„Krass, wie übertrieben Kindergeburtstage inzwischen sind!“

Ich liebe Geburtstage! Meine eigenen genauso wie die meiner Liebsten. Vor allem wegen der Vorfreude und Aufregung vorher, aber auch weil an diesem Tag immer ein gewisser Zauber in der Luft liegt. Alles dreht sich dann um das Geburtstagskind und der Alltag hat Pause. 

Als ich selbst noch klein war, gab es in meiner Familie immer dasselbe Ritual:

Wir wurden morgens mit Geburtstagsgesang der ganzen Familie geweckt, dann gab es ein tolles Frühstück und es wurden die Geschenke ausgepackt.

Am Nachmittag war eine Handvoll Freundinnen zum Kindergeburtstag eingeladen. Wir spielten Topfschlagen, Stopptanz und Schokokuss-Wettessen, aßen Geburtstagskuchen und tanzten im Partykeller zu den Hits der 80er Jahre.

Abends gab’s ne Runde Wiener Würstchen mit Pommes, dann wurden alle abgeholt.

Das war’s. Und alle waren glücklich!

Meine Tochter hat nun schon zwei Kindergeburtstage gefeiert, ihren dritten und vierten Geburtstag. Ich dachte immer, ich mache es einfach so, wie ich es selbst kannte. Doch ich merke jetzt, dass sich die Zeiten geändert haben.

Immer wieder höre ich von den aufwändigen Partys anderer Kinder. Von Themengeburtstagen, bei denen die ganze Partydeko aufeinander abgestimmt ist. Von Mottotorten, Kostümen und Mitgebseltüten mit passendem Spielzeug drin.  

Im Idealfall findet die Party dann auch in einem zum Motto passenden Umfeld statt, zum Beispiel auf dem Ponyhof oder im Freizeitpark. Manche lassen auch eine Hüpfburg aufbauen oder einen Zauberer kommen.

Alles tolle Ideen, die sicher viel Spaß bringen – aber puh, ehrlich gesagt auch ganz schön viel Aufwand! 

Klar, wird es damit ein unvergesslicher Tag für das Kind. Und klar, alle werden darüber reden, wie besonders er war.

Aber wenn ich allein an die ganze Organisation und die Kosten denke, würde sich bei mir die Vorfreude schon in Stress und Panikattacken umwandeln. Allein die Vorstellung, sechs Fünfjährige in den Freizeitpark zu fahren und dort im Blick zu behalten! Horror!

Und abgesehen vom Aufwand, frage ich mich aber vor allem:

Brauchen Vier-, Fünf- oder auch Zehnjährige wirklich so ein Spektakel, damit sie tolle Erinnerungen an ihre Geburtstage haben?

Schmeckt ihnen nicht ein einfacher Zitronenkuchen oder Schokoladenkuchen mit bunten Streuseln genau so gut wie ein dreistöckiges Tortenkunstwerk?

Ist es ihnen letztlich nicht egal, wo sie die Zeit miteinander verbringen, solange sie als Freunde zusammen feiern können?

Und landen die liebevoll ausgewählten und teuer gekauften Mitgebsel nicht nach der Party meist sowieso in der hintersten Spielkiste?

Meine große Schwester erzählte mir von einem Schlüsselmoment auf einer Geburtstagsparty ihrer Kinder. Sie hatte sich extra ein ganzes Programm zur Bespaßung der Kleinen überlegt. Nach kurzer Zeit fragte dann jedoch eines der Kinder:

„Wann dürfen wir denn wieder spielen gehen?“

…und alle anderen Kinder stimmten ein.

Seitdem lässt sie die Kinder entscheiden, wie sie ihre Party feiern wollen. Und das sieht dann meistens so aus wie bei uns in den 80er Jahren.

Letztlich ist es doch so nicht nur schöner für das Kind, sondern auch entspannter für die Eltern und deren Geldbeutel.

Und dass auch solche „einfachen“ Geburtstage wunderschöne Erinnerungen schaffen, weiß ich aus eigener Erfahrung. Deshalb habe ich für uns beschlossen, dass wir das alte Ritual beibehalten und den Geburtstagszauber in den „kleinen“ Dingen suchen.

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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