Kita-Verbot beim kleinsten Symptom: Droht der Eltern-Kollaps?

Das Corona-Virus hält uns seit Monaten auf Trab und beeinflusst unser Leben in einem Maße, das wir bisher noch nicht kannten. Eines der größten Probleme war von Anfang an, dass es noch keine Erfahrungen mit dem Erreger gibt und somit keiner wusste und weiß, was eigentlich wirklich richtig ist.

Sieht man sich die aktuellen Fallzahlen in Deutschland an, so wurde anscheinend instinktiv ganz viel richtig gemacht.

Die „Gefahr Corona“ ist ja leider noch längst nicht gebannt – aber nach und nach gab es schon viele Lockerungen der Maßnahmen und unter bestimmten Bedingungen sind die meiste Dinge wieder möglich.

Dazu gehört auch, dass unsere Kinder seit einiger Zeit die Kitas wieder besuchen können. Eine große Erleichterung für alle! Aber besonders für die Eltern, insbesondere, wenn sie arbeiten.

Die ganze Sache hat nur einen Haken: In den meisten Bundesländern dürfen die Einrichtungen die Kleinen auch bei leichten Erkältungssymptomen nicht betreuen. Und, wer ein Krippen- oder Kita-Kind hat, weiß genau: Irgendwas ist immer. Kaum ein Kind, dass nicht gefühlt durchgehend Schnupfen o.ä..

Deswegen hat diese Maßnahme auch schon für heiße Diskussionen gesorgt.

Und jetzt warnt der Landesverband der Kinder- und Jugendärzte in Nordrhein-Westfalen: Werden diese Krankheits-Kriterien nicht innerhalb kürzester Zeit geändert, droht neben einer Überlastung der Kinderarzt-Praxen auch ein echter Kollaps der Eltern.

In der „Handreichung für die Kindertagesbetreuung“ in Nordrhein-Westfalen heißt beispielsweise: „Kinder dürfen generell nicht betreut werden, wenn sie Krankheitssymptome aufweisen. Die Art und Ausprägung der Krankheitssymptome sind dabei unerheblich.“

Diese Vorgaben sind dem Verband der Kinder- und Jugendärzte viel zu schwammig. Daher habe er das Robert-Koch-Institut gebeten, die Krankheitskriterien, die Kita-Verbot begründen, „risikoangepasst und umsetzbar zu präzisieren“, erklärte Edwin Ackermann, Sprecher des Landesverbands Nordrhein gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Ackermann, selbst Kinderarzt in Tönisvorst, wird dazu auf rtl.de zitiert: Sollte die Regelung nicht angepasst werden, wird das „im Herbst zu einem Kollaps der Eltern und unsäglichen Praxisorganisationsproblemen führen. Kinder werden völlig sinnlos laufend aus der Betreuung heraus genommen.“ Denn:

„Im derzeitigen Praxisalltag erleben wir Kinder- und Jugendärzte teilweise groteske Veranlassungen für Kita-Verbote.“

„Zum Beispiel Mückenstiche, laufende Nasen bei bekannter Gräserpollenallergie, Husten bei bekanntem und gut eingestelltem Asthma bronchiale, juckende Hautausschläge durch Schwitzen bei bekannter Neurodermitis.“

Edwin Ackermann betonte dabei aber, dass man gerade den Erzieherinnen dafür keinen Vorwurf machen dürfe. Diese hätten durch die strikten Vorgaben keinen Spielraum und können zudem nicht abschätzen, ob das betreffende Kind nun relevant krank sei oder nicht.

Bisher dürfen die Kinder wieder in die Kita, nachdem die Eltern schriftlich versichert haben, dass die Kinder 48 Stunden symptomfrei seien. Das solle für eine Erleichterung aller sorgen – täte es aber kaum, gibt Ackermann zu bedenken. Denn trotzdem: „Ein Elternteil muss jetzt wegen der laufenden Nase der Arbeit fern bleiben, benötigt dafür einen ,Arbeitsunfähigkeitsschein Kind‘ und muss deshalb eine Arztpraxis aufsuchen. Das Ergebnis: Ein banaler Schnupfen führt zu einem mehrtägigen Kita-Verbot und das betreffende Kind erlebt keine konstante, sondern eine ständig unterbrochene Betreuung in der Kita.“

Das ist für die Kinder eine große Belastung.

Und: Die gesetzlichen Betreuungstage für erkrankte Kinder reichen so bei weitem nicht aus – zumal sie von vielen Eltern schon zu Beginn der Corona-Krise aufgebraucht worden sind. Probleme mit den Arbeitgebern sind somit vorprogrammiert!

Trotz all dieser dringenden Argumente plant das Familienministerium laut rtl.de vorerst keine Neuregelungen. Die derzeitigen geltenden Regeln gelten zunächst bis Ende August. Die Umsetzung der Empfehlungen obliegt den jeweiligen Trägern und Leitern der Kitas.

Wie sieht es denn in euren Kitas aus? Hattet ihr eure Kleinen auch schon nach wenigen Tagen Kita wieder zu Hause? Und wie regelt ihr das mit eurem Arbeitgeber?

Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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