Kinder sind einfach ständig krank, oder? Vor allem jetzt, wenn die kalte Jahreszeit vor der Tür steht, haben Bakterien und Viren wieder Hochsaison. Schnupfen und Husten hier, bisschen Fieber da – kennen wir alle. Meistens zum Glück kein Drama, eher lästig als gefährlich. Aber es gibt auch Bakterien, die es wirklich in sich haben – zum Beispiel Meningokokken. Viele Eltern unterschätzen sie, dabei können durch sie ausgelöste Infektionen lebensbedrohlich sein. Deshalb haben wir einen Kinderarzt gefragt, was du über Meningokokken unbedingt wissen solltest und wie du dein Kind bestmöglich schützen kannst. Los geht’s!
Was sind Meningokokken überhaupt?
Meningokokken sind Bakterien, die weltweit und ausschließlich beim Menschen vorkommen. Sie verbreiten sich über Tröpfchen – also beim Niesen, Husten oder auch bei engem Kontakt, wie wir ihn im Alltag mit unseren Kindern ständig haben. Das Heimtückische daran: Viele Menschen haben die Bakterien im Nasen-Rachen-Raum, ohne überhaupt etwas davon zu merken. Man schätzt, dass ungefähr jeder zehnte Mensch Meningokokken in sich trägt, ohne selbst krank zu sein.
Für die meisten ist das völlig unproblematisch – aber wenn die Bakterien tatsächlich eine Erkrankung auslösen, kann es rasch sehr ernst werden. Eine Meningokokken-Infektion entwickelt sich oft extrem schnell: Von den ersten Symptomen bis zu einem lebensbedrohlichen Verlauf vergehen manchmal nur wenige Stunden.

Dr. von Landwüst ist in einer Gemeinschaftspraxis in Leverkusen tätig und stand uns für diesen Artikel Rede und Antwort. Foto: Echte Mamas.
„Gelingt es Meningokokken, die erste Abwehrbarriere im Rachen zu überwinden, können sie rasch in den Körper eindringen und sich über das Blut bis in alle Organe, auch ins Gehirn, ausbreiten“, erklärt Dr. von Landwüst. Bei den meisten Erkrankten entwickelt sich dann eine Hirnhautentzündung (Meningitis). Bei ungefähr einem Drittel der Infizierten kommt es wiederum zu einer Meningokokken-Sepsis. Das heißt, sie leiden an einer gefährlichen Blutvergiftung, die durch die Meningokokken ausgelöst wird.
Kinder sind besonders gefährdet
Das Immunsystem von Kindern ist noch nicht so stark ausgebildet, weshalb sie den Bakterien weniger entgegensetzen können. Außerdem verbringen sie viel Zeit in Gruppen – etwa in der Kita oder Schule – wo sich die Erreger leichter verbreiten. Hinzu kommt eine weitere „Besonderheit“ der Bakterien, erklärt Dr. von Landwüst: „Meningokokken tragen einen Schutzpanzer, wodurch sie sich der Abwehr des menschlichen Immunsystems weitgehend entziehen können.“
Mehr als Grippe: Woran du eine Meningokokken-Infektion erkennst
Das Gemeine an Meningokokken ist, dass die ersten Symptome oft an eine ganz normale Erkältung oder Grippe erinnern: Fieber, Kopf- oder Gliederschmerzen, Nackensteifheit, Schüttelfrost und Abgeschlagenheit. Die Symptome sind unspezifisch, und die Diagnose wird daher nicht immer rechtzeitig gestellt. Gerade bei Kindern ist es schwer, sofort etwas Ungewöhnliches zu erkennen – sie sind schließlich oft krank.
Achtung: Das für Meningitis typische Symptom der Nackensteifigkeit kann bei Babys auch ausbleiben.
„Selten, aber hochgefährlich“
Wie gesagt, zum Glück sind Meningokokken-Erkrankungen selten, das bestätigt auch Dr. von Landwüst. Aber er sagt auch: „10 Prozent der Erkrankten sterben, 20 Prozent tragen bleibende Folgen davon.“
Kommt es in der Folge der Infektion zu einer Meningitis oder einer Sepsis, kann sich der schwere Verlauf durch punktartige oder auch größere Einblutungen auf Haut und Schleimhäuten sowie Blutdruckabfall zeigen. Schlimmstenfalls droht dann sogar Organversagen.
Was tun bei Verdacht?
„Charakteristisch für Meningokokken-Infektionen ist der schnelle Krankheitsverlauf: Innerhalb von 24 bis 48 Stunden verschlechtert sich der Zustand deutlich – etwas, das Eltern oft sofort wahrnehmen“, erklärt Dr. von Landwüst. „Eltern kennen ihre Kinder meist besser als jede Ärztin oder jeder Arzt – sie sind ein wichtiger Seismograf für Veränderungen im Gesundheitszustand.“
Wenn dein Bauchgefühl dir also sagt, dass mit deinem Kind etwas nicht stimmt, dann suche immer deine kinderärztliche Praxis auf. Beobachtest du allerdings die oben beschriebenen Symptome, zögere nicht, direkt ins Krankenhaus zu fahren oder den Notruf zu wählen. Bei Verdacht auf eine Meningokokken-Infektion zählt nämlich wirklich jede Minute.

Wir können leider nicht verhindern, dass unsere Kinder krank werden. Wir können sie in einigen Fällen aber davor schützen, schwer zu erkranken. Foto: GSK.
So kannst du dein Kind vor Meningokokken schützen
Kommen wir endlich zu einer guten Nachricht: Gegen Meningokokken gibt es Impfungen, die dein Kind wirksam schützen können. In Deutschland werden sie von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen. Die Kosten werden in den entsprechenden Altersgruppen übernommen.
„Eine Meningokokken-Erkrankung ist selten, aber so schwerwiegend, dass ein Impfschutz besonders wichtig ist“, erklärt Dr. von Landwüst. Für alle Impfungen gilt: Sie sollten so früh wie möglich (unter Beachtung der Altersempfehlung) durchgeführt werden, um bestmöglichen Schutz bieten zu können.
Es gibt verschiedene Meningokokken-Gruppen und Impfungen:
Zum Schutz vor Meningokokken-Erkrankungen empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) standardmäßige Impfungen.
Die meisten Meningokokken-Erkrankungen in Deutschland gehen auf Meningokokken der Gruppe B zurück. Deshalb empfiehlt die STIKO die Meningokokken-B-Impfung seit Januar 2024 für alle Säuglinge ab dem Alter von zwei Monaten (insgesamt 3 Impfungen im Alter von 2, 4 und 12 Monaten). Falls Impfungen versäumt wurden, sollten sie bis zum 5. Geburtstag nachgeholt werden. Das ist neu: Seit dem 01.08.2025 kann die Meningokokken-B-Impfung deutschlandweit unkompliziert über die Versichertenkarte abgerechnet werden und läuft nicht mehr über das Rückerstattungsverfahren der Krankenkassen.
Wenn du noch mehr über die Meningokokken-Impfungen erfahren möchtest, lass dich ärztlich beraten. Die Praxis sollte immer deine erste Anlaufstelle sein, wenn du Fragen zur Gesundheit deines Kindes hast.
Wissen gibt Sicherheit
Ja, unsere Kinder sind ständig krank – und meistens ist es wirklich nichts Dramatisches. Aber gerade, weil Meningokokken so selten und gleichzeitig so ernst sind, ist es wichtig, gut informiert zu sein. Dr. von Landwüst bringt es schön auf den Punkt: „Medizinische Aufklärung bedeutet heute, nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern auch Vertrauen zu schaffen – indem man Kopf und Herz gleichermaßen anspricht.“
Genau das möchten wir dir mit diesem Artikel geben: die wichtigsten Infos, die richtigen Impulse – und vor allem das Gefühl, nicht allein zu sein. Wenn du noch mehr zum Thema Meningokokken erfahren möchtest, schau unbedingt auch mal auf der Website der Aufklärungskampagne „Meningitis bewegt.“ vorbei!
NP-DE-MNU-ADVR-250017; 09/25