Monatlich Geld für’s Kind sparen – was bringt am meisten?

Altersvorsorge? Geld anlegen? Das ist doch viel zu kompliziert. Außerdem machen das nur Spießer oder Verrückte, die am Monatsende tatsächlich noch Geld übrig haben. Und Zinsen gibt es doch eh keine mehr. Das alles dachte ich sogar noch mit Anfang 30. Dann kam unser Sohn. Plötzlich hatte ich Fragen im Kopf wie: Oh Gott, wer bezahlt den Führerschein? Und was, wenn er ein unbezahltes Praktikum auf einer australischen Schaffarm machen möchte?

Na gut, bis dahin vergehen noch mindestens 16 Jahre. Doch wer wie wir nicht reich ist, muss eben früher anfangen zu sparen.  Und vielleicht sagt unser Kind ja einmal: Wenn ich groß bin, will ich auch Spießer werden. Doch nun mussten wir uns erst Mal durchs Finanz-Dickicht kämpfen – mit vielen Fragen, aber zum Glück auch guten Ergebnissen.

Soll euer Kind sein Geld (irgendwann) selbst verwalten dürfen?

Die Großeltern unseres Sohnes sind die besten – aber nicht die kreativsten. Deswegen gibt es meistens Geldgeschenke. Und weil es damit sein Geld ist, soll unser Sohn auch irgendwann frei darüber verfügen dürfen. Mit extrem hohen Summen rechnen wir nicht. Hier ist deshalb meiner Meinung nach ein spezielles Kindersparkonto die beste Wahl. Wir haben Glück und wohnen in Hamburg, wo es bei der Haspa für bis zu 500 Euro unglaubliche 3 Prozent gibt. Alles über diesem Betrag ist aber wesentlich schlechter verzinst.

Für euch da draußen, die ihr nicht in Hamburg wohnt, gibt es aber auch Angebote: Überregional bringt bei der Targobank das Junior-Sparkonto immerhin noch 1,50 Prozent pro Jahr für die ersten 1 000 Euro.  Auf dem E-Elefanto-Sparbuch der Evenord-Bank gibt es für  die ersten  2500 Euro glatte 2 Prozent. Die gibt es auch mit dem PSD GiroStar der PSD Nürnberg aber nur für bis zu 1500 Euro.

Ihr habt mehr Geld und das auch auf einen Schlag? Dann ist ein Festgeldkonto speziell für Minderjährige eine gute Alternative: Bei der Eurocity-bank gibt es etwa 1,85 Prozent, wenn man (mindestens) 5000 Euro für 10 Jahre parkt. Bei der Cronbank gibt es schon ab 1000 Euro immerhin noch 1,8 Prozent. Für uns ist das (noch) keine Option. Sobald wir einen größeren Betrag zusammenhaben, will ich aber (einen Teil) auf Festgeld setzen.

Wollt ihr Geld zur Seite legen, um es später für größere Ausgaben parat zu haben?

Wir haben angefangen von unserem Einkommen monatlich 50 Euro für unseren Sohn zur Seite zu legen. Dafür haben wir erst sämtliche Ausgaben der Zeitschrift „Finanztest“ gewälzt sowie eine Beratung bei der Verbraucherzentrale in Anspruch genommen (www.verbraucherzentrale.de). Die kann ich echt empfehlen: geringe Gebühren sowie eine spitzenmäßige, wirklich unabhängige Beratung bundesweit. Dass man Bausparpläne und Lebensversicherungen mittlerweile echt vergessen kann, hatte sich sogar schon bis zu mir rumgesprochen.

Dafür sei eine Festgeldanlage immer noch empfehlenswert. Bei einer Untersuchung der „Finanztest“ schnitt zuletzt die Akbank am besten ab, wo es ab 2000 Euro und einer Laufzeit von 5 Jahren immerhin 1,3 Prozent Zinsen gab.  Flexibler, weil jederzeit verfügbar, ist Tagesgeld. Dafür gibt es weniger Geld: Zuletzt bot die Oney-Bank mit gerade Mal 0,65 Prozent die höchste Verzinsung.

Da wir aber ja keinen bestimmten Betrag parken, sondern monatlich Geld abzwacken wollten, entdeckten wir eine Möglichkeit, die ich bis dahin für mich ausgeschlossen hatte:

Aktien – der große Angstmacher?

Lies ruhig weiter. So kompliziert wird es gar nicht und es lohnt sich! Ja, auch für mich stand fest: Nix mit Aktien und windigen Börsen-Heinis. Wer nicht viel Geld hat, sollte damit nicht pokern. Das empfinde ich immer noch so, halte aber mittlerweile einen ETF-Sparplan (Exchange Trading Fund) für eine gute Wahl.

Im Prinzip funktioniert er so: Man kauft keine einzelnen Aktien, sondern einen ganzen Aktien-Index, bzw. dessen Abbildung – einmal sehr vereinfacht ausgedrückt. Steigt etwa der bekannte DAX um ca. 2 Prozent, macht dessen Nachahmung in etwa das gleiche. Damit hat man schön breit gestreut, was das Risiko sofort minimiert.

So ein Sparplan ist ab 25 Euro pro Monat zu haben. Rechnen kann man derzeit mit etwa 6 bis 8 Prozent Zinsen im Jahr. Das bedeutet: Wer 50 Euro monatlich einzahlt und bei der Geburt des Kindes damit anfängt, kann zum 18. Geburtstag des Kindes über 19 146 Euro (bei der thesaurierenden Variante, das heißt: die Zinsen werden nicht zwischendrin ausgeschüttet, sondern gleich wieder mitangelegt) verfügen, wenn man mit sechs Prozent rechnet. Rechnet man mutig mit acht Prozent sind es schon 23 443 Euro. Eingezahlt hatte man aber ja „nur“ insgesamt 10 800 Euro.

Weitere Vorteile: Du kannst dich selbst um alles kümmern, bzw. läuft es nach dem Abschluss ja weitgehend automatisch. So zahlst du kein Geld an Aktienmanager (bei den Direktbanken zahlt man sogar manchmal gar keine Gebühren), es gibt keine feste Laufzeit und du kannst die Einzahlung unterbrechen, wenn die Kohle mal zu knapp ist. Wer nicht im Internet selbst aktiv werden möchte, kann auch in eine Filiale gehen, muss dort aber ein wenig nachbohren: Weil die Berater für ETFs keine Provision erhalten, rücken sie sie ungerne raus. Dennoch würde ich unbedingt empfehlen, sich individuell beraten zu lassen – entweder bei der Verbraucherzentrale oder bei einem unabhängigen Berater oder notfalls eben bei der Hausbank. Es geht halt doch um echtes Geld. Außerdem kann man so direkt nachfragen, in was man da eigentlich genau investiert (siehe unten).

Das finde ich alles super, zumal das Risiko eines Verlustes umso geringer wird, je länger man den Plan laufen lässt. Und das sollten bei uns ja immerhin mindestens 18 Jahre sein. Weil ich trotzdem ein Schisser bin, mache ich es nun folgendermaßen: 25 Euro pro Monat wandern in einen ETF-Sparplan, die anderen 25 Euro zahle ich auf einem langweiligen Tagesgeldkonto ein. Sobald dort ein größerer Betrag zusammengekommen ist, werde ich ihn dann auf einem Festgeldkonto parken, weil das eben doch höhere Zinsen bringt. So fühle ich mich auf der sicheren Seite. Und – hoppla – schon bin ich an der Börse. Derzeit setze ich übrigens noch auf den weltweiten Index MSCI World, in dem nur Industrienationen vertreten sind. Ich plane aber, das zu ändern, weil es Varianten gibt, die ich ethischer finde, was mir auch wichtig ist.

Für Bessermacher: ethische und grüne Geldanlagen

Solche ETT-Pläne gibt es sogar zugeschnitten auf die Wünsche von Sparern, die vielen großen Konzernen eher skeptisch gegenüberstehen. Wer kein absoluter Wirtschaftsprofi ist, weiß nämlich eher nicht, auf welche Unternehmen man da eigentlich setzt, es sind bei dieser Sparform ja viel zu viele. Und so sind höchstwahrscheinlich auch mal Rüstungskonzerne dabei. Das kann man verhindern, indem man etwa auf den UBS World Socially Responsible setzt. Er agiert mit einer ethisch ökologischen Ausrichtung, wirft aber dennoch gute Gewinne ab. Wie gesagt: beraten lassen – es gibt sehr viele Angebote.

Oder ist doch alles noch zu gruselig für dich?  Dann setzt du eben doch auf den guten alten, aktienunabhängigen Banksparplan. Man macht nichts völlig falsch, und wer bestimmte Bedingungen erfüllt, kann etwa bei der Denizbank immer noch bis zu 1,9 Prozent Zinsen im Jahr einfahren. Die Regel ist aber eher 1 Prozent.

 

 

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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