Krieg in der Ukraine: Wie erkläre ich das meinem Kind?

Wir alle haben uns gewünscht, Kindern Kriege nur noch anhand von Beispielen aus einer längst vergangenen Zeit erklären zu müssen. Seit einigen Stunden wissen wir: Krieg ist wieder Teil unserer europäischen Realität. Doch wie sollen wir Kindern etwas begreiflich machen, was für uns Erwachsene schon unverständlich erscheint?

Trotzdem sind sich Psychologen und Psychologinnen einig: Kinder bekommen mehr mit als wir denken. Eltern sollten deswegen das Gespräch suchen und so Ängste und Sorgen auffangen. Aber wie erklärt man so ein komplexes Thema kindgerecht? Dabei möchten wir euch gerne helfen.

Russland greift Ukraine an: Es ist Krieg in Europa

In den letzten Tagen überschlugen sich die Meldungen zum Konflikt zwischen Russland und der Ukraine, immer wieder wurde in den Medien über einen möglichen Krieg spekuliert. Nun hat Russland begonnen, die gesamte Ukraine anzugreifen. Wie die Tagesschau berichtet, soll das russische Militär die ukrainischen Luftwaffenstützpunkte zerstört haben.

Der ukrainische Grenzschutz meldete außerdem, dass die Armee mit Panzern und weiterem schweren Gerät die Grenze passiert habe. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj rief den Kriegszustand aus. Er fordert nun sofortige Sanktionen gegen Moskau, er brauche Hilfe bei der Verteidigung und finanzielle Unterstützung.

(Stand: 12.30 Uhr, 24. Februar 2022)

Einfach erklärt: Wie konnte es dazu kommen?

Damit dein Kind die Hintergründe besser versteht, hilft es vielleicht, wenn ihr euch zunächst gemeinsam das Erklärvideo des schweizerischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks anschaut. Darin wird kindgerecht dargestellt, warum es die Auseinandersetzung um die Ukraine gibt und was das mit der Europäischen Union und der NATO zu tun hat.

Um den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine zu verstehen, müssen wir einige Jahre zurückblicken. Früher gehörte die Ukraine zu Russland. 1991 erklärte sie aber ihre Unabhängigkeit und wurde ein eigenständiges Land. Die Ukraine als eigener Staat existiert also seit rund 30 Jahren.

Besonders im Osten der Ukraine gibt es seit Jahren Kämpfe zwischen zwei Gruppen.

Die eine Gruppe nennt sich Separatisten, diese Menschen möchten sich von der Ukraine trennen. Sie wollen lieber zu Russland gehören. Der russische Präsident Wladimir Putin unterstützt die Separatisten. Er will ebenfalls, dass diese Gebiete zu Russland gehören, denn das würde sein Land größer machen.

Doch in der Ukraine leben auch viele Menschen, die sich der Ukraine zugehörig fühlen, sie möchten nicht mit Russland zusammenarbeiten. Diese zweite Gruppe wird von den Ländern der Europäischen Union und den USA unterstützt.

Wie haben die anderen Länder reagiert?

Die Europäische Union und die USA haben deswegen Sanktionen angekündigt, um Putin davon abzuhalten, einen Krieg mit der Ukraine zu beginnen. Sanktionen sind Strafmaßnahmen. Zum Beispiel hat der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz angekündigt, dass eine wichtige Gasleitung, die bald Erdgas von Russland nach Deutschland bringen sollte, erst mal nicht in Betrieb genommen wird. Eigentlich würde Russland damit Geld verdienen, aber mit dieser Maßnahme hoffte Deutschland, Russland zum Einlenken zu bewegen.

Doch Russlands Präsident Putin hat sich davon nicht beeindrucken lassen: Am vergangenen Montag hat er verkündet, dass zwei Regionen im Osten der Ukraine von der Ukraine unabhängig sind, also nicht mehr dazugehören. Inzwischen hat Russland sogar den Krieg gegen die Ukraine begonnen.

Wie geht es nun weiter?

Die NATO, ein Zusammenschluss von demokratischen Staaten, der sich für Frieden und Freiheit einsetzt, berät aktuell, wie sie am besten auf Russland reagieren könnten. Die Europäische Union hat bereits angekündigt, noch mehr Sanktionen zu verhängen. Das wichtigste Ziel ist es, die Menschen in der Ukraine zu schützen.

Was kann ich beachten, wenn ich mit meinem Kind darüber spreche?

  • Wichtig ist, dass du dir vorher bewusst machst, dass dein Kind zwar die Bedrohung durch den Krieg noch nicht einschätzen kann, aber dennoch deine eigene Angst wahrnimmt. Versuche deswegen in einem ruhigen und gefassten Zustand zu sein und zu bleiben, wenn du mit deinem Kind über den Krieg in der Ukraine sprichst. Dein Kind sollte das Gefühl haben: Mama gibt mir Sicherheit und kann meine Sorgen auffangen.
  • Versuche in deine Antworten keine Zukunftsvisionen einfließen zu lassen, sondern bleibe bei dem, was gerade passiert. Vielleicht ist in der Fantasie deines Kindes schon alles viel schlimmer als in der Realität? Dann kannst du es beruhigen.
  • Bei älteren Kindern und Jugendlichen kannst du davon ausgehen, dass sie viele Nachrichten und Social-Media-Beiträge zu dem Thema sehen. Diesen Medienkonsum sollten Eltern begleiten, indem sie Gesprächsangebote machen. Andernfalls müssten die Kinder mit den vielen (beängstigenden) Infos allein umgehen.
  • Egal in welchem Alter deine Kinder sind: Du solltest ihre Sorgen und Ängste ernst nehmen.

Bitte mache dir bewusst: Du musst nicht auf alle Fragen eine Antwort haben und es ist menschlich, dass du dir Sorgen machst. Schließlich weiß niemand, was als Nächstes passiert. Trotzdem kannst du deinem Kind helfen, mit der Situation besser umzugehen.

Wir wünschen dir viel Kraft und Ruhe für das Gespräch mit deinem Schatz.

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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