„Meine Familie hat mich verstoßen, weil ich mit 13 Mama wurde“

„Ich bin Elisa, 30 Jahre alt und Mutter eines sechzehnjährigen Sohnes. Meine Geschichte zeigt, dass man es auch als sehr junge Mutter schaffen kann.

Als mein Sohn 2004 geboren wurde, war ich gerade mal 13 Jahre alt, also selbst noch ein Kind. Gemeinsam mit meinem Bruder bin ich in schwierigen Verhältnissen groß geworden, vergleichbar mit einschlägigen RTL-II-Formaten. Bis zur Geburt hatte ich niemanden informiert, dass ich schwanger war. So erfuhr meine eigene Mutter erst im Kreissaal, dass sie Oma wird. Doch für sie und meinen Bruder stand sofort fest, dass ich mit dem Baby nicht mehr nach Hause kommen dürfte. Noch während ich in den Wehen lag, teilte meine Mutter mir diesen Entschluss mit und schlug vor, dass ich mit dem Baby in eine Pflegefamilie gehe.

Meine Mutter wollte uns nicht mehr bei sich aufnehmen

Ich war völlig überfordert, mitten in den Wehen und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Doch als mein Sohn dann auf der Welt war und ich ihn in den Armen hielt, stand für mich sofort fest, dass er zu mir gehört und ich ihn niemals weggeben könnte. Obwohl ich erst 13 Jahre alt war, war sofort eine starke Verbindung da, die intensiver war als alles, was ich bisher gekannt hatte.

Noch im Krankenhaus kam das Jugendamt zu mir und informierte mich über unsere Möglichkeiten. Vorübergehend wurden mein Baby und ich dann in einem Kinderheim untergebracht, bis schließlich ein Platz in einer Mutter-Kind-WG frei wurde. Am Anfang es war nicht leicht für mich, mich an die neue Situation zu gewöhnen. Aber rückblickend erkenne ich, dass es das Beste war, was meinem Kind und mir passieren konnte. In der WG hatte ich das erste Mal das Gefühl von echter familiärer Nähe, von Vertrauen und Liebe. Denn meine echte Familie gab mir leider weiterhin keinen Rückhalt.

Zum ersten Mal familiäre Liebe in der Mutter-Kind-WG

Ich bekam in der Mutter-Kind-WG so viel Unterstützung und Hilfe, dass ich es neben dem Mamasein sogar schaffte, einen ordentlichen Abschluss zu machen. Das funktionierte, weil mein Sohn die ersten anderthalb Jahre in der WG betreut wurde, so lange ich Unterricht hatte. Als ich anschließend eine Ausbildung machte, ging er in die Kita.

Insgesamt waren wir vier Jahre in der Mutter-Kind-WG und haben danach in einer Art Probewohnung mit intensiver Betreuung gelebt. Als mein Kind und ich schließlich in unsere erste eigene Wohnung zogen, war ich stolz. Große Sprünge waren nicht unbedingt drin, aber für einen kleinen Ostsee-Urlaub und einen tollen Kindergeburtstag hat es dank Bafög und Kindergeld jedes Jahr gereicht. Immer noch bin ich sehr dankbar für diese Möglichkeiten.

Kontakt zur Oma ist bis heute schwierig

Insbesondere meine damalige Bezugserzieherin in der WG hat mich sehr geprägt und mir den Weg zu meinem Traumberuf geebnet: Ich bin heute selbst Erzieherin. Noch immer habe ich Kontakt zu dieser besonderen und wichtigen Frau aus meiner Zeit in der WG. Sie war sogar auf der Jugendweihe meines Sohnes eingeladen.

Der Kontakt zu meiner Mutter hingegen ist bis heute leider sehr gestört. Sie war mehr oder weniger die ersten 12 Jahre nach der Geburt noch präsent in unserem Leben, mit vielen Tiefen und sehr wenigen Höhen. Unser Verhältnis war durchweg schwierig. Wir hatten verkehrte Rollen, ich musste ihr oft finanziell helfen, da sie mit ihrem Geld nicht zurechtkam.

Doch ohne meine eigene Kindheit und die teils schmerzhaften Erfahrungen mit meiner Mutter hätten mein Sohn und ich nicht das Leben, was wir heute führen. Ich bin dankbar für das ganz normale Mutter-Kind-Verhältnis, das ich mit meinem Sohn habe. Aktuell befindet er sich gerade in der Pubertät und mutiert ein wenig zum Faultier, was als Mama manchmal ein bisschen nervig sein kann. Trotzdem bin ich wahnsinnig stolz, denn er hat sein Herz am rechten Fleck und hat noch nie Mist gebaut. Vor Kurzem hat er eine handwerkliche Ausbildung begonnen, die ihm ganz viel Spaß macht. Mein Baby ist also auf dem besten Weg, sich zu einem großartigen Menschen zu entwickeln.

Mein Sohn geht seinen Weg und macht mich wahnsinnig stolz

Von außen betrachtet, leben wir heute ein ganz normales Familienleben. Vor einiger Zeit kamen auch der perfekte Stiefpapi und ein schönes Eigenheim dazu. Wenn alles so klappt, wie wir es uns wünschen, wird mein Sohn bald ein Geschwisterchen bekommen. Mit meinem Partner und seiner Familie haben wir eine wundervolle, positiv-bekloppte Familie. Auch wenn meine Schwiegermutter manchmal etwas anstrengend sein kann, ist sie eine ganze tolle Oma für mein Kind.

Das alles hätte ich damals niemals für möglich gehalten.“

Liebe Elisa, vielen Dank für deine Geschichte – wir wünschen Dir und Deiner Familie alles Liebe!

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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