht so ist. Ob nun aus eigener Erfahrung oder aus dem Bekanntenkreis. Kinder sind definitiv kein Pluspunkt im Lebenslauf. Bitter, aber wahr.

Eltern machen ganz schön was mit im Berufsleben. Und auch, wenn man es vielleicht selbst gar nicht so drastisch sieht: Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass Diskriminierung von Eltern an der Tagesordnung ist.

Es beginnt oft schon bei der Jobsuche: Statt um die Fähigkeiten des Bewerbers geht es im Gespräch schnell um die Frage nach dem (weiteren) Kinderwunsch und um die Betreuung der Kinder. Bekommt man dann trotz Kind (!) den Job, geht es weiter: Bei vielen Elternteilen sind abfällige Bemerkungen an der Tagesordnung, wenn sie nach der vereinbarten Stundenzahl, die die der Kollegen vielleicht unterschreitet, Feierabend machen. Wenn sie zu Hause bleiben müssen, weil die Kita streikt oder das Kind krank ist. Wer nach der Elternzeit wieder an seinen Arbeitsplatz zurückkehrt, wundert sich manchmal, wie sehr sich sein Aufgabenbereich verändert hat – und zwar nicht zum Positiven.

Es gibt unzählige Beispiele. Und es fehlt an Beistand. Denn es gibt keine wirkliche rechtliche Grundlage, die Mütter und Väter vor diesen Nachteilen im Job schützt.

Und es gibt keine Verpflichtung für Arbeitgeber, ihr Unternehmen diskriminierungsfrei und familienfreundlich zu gestalten.

Das möchte #proparents ändern. Sandra Runge, Rechtsanwältin und Fachanwältin für Arbeitsrecht und Karline Wenzel von der Initiative „Eltern in der Krise“ haben die Initiative gegründet, nachdem sie besonders jetzt in der Corona-Krise gesehen haben, was auch schon vorher ein Thema war: „Eltern werden insbesondere in der Arbeitswelt immer noch schlechter behandelt und sehr häufig diskriminiert.“

Sie wollen erreichen, das Elternschaft als Diskriminierungsmerkmal in das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) aufgenommen wird.

Was das für arbeitende Eltern bedeuten würde? Die Regelung im AGG würde alle berufstätigen Eltern, unabhängig von Familienstand und vom Geschlecht umfassen: Mütter, Väter, egal ob alleinerziehend, oder in gleichgeschlechtlicher Partnerschaft – vom Minijobber bis zur Geschäftsführerin. Sie alle wären dann durch eine klare gesetzliche Grundlage vor Benachteiligungen geschützt, könnten Anspruch auf Schadensersatz geltend machen und sich im Diskriminierungsfall auf eine Beweislastumkehr stützen.

#proparents: „Eltern benötigen eine allgemeine gesetzliche Grundlage, die Benachteiligungen im Beruf verhindert und notfalls sanktioniert. Gleichzeitig müssen Anreize geschaffen werden, dass Arbeitgeber*innen ihren Betrieb familienfreundlich und diskriminierungsfrei organisieren. Dazu zählt insbesondere auch ein positiver Blick auf das Merkmal Elternschaft. Damit schützen wir nicht nur die Eltern von heute und morgen, sondern schaffen auch die Grundvoraussetzung für unsere Fortexistenz. Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird meistens so verstanden, dass Eltern möglichst viel arbeiten können. Die Frage sollte aber eigentlich andersherum gestellt werden: Welche gesetzlichen Rahmenbedingungen brauchen berufstätige Menschen, um Kinder zu bekommen?“

Es ist leider wahr, dass die viel thematisierte Vereinbarkeit von Familie und Job nahezu nicht existiert.

Arbeitgeber haben „Angst“, Eltern einzustellen, z. B. weil diese ausfallen könnten (wie jeder andere Arbeitnehmer übrigens auch) oder den Job vielleicht nicht als oberste Priorität haben. Und diese Tatsache hält Menschen davon ab, (mehrere) Kinder zu bekommen.

Ist das nicht schlimm? Höchste Zeit, dass sich etwas ändert. 

Alle Informationen zu #proparents findet ihr auf der Website der Initiative.

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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