Lungenembolie: „Geburt & Pille kosteten mich fast das Leben“

Mit der hormonellen Verhütung in Form der Pille ist das so eine Sache. Sie ist eines der sichersten Verhütungsmethoden und aufgrund ihrer positiven Nebenwirkungen für das Hautbild sehr beliebt.

Doch wie jedes Medikament birgt sie auch Risiken – vor allem für Neu-Mamas. Eine Mama aus unserer Community musste diese am eigenen Leib erfahren und kam nur knapp mit dem Leben davon. Hier erzählt sie uns ihre Geschichte. Ihr Name ist der Redaktion bekannt.

„Ich bin 32 Jahre alt und glückliche Mutter zweier gesunder Töchter. Beide durfte ich spontan gebären, ohne große Komplikationen. Kurz nach der Geburt meiner zweiten Tochter passierte jedoch ein unvorhergesehener Schicksalsschlag, der mich beinahe mein Leben kostete:

Ich erlitt eine beidseitige Lungenembolie.

Eine Embolie wird von einem Blutklumpen ausgelöst, einem sogenannten Thrombus, der zunächst meist in den Beinvenen heranwächst. Punktuelle Schmerzen im Bein können deshalb ein ernstzunehmendes Warnsignal sein. Eine Thrombose kann durch Gerinnungsstörungen entstehen, zum Beispiel nachdem man sehr viel Blut verloren hat – wie etwa bei einer Geburt. Auch eine hormonelle Verhütung oder ein Schlaganfall können Auslöser sein.

Doch immer der Reihe nach:

Meine wundervolle zweite Tochter kam im August zur Welt. Alles im Krankenhaus lief wie gesagt perfekt und es war wunderschön zu sehen, wie unsere große Tochter eine liebevolle und stolze große Schwester wurde.

Das zweite Wochenbett unterschied sich ein wenig vom vorigen Mal. Aber nicht so sehr, dass ich mir Sorgen gemacht hätte. Ich hatte lediglich einen sehr leichten Wochenfluss, der zum Teil verklumpt wirkte. Doch mit dem Tipp meiner Hebamme, öfter meinen Bauch zu massieren und eine Wärmflasche daraufzulegen, lief es dann wieder besser. Nach zwei Wochen hörte mein Wochenfluss dann komplett auf.

Einen Monat nach der Geburt bekam ich eine starke Erkältung, die sich bis in den Oktober hinein zog. Während dieser Zeit musste ich auch zur Nachuntersuchung bei meiner Frauenärztin. Sie war ohne Befund, alles sei super, sagte sie.

Sie verschrieb mir zur Verhütung eine moderne Mikropille, von der sie sagte, sie sei sehr gut verträglich und mache ein schönes Hautbild. Über die Risiken einer hormonellen Verhütung klärte sie mich leider nicht auf. Vielleicht weil sie wusste, dass ich Nichtraucherin bin, was die Gefahren zwar reduziert, jedoch eben nicht ausschließt.

Auch ich selbst machte mir keine Gedanken, denn vor meinen Schwangerschaften hatte ich schon 12 Jahre lang ohne Probleme mit einer Pille der sogenannten ersten Generation verhütet. Diese Pillen werden heute nicht mehr verschrieben, da sie im Vergleich zu den neueren Mikropillen viel größere Mengen der Hormone Östrogen und Gestagen enthalten, was allgemein als weniger gesund gilt.

Etwa zwei Monate später bemerkte ich, dass ich beim Treppensteigen und bei langen Spaziergängen bergauf schlecht Luft bekam. Selbst beim Abtrocknen nach dem Duschen schnaufte ich und manchmal kam ein trockener Reizhusten dazu. Ich schob all das auf die Erkältung und sagte mir „da habe ich bestimmt was verschleppt“.

Symbolbild. Foto: Bigstock

Die Luftnot war jedoch das erste und einzige Symptom meiner Embolie.

Anders als in den Lehrbüchern hatte ich vorher keine Schmerzen im Bein, die auf eine Thrombose, sozusagen die Vorstufe einer Lungenembolie, hingewiesen hätten.

Eines Sonntags im Dezember war meine Luftnot jedoch so schlimm, dass mein Partner und meine Mutter mich drängten, mich umgehend ins Krankenhaus zu fahren. Dort angekommen, wurde mir Blut abgenommen und eine Computertomographie meiner Lungen gemacht.

Als der Arzt eine gefühlte Ewigkeit später zu mir kam, erfuhr ich schließlich, dass ich schwer krank war. Ich hatte eine beidseitige Lungenembolie und schwebte in Lebensgefahr.

Ich bekam Heparin in die Vene, ein Mittel, welches das Blut sozusagen verdünnt, indem es die Gerinnung hemmt. Gleichzeitig wurde ich zwei Tage lang medizinisch eng überwacht.

Während dieser Zeit gingen mir die schrecklichsten Szenarien durch den Kopf. Was, wenn ich es nicht schaffe? Was wird aus meinen Kindern? Mein Baby ist doch erst vier Monate alt!

Immer wieder geriet ich in Panik und hätte am liebsten laut aufgeschrien: „Ich will nicht sterben!“

Auch mein Partner war völlig außer sich. Für ihn drohte eine Welt zusammenzubrechen. Zum Glück waren meine Eltern da, um ihn in seiner Sorge um mich wenigstens mit den Kindern zu unterstützen.

Doch es ging mir mit dem Heparin sehr bald viel besser. Die Beschwerden beim Atmen waren plötzlich wie weggeblasen. Der Arzt klärte mich auf, dass ich riesiges Glück gehabt hätte.

Bei all den Untersuchungen, die gemacht wurden, wurden seltsamerweise keine Anzeichen gefunden, dass ich jemals eine Thrombose im Bein gehabt hätte. Man hatte im Krankenhaus meine Venen und meinen Bauch per Ultraschall untersucht. Doch es wurden keinerlei Veränderungen gefunden, die von einer Thrombose hätte stammen können.

In der Ambulanz für Gerinnung, die ich später aufsuchen sollte, wurde mir schließlich erklärt, dass das Gerinnungssystem einer Frau bis zu drei Monate nach einer Geburt noch verändert sein kann. Die Kombination dieser Veränderung mit der Einnahme der Pille war bei mir offenbar der Auslöser der Embolie.

Ich habe nun, Monate später, noch immer mit Panikattacken zu kämpfen. Die Angst, dass mir so etwas wieder passieren könnte, ohne dass ich Vorzeichen bemerken würde, ist enorm groß. Bis August muss ich noch Blutverdünner nehmen, dann habe ich einen neuen Termin in der Ambulanz, wo dann mein Blut untersucht wird. Dann wird entschieden, wann ich den Blutverdünner wieder absetzen darf.

Meine Verhütung ist inzwischen jedenfalls hormonfrei, denn ich habe mich nun für eine Kupferspirale entschieden. Hormone werden für mich nie wieder infrage kommen und ich rate allen Frauen, sich über die Risiken der Pille gut zu informieren und sich gut zu überlegen, ob das wirklich die Verhütungsmethode ihrer Wahl sein soll.

Es ist sehr wichtig, sich selbst schlau zu machen, was wir da genau mit unserem Körper machen.

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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