Wenn du ein Kita-Kind hast, kennst du das tägliche Zittern der Kinderbetreuung: Hat die Gruppe heute auf? Ist genug Personal da? Viele Mütter spüren längst, dass im System etwas gewaltig schiefläuft. Aber was genau dahintersteckt, hört man selten so offen, wie es uns eine Kitaleitung beschrieben hat.
Fehlende Kita-Plätze und Fachkräfte-Mangel
Gleich am Anfang sagt sie: „Die meisten von uns haben diesen Job gewählt, weil wir Kinder lieben und weil wir etwas bewirken wollen.“ Doch trotz dieser Leidenschaft würden die Rahmenbedingungen immer schlechter.
Ein Problem, das laut aktuellen Zahlen tatsächlich dramatisch ist: Der Paritätische Gesamtverband geht von rund 125.000 fehlenden Fachkräften aus. Der Deutsche Kitaverband nennt etwa 100.000 unbesetzte Stellen – und warnt, dass es bis 2030 über 230.000 werden könnten.
Gleichzeitig fehlen bundesweit laut Deutschem Kinderhilfswerk mehr als 400.000 Kitaplätze. Für Eltern und Fachkräfte bedeutet das: ein System am Limit.
„Zeit, Personalschlüssel anzuheben, aber das Gegenteil passiert”
Die Kitaleitung bestätigt genau das. „Seit Jahren klagen wir über Personalmangel – und jetzt, wo die Geburtenrate sinkt und man endlich etwas verändern könnte, werden wir gekündigt.“ Für sie ist klar, was stattdessen notwendig wäre: „Jetzt wäre die Zeit, den Personalschlüssel anzuheben. Aber das Gegenteil passiert.“
Auch die zunehmenden Herausforderungen in den Gruppen machen die Situation schwieriger. Sie sagt: „Eltern und Kinder werden herausfordernder – und das ist keine Kritik an euch.“ Sie erklärt, dass viele Familien durch Krisen und Unsicherheiten belastet sind und Kinder dadurch häufiger Verhaltensauffälligkeiten zeigen.
„Es ist völlig logisch, dass das Spuren hinterlässt, wenn Kinder schon im frühen Alter mit Unsicherheit oder sogar Krieg in Berührung kommen.“ Doch dafür seien die Kitas kaum gewappnet.
Strukturelle Probleme, die seit Jahren ignoriert werden
„Viele Gruppen können nicht mehr allein von einer oder zwei Fachkräften geführt werden.“ Sie fordert dringend multiprofessionelle Teams: Psychologinnen, Heilerziehungspflegerinnen, sozialpädagogische Unterstützung. Stattdessen, sagt sie, passiere etwas anderes: „Erzieher werden ständig alleine gelassen – und das bei einem relativ geringen Lohn.“
Viele Eltern erleben die Folgen täglich, ohne den Hintergrund zu kennen. Verkürzte Öffnungszeiten, geschlossene Gruppen, Wartelisten – all das entstehe nicht, weil Teams „schlecht organisiert“ seien, sondern weil sie schlicht überlastet sind. Die Zahlen zeigen, dass es kein individuelles, sondern ein strukturelles Problem ist, das seit Jahren ignoriert wurde.
Politik muss tätig werden
Wir wünschen uns alle gute Betreuungsmöglichkeiten, an denen Kinder sicher, begleitet und liebevoll gefördert werden. Die Erzieher*innen wollen genau das. Doch dafür müssen die politischen Entscheidungen endlich mit der Realität Schritt halten.
Mehr Personal, bessere Bedingungen, multiprofessionelle Teams – das wäre ein Anfang. Und es ist höchste Zeit, dass diejenigen gehört werden, die jeden Tag für unsere Kinder da sind.
Wir haben übrigens auch schon eine andere Erzieherin zu Wort kommen lassen, die die Situation verheerend findet: „Mein eigenes Kind würde ich nicht in die Kita geben.”
Quellen:
„Kita‑Bericht 2024“, in: Der Paritätische Gesamtverband, aufgerufen am 29. Oktober 2025.
„In Kindertagesstätten fehlen 125.000 Fachkräfte“, in: Haufe, 04. Juni 2024, aufgerufen am 29. Oktober 2025
„Fachkräftemangel wirksam bekämpfen“, in: Deutscher Kitaverband (Positionspapier), aufgerufen am 29. Oktober 2025.



