„Muss ich als Mutter wirklich immer ein Vorbild sein?”

„Ich habe einen fünfjährigen Sohn und eine zweijährige Tochter und was ich alles falsch mache im Leben, das merke ich eigentlich erst, seitdem meine Kinder da sind. Oft sind es unbewusste kleine Angewohnheiten, die genauer betrachtet ziemlich merkwürdig sind, die mir aber gar nicht bewusst waren – bis zu dem Zeitpunkt, an dem meine Kinder mein Verhalten kopieren.

Neulich ermahnte mein Mann meinen Sohn, dass er beim Kaugummi kauen den Mund schließen soll und der wies nur empört auf mich. Ertappt klappte ich meinen Mund zu. Er hatte recht, ich kaue Kaugummi immer schmatzend mit offenen Mund. Ups. Meiner Kleinen fiel neulich ihr Spielzeug runter und prompt ertönte ein gelispeltes ‚Ssseiße!‘ Auch da musste ich nicht lange überlegen, wo sie das gelernt hat. Ich bin die Königin des Fluchens und obwohl ich versuche, es vor meinen Kindern zu unterdrücken, rutscht es mir im Affekt doch manchmal raus.

In solchen Situationen frage ich mich, ob ich dringend an meinem Verhalten arbeiten sollte.

Ich bin schließlich ein Vorbild für meine Kinder, sie imitieren mich und gehen dann nach meinem Beispiel durchs Leben. Ganz schön gruselig, wenn ich genauer darüber nachdenke. Ich war leider noch nie eine Knigge-Expertin. Welche Gabel benutzt man noch mal wann? Wie seziert man einen Fisch? Alles Dinge, die mich längere Überlegung kosten und die in unserem Alltag keine Rolle spielen.

Ich esse im Stehen, weil das schneller geht, wir unterbrechen uns gegenseitig, wenn wir vor Ideen übersprudeln und vergessen auch mal, dass man beim Kaugummi kauen den Mund schließt. Meine Kinder sind wie ich: chaotisch und ungestüm. Einerseits finde ich das amüsant und auch ein bisschen schön, andererseits mache ich mir Sorgen, dass ich ihnen etwas vorlebe, was später negativ auf sie zurückfällt.

Manchmal hilft es mir dann, an meine Eltern zurückzudenken.

Die haben sich insgesamt weniger Gedanken gemacht. Ich saß als kleines Mädchen dabei, als an den Feiertagen „in der guten Stube” Zigaretten geraucht und Schnäpse getrunken wurden. Trotzdem ist aus mir zum Glück keine rauchende Alkoholikerin geworden. Ich hoffe deswegen, dass es auch meine Kinder nicht aus der Bahn wirft, wenn Mama sich mal daneben benimmt. Im besten Fall lernen sie, dass Mama auch nur ein Mensch ist.”


Liebe Manuela, vielen Dank, dass du uns deine Geschichte anvertraut hast. Wir wünschen dir alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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