„Die 6 Finger meines Babys sind sein kleinstes Problem.”

„Mein Baby kam am 15.12.2020 zur Welt. Wir hatten vorher alle Voruntersuchungen (Frauenarzt und Feindiagnostik) gemacht und erwarteten einen gesunden Jungen. Die Vorfreude war riesig! Und auf einmal war er da, DER Tag! Ich hab meine Krankenhaustasche gepackt und los ging es ins Krankenhaus.

Da lag ich dann im Kreissaal in einer Badewanne und hielt drei Stunden später meinen Sohn im Arm. Er war noch nicht mal richtig da, hing noch an der Nabelschnur, als die Hebamme meinte: ‚Mensch, du hast wohl sechs Finger.‘ Im ersten Moment hatte ich Angst, was das jetzt zu bedeuten hat. Ich konnte mich keineswegs darauf einstellen, dass mein Kind etwas Besonderes ist. Die Hebammen haben mich schnell beruhigt, dass alles gut ist und das sowas vorkommt!

Im nächsten Moment wurde mir klar, wie wunderschön dieser kleine Mensch ist, egal ob mit 1, 2, 3 oder eben 6 Fingern!

Sofort hab ich ihn unheimlich geliebt, wie jede Mama ihr Kind. Also sind wir aufs Zimmer. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie viel Zeit ich damit verbracht habe, diese Hand anzuschauen. Es war neu, irgendwie unheimlich, aber doch auch ganz cool. Alles war gut, dachte ich zumindest, bis gefühlte 10.000 mal die Schwestern kamen, um bei ihm Fieber zu messen, ohne mir anfangs zu sagen was los ist. Irgendwann kam eine Kinderärztin zu mir und meinte: ‚Ihr Sohn hat bisher noch keinen Stuhl abgesetzt und das Fieberthermometer geht auch nicht so rein, wie es soll. Wir müssen nachher mal einen Ultraschall machen, um zu schauen, was los ist.‘

Okay, also lag ich da, mit meinem Sohn, bei dem scheinbar doch irgendwas nicht stimmte. Ich glaube gegen 16 Uhr war Übergabe und ein Kinderarzt kam zu uns, der uns dann auch sofort mit zum Ultraschall genommen hat. Inzwischen waren Stunden vergangen und mein Sohn hatte immer noch nicht in die Windel gemacht hat. Gut, dachte ich, wird schon alles werden.

Nach der Auswertung des Ultraschalls kam der Arzt erneut zu mir, um mir zu sagen, dass mein Sohn SOFORT in ein anderes Krankenhaus verlegt werden muss: Darmverengung, er muss operiert werden, aber ich durfte nicht mit ihm mit. Erst am Folgetag nach der OP könnte ich zu ihm. Abends um 22 Uhr wurde er mit dem Krankenhaustransport abgeholt.

Ich stand da, musste mein 18 Stunden altes Baby einfach alleine lassen.

Als ich am nächsten Tag in das andere Krankenhaus kam, lag er  auf der Intensivstation, komplett verkabelt und frisch operiert. Ich war in meinem Leben noch nie so fertig! Dann kam der Arzt. Mein Sohn hätte die OP gut überstanden, er hatte jetzt einen künstlichen Darmausgang. Okay, wow, was verdammt hab ich falsch gemacht und warum muss es ausgerechnet mich treffen?!

Aber damit nicht genug: ‚Leider müssen wir ihn ebenfalls noch mitteilen, dass Geräusche am Herz festgestellt wurden und der Hörtest ist auch nicht gut ausgefallen.‘ Und ich stand da, 23 Jahre alt, mit einem plötzlich kranken Kind! Nach 16 Tagen Intensivstation durften wir nach Hause.

Ihm geht‘s gut, aber auf uns warten noch drei weitere OPs!

Ich habe das jetzt hier alles geschrieben, obwohl ich weiß, dass sich das 50 Prozent von euch wahrscheinlich nicht bis zum Ende durchlesen. Aber ich musste einfach meine Geschichte erzählen. Ich liebe meinen Sohn mehr als alles andere, aber dennoch ist es jeden verdammten Tag so hart, wenn ich ihn anschaue. Ich hatte in meinem Leben noch nie solche Angst wie davor, was noch auf uns zukommt…“


Vielen Dank, liebe Lisa, dass du uns deine Geschichte erzählt hast. Wir wünschen dir und deinem Sohn alles Liebe für die Zukunft!

WIR FREUEN UNS AUF DEINE GESCHICHTE!
Hast Du etwas Ähnliches erlebt oder eine ganz andere Geschichte, die Du mit uns und vielen anderen Mamas teilen magst? Dann melde Dich gern! Ganz egal, ob Kinderwunsch, Schwangerschaft oder Mamaleben, besonders schön, ergreifend, traurig, berührend, spannend oder mutmachend – ich freue mich auf Deine Nachricht an [email protected].

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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Pille
Pille
2 Jahre zuvor

Es tut mir so leid, aber fühl dich gedrückt! Es wundert mich immer noch wieso es mittlerweile auch während Corona nicht selbstverständlich ist das ein neugeborenes zur Mama gehört und wenn die Mama es füsisch kraftet verlegt zu werden soll kein Kind alleine irgendwo hin gefahren/geflogen werden. Am besten noch auch der Papa darf mit!