Meine Kleine, eines Tages wird jemand dein Herz brechen

Meine Tochter, meine Maus, meine Kleine,

es macht mich wehmütig, diesen Brief zu schreiben.

Du bist gerade drei Jahre alt, unbeschwert und fröhlich. Du kicherst, tobst und schmust dich durch deine Tage. Dicke Tränen schießen schnell in deine Augen – trocknen aber fast noch schneller wieder, wenn dein Papa oder ich dich drücken.

Kann es nicht für immer so bleiben?

In stillen Momenten, wenn du verträumt aus dem Fenster schaust oder dich auf etwas konzentrierst, dann fällt es mir ein: Du wirst nicht sehr lange mein kleiner Schatz bleiben, der mich so sehr braucht. Den ich gefühlt vor allem beschützen kann, wenn es denn nötig ist. Nein, ganz schnell wirst du eine eigenständige Person sein, die ihr Leben in die Hand nimmt. Und das ist ja auch gut so.

Ich weiß, du wirst eine großartige Frau werden, und das macht mich stolz.

Aber auch ängstlich. Denn je größer deine Welt wird, desto mehr Enttäuschungen kann sie auch bergen. Mit reichlich Potential für Verletzungen des Herzens. Ein Leben mit komplizierten Menschen und Dingen, vor denen ich dich nicht beschützen kann. Und du wirst es wahrscheinlich auch nicht mehr wollen.

Deswegen würde ich mich freuen, wenn du diesen Brief nimmst und ihn verwahrst, bis du einen schwarzen Tag erlebst.

Denn eines Tages wird dir jemand dein Herz brechen. Und das ist ein furchtbares Gefühl.

Ich kenne es. Denn bevor ich einen wundervollen Mann traf – der Jahre später dein Papa werden sollte – traf ich andere.

Und meistens endete es in einem Gefühlschaos. Also genau dort, wo du jetzt gerade bist.

Das Herz tut weh, eigentlich tut alles weh, nichts macht mehr Sinn, man fühlt sich alleine.

Du fühlst dich alleine?

Dann ruf mich bitte an, wenn du magst. Ich verspreche dir, während ich diese Worte schreibe: Ich werde dich nicht verurteilen. Ich verkneife mir ein mütterliches „Ich hab es ja gleich gewusst“. Ich werde nicht sagen: „Ohne ihn bist du viel besser dran.“

Ich werde sicher fast platzen, aber ich werde nichts von all dem sagen, was dir in dem Moment ganz sicher auch nicht weiterhilft.

Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dass würde ich mir aussuchen, dass du immer glücklich sein wirst. Aber das geht nun mal nicht.

Deswegen werde ich in deinem Kummer da sein, wenn du das möchtest. Sag mir einfach, was du brauchst. Ich halte dich, ich schlafe neben dir, ich muntere dich auf. Wir stehen das durch.

Denn du wirst den Richtigen finden. Eines Tages. Und vorher wirst du dich selbst finden.

Und jeder Liebeskummer wird dazu beitragen, dass du weißt, was du willst (und vor allem, was nicht!) und dass du stärker wirst.

Liebeskummer lässt die eigene Welt zusammenstürzen. Foto: Bigstock

Bevor ich Papa traf, war mein Herz oft gebrochen. Er hat ihm niemals Wunden zugefügt.

Aber die Heilung meines Herzens, die habe ich vorher selbst übernommen. Und das musst und wirst du auch tun. Denn das kann keiner, außer man selber.

Wenn du bereit dazu bist, wirst du es Stück für Stück wieder zusammensetzen.

Du hast das Zeug dazu, denn auch, wenn du jetzt groß bist, steckt noch dein dreijähriges Ich in Dir. 

Und das ist voller Kraft und Freude. Voller Charme und Weisheit. Voller Charakter und Lebenslust.

All diese Wesenszüge werden dir dabei helfen, dein Herz zu reparieren und es bereit zu machen für den Richtigen.

Denjenigen, der zu schätzen weiß, was für eine großartige Person er lieben darf – und dich deshalb solange fest in seine Arme schließt, wie du das möchtest. Vielleicht sogar ein Leben lang.

Und auch, wenn ich mir insgeheim wünsche, dass es noch lange dauert, bis all das passiert – kann ich es doch auch kaum erwarten, dich auf deinem Weg ins Leben zu beobachten.

Ich hab dich lieb, und das für immer,

deine Mama

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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