„Meine 7. ICSI: Hoffnung und Schmerz liegen nahe beinander“

„Mir war eigentlich schon immer klar, dass ich früh Kinder haben wollte. Ich hatte immer diese Idealvorstellung, dass ich vor 30 verheiratet bin, gemeinsam mit meinem Mann ein schönes Haus und dann zwei bis drei Kinder habe. Bei meinem Job als Kinderkrankenschwester begleite ich Eltern auf ihrem Weg zum Kind und ihre. unfassbare Freude ist einfach wunderschön.

2016 habe ich meinen Mann kennengelernt, zwei Jahre später haben wir geheiratet. Wir wünschten uns gemeinsame Kinder und deswegen setzte ich die Pille ab. Mein Mann ist etwas älter als ich und hat bereits zwei Kinder aus erster Ehe, deswegen dachten wir: ‚Das klappt bestimmt!‘ Weil ich zehn Jahre lang mit der Pille verhütet habe, machte ich mir auch noch keine Gedanken, als ich ein paar Monate lang nicht schwanger wurde. Aber nach einem Jahr haben wir dann sämtliche Untersuchungen in Angriff genommen.

Für mich brach eine Welt zusammen

Schließlich wurde uns geraten, in eine Kinderwunschklinik zu gehen. Für mich brach eine Welt zusammen. Ich hatte mich vorher kaum mit dem Thema künstliche Befruchtung auseinandergesetzt und fühlte mich überfordert. Wenig später hatten wir dann unser erstes Informationsgespräch und ich konnte mich langsam an den Gedanken gewöhnen.

Einfach erklärt haben wir Probleme bei der Befruchtung und außerdem kann sich bei mir nur sehr schwer etwas einnisten. Inzwischen sind wir fast zwei Jahre in der Kinderwunsch-Therapie und gehen bald die siebte ICSIs an. Bei einer ICSI wird eine einzelne Samenzelle mit einer sehr feinen Nadel direkt in eine Eizelle eingeführt (injiziert), die zuvor dem Eierstock der Frau entnommen wurde.

Ich weiß einfach, dass es irgendwann klappen wird

Die ersten ICSIs fanden leider in einer Klinik statt, in der eine Menge falsch gelaufen ist und ich mich überhaupt nicht wohl fühlte. Nach einem Klinikwechsel ging es mir deutlich besser. Dort hatte ich weitere ICSIs. Insgesamt hatte ich fünf Embryotransfere, aber leider ohne Erfolg.

Sina ist sich sicher, dass es irgendwann klappt

Sina ist sich sicher, dass es irgendwann klappt. Foto: Instagram mindofsina

Trotzdem gebe ich die Hoffnung nicht auf, ich weiß einfach, dass es irgendwann klappen wird. Der Weg ist das Ziel. Bei manchen Menschen klappt es eben schneller und andere müssen lernen, sich zu gedulden, um ihr Glück zu erreichen. Für unsere siebte ICSI haben wir wieder die Klinik gewechselt. Über unsere neue Klinik haben wir im Vorfeld so viel Gutes gehört, dass wir uns dort unbedingt eine Expertise einholen wollten.

Es ist schwer, die Niederlagen einzustecken

In der neuen Klinik fühlen wir uns gut aufgehoben und können dort hoffentlich bald mit der künstlichen Befruchtung starten. Obwohl ich mich darauf konzentriere, positiv zu bleiben, ist die Kinderwunsch-Therapie eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Es ist schwer, die Niederlagen einzustecken und zu verkraften. Ich erinnere mich an eine Situation, als ich das besonders deutlich spürte:

Ich hatte mich gerade über eine erfolgreiche Eizellenpunktion gefreut und nur einen Tag später kam die Nachricht, dass nur zwei Eizellen befruchtet sind. Ich versuchte optimistisch zu denken und dachte ‚Okay, vielleicht schafft es trotzdem eine dieser Eizellen, sich einzunisten‘ und gerade als ich das Gefühl hatte, den Dämpfer gut verarbeitet zu haben, kam die nächste schlechte Nachricht. Keine der beiden Eizellen hatte sich weiterentwickelt, es war alles umsonst.

Hoffnung und Niederlage liegen ganz eng beieinander

Also, Hoffnung und Niederlage liegen ganz eng beieinander und es ist ganz wichtig, dass man trotz allem immer wieder zur Hoffnung zurückfindet – egal, wie viele Enttäuschungen man durchmacht. Mir hilft dabei die Kommunikation mit meinem Mann sehr. Ich empfehle allen Frauen in meiner Situation, mit dem Partner offen über Gefühle und Ängste zu sprechen.

Die Beziehung zu ihren Mann gibt Sina viel Kraft

Die Beziehung zu ihren Mann gibt Sina viel Kraft. Foto: Instagram mindofsina

Mein Mann und ich sind ein super Team und der harte Weg hat uns nur noch mehr zusammengeschweißt. Wir müssen zusammen stark und füreinander da sein. Trotzdem ist es wichtig, dass es in der Ehe nicht nur um den Kinderwunsch geht. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das nicht einfach ist, wenn man sich ein so sehr ein Kind wünscht. Trotzdem habe ich gelernt, auch die anderen Dinge im Leben zu schätzen: Ich reise gerne, mache viel Sport und treffe mich mit Freunden, um mich abzulenken. So sammele ich neue Kraft und Energie für einen neuen Versuch.

Instagram hilft mir, meinen Weg besser zu verarbeiten

Außerdem hilft es mir, über meinen Kinderwunsch zu sprechen und mich mit anderen Menschen auszutauschen, die gerade Ähnliches erleben. Deswegen habe ich meinen Kinderwunsch-Weg im Oktober 2019 auch öffentlich gemacht und spreche auf Instagram als ‚mindofsina‘ ganz ehrlich über meine Behandlungen. Seitdem habe ich schon so viele nette Frauen und Paare kennengelernt, die das gleiche durchmachen. Wir fiebern bei den anderen mit, sind füreinander da und tauschen uns aus: Es fühlt sich fast an, wie eine kleine Selbsthilfegruppe, die mir unglaublich viel Kraft gibt.

Ich liebe meinen Job als Kinderkrankenschwester auf der Neugeborenen-Station. Dieser Job ist oft sehr emotional für mich, im Positiven, aber auch mal im Negativen. Da ich ein sehr sensibler Mensch bin und sehr nah am Wasser gebaut bin, muss ich oft weinen, wenn Eltern so unglaublich glücklich über ihr Neugeborenes sind. Das sind aber Freudentränen, ich freue mich wirklich vom ganzen Herzen für diese Menschen. Und ich weiß, irgendwann bin ich das, die so unendlich glücklich sein wird.

Künstliche Befruchtung sollte kein Tabuthema mehr sein!

Sina spricht bei Instagram offen über ihren Kinderwunsch

Sina spricht bei Instagram offen über ihren Kinderwunsch. Foto: Instagram mindofsina

Zum Abschluss möchte ich sagen, dass sich keine Frau und auch kein Mann schämen sollte, dass man eine Kinderwunsch-Therapie macht. Künstliche Befruchtung sollte kein Tabuthema sein in der heutigen Gesellschaft. Betroffene können jeden Support gebrauchen.

Aber ich glaube fest daran: Irgendwann bekommt jeder sein Glück, es ist nur eine Frage der Zeit, Geduld und Kraft.“

Du möchtest wissen, wie es weitergeht? Dann begleite Sina Weg zum Wunschkind einfach über ihren Instagram-Account.

Liebe Sina, vielen Dank, dass Du Deine Geschichte mit uns geteilt hast. Wir wünschen dir alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg. Am liebsten erkunde ich mit ihm die vielen grünen Ecken der Stadt. Auch wenn ich selbst keine Mama bin, gehören Babys und Kinder zu meinem Leben dazu. Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert und ich komme als „Tante Lena“ zum Einsatz. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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