Männo: Warum gibts eigentlich kaum Mama-Kind-Fotos von uns?

Neulich schrieb mir eine Freundin, die ich viele Jahre nicht mehr gesehen habe. Es war eine schöne Überraschung und wir hatten uns viel zu erzählen, denn wir hatten inzwischen beide geheiratet, sind beruflich viel rumgekommen und waren beide Mutter geworden. Als ich ihr dann Mama-Kind-Fotos von meiner Kleinen und mir schicken wollte, fiel es mir wieder einmal auf:

Auf meinem Handy habe ich tausende Bilder, aber kaum  (anschauliche) Fotos, auf denen meine Tochter und ich zusammen zu sehen sind!

Das ist doch wirklich dämlich. Da fotografieren wir den lieben langen Tag unsere Kleinen, um jeden kostbaren Moment für die Ewigkeit festzuhalten, und wenn wir uns die Fotos später anschauen, fragen wir uns: „Wo ist eigentlich die Mutter dieses entzückenden Kindes?“

Ok, hier und da tauchen in den Fotos natürlich auch Selfies auf. Aber ich finde, die zählen nicht. Selfies machen wir nämlich entweder aus reiner Langeweile und ziehen dabei alberne Quetschgesichter. Oder sie sind mein mehr oder weniger verzweifelter Versuch, zu beweisen, dass ich auch dabei war, indem ich meinen Kopf neben dem meines Kindes ins Bild schiebe. Deshalb sind Selfies immer so gestellt und verzerrt, dass ich darauf eigentlich nie so aussehe, wie ich wirklich aussehe.

Selfies – nicht gerade mein Fall (Foto: privat)

Mich graust es davor, dass unsere Fotoalben später einmal voll sind mit Selfies, auf denen ich zur Bespaßung für meine Kleine doofe Grimassen schneide oder wie ein Photobomber halb abgeschnitten mit Doppelkinn auf dem Bild erscheine, als würde ich sagen: „Hallo, hier bin ich! Ja, es gibt mich wirklich im Leben dieses Mädchens!“

Ich wünsche mir stattdessen Mama-Kind-Fotos, auf denen meine Tochter und ich uns anschauen, auf denen wir gerade etwas miteinander machen oder in die gleiche Richtung blicken, weil wir im selben Moment etwas Tolles sehen.

Das sind nämlich die Bilder, die ich mir aus meiner Kindheit am liebsten ansehe. Mama-Kind-Fotos, auf denen die Liebe und Verbundenheit zwischen meiner Mama und mir deutlich zu sehen ist. Fotos von gemeinsamen Momenten, egal ob im Alltag, an Feiertagen oder im Urlaub.

Solche Momente muss einfach ein Außenstehender festhalten – wie in diesem Fall der Papa (Foto: privat)

Schließlich gehören zur Erinnerung an die Kindheit auch Bilder von solchen gemeinsam erlebten Momenten. Bilder, die ein Außenstehender gemacht hat, auf denen man auch die Umgebung erkennt, welche meist eine ganze Reihe weiterer Erinnerungen weckt.

Ich habe mir deshalb vorgenommen, öfter mal mein Gegenüber zu bitten, ein paar Mama-Kind-Fotos von meiner Tochter und mir zusammen zu machen. Sei es mein Mann, die Oma, eine Freundin, eine andere Mama am Spielplatz, eine Erzieherin, ein Kellner oder sonst jemand, der gerade in der Nähe ist und vertrauenserweckend genug aussieht, um mit meinem Handy eine nette Momentaufnahme von uns zu machen.

Genau so nehme ich mir vor, auch anderen Mamas öfter mal anzubieten, sie zu fotografieren. Egal, ob diese Mama mit mir befreundet ist und wir gerade gemeinsam etwas mit unseren Kindern unternehmen, oder ob es eine fremde Mama auf dem Spielplatz ist, die gerade verzweifelt versucht, ein einigermaßen authentisches Selfie zu machen.

Wenn ich mir nämlich die Instagram-Profile anderer Mamas ansehe, bin ich mir ziemlich sicher, dass ich nicht die einzige Mama bin, die einfach keine vernünftigen Mama-Kind-Fotos auf dem Handy findet, wenn sie mal eines braucht.

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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