Kita-Suche unter Zeitdruck: „Die Leitung sagte: ,Hören Sie auf zu heulen!`“

„Das erste Jahr mit meinem Kind war wunderschön, aber nicht einfach für mich: Es kommt ein neuer Erdenbewohner zur Welt und stellt dein bisheriges Leben komplett auf den Kopf. Klar, das weiß man eigentlich im Voraus, aber dann fühlt sich das alles doch ganz anders an als man vorher gedacht hat! Damit alles in trockenen Tüchern ist, wenn das Baby da ist, haben wir schon vor der Geburt möglichst viel geplant.

Wir hatten uns schon alles so richtig schön zurechtgelegt: Mir wurde vor meiner Elternzeit sogar eine bessere Position bei meiner Rückkehr in den Job versprochen. Deswegen entschieden wir uns, dass ich nach einem Jahr Elternzeit (ich wollte schließlich stillen) wieder in meinen Beruf zurückkehre und mein Mann dann noch ein halbes Jahr Elternzeit nimmt.

Das Geld wurde knapp

Wir hatten alles durchgerechnet und wollten das eine Jahr Elterngeld so aufteilen, dass es für 1,5 Jahre reicht. Leider ist ein Kind teurer als gedacht und der Traum vom letzten halben Jahr Elternzeit rückte in weite Ferne. Das Geld wurde immer knapper und als dann auch noch klar war, dass ich in Kurzarbeit komme, wenn ich wieder arbeiten muss, mussten die Karten neu gemischt werden. An der Tatsache, dass mich immer noch eine bessere Position erwartete, hatte sich zum Glück trotz Kurzarbeit nichts geändert. Mein Mann musste aber zwingend die Elternzeit verkürzen, damit wir uns diese Situation leisten könnten.

Also habe ich in unserer nahegelegenen Krippe des Öfteren vorgesprochen und nachgehakt, wann wir denn mit einem Platz rechnen können. Direkt beim ersten Besuch war mir klar: Ich bin hier nur eine Nummer von vielen. Hätte ich mich dort nicht persönlich vorgestellt, wären wir gar nicht berücksichtig worden. Nach mehrmaligem Vorstellen und langem Hin und Her bekamen wir dann immerhin eine mündliche Zusage, dass unser Kleiner dort zum Arbeitsbeginn meines Mannes einen Krippenplatz bekommen könnte. Eine schriftliche Bestätigung gab es aber nicht, sondern den beunruhigenden Hinweis, dass wir uns nicht zu 100 Prozent darauf verlassen können. Entsprechend hatte ich kein wirkliches gutes Gefühl und fürchtete, dass wir den Platz für unseren Sohn vielleicht doch nicht bekommen würden.

Schwierigkeiten mit dem Arbeitgeber

Zu dem Zeitpunkt bin ich davon ausgegangen, dass es keinerlei Schwierigkeiten geben würde, die geplante Elternzeit meines Mannes zu verkürzen. Da haben wir uns aber leider getäuscht. Als wir zwei Wochen vor der eigentlichen Kita-Eingewöhnung unseres Sohnes gesagt bekommen haben, dass wir den Krippenplatz bekämen, blieb uns wenig Zeit für Freude: Wir erfuhren parallel vom Arbeitgeber meines Mannes, dass er sein angekündigtes halbes Jahr Elternzeit nehmen muss.

Gott sei Dank gab es dann gute Neuigkeiten von meinem Arbeitgeber: Durch eine Härtefallprüfung konnte ich aus der Kurzarbeit genommen werden und zusätzlich wurde die Hälfte des Betreuungsgeldes übernommen. Also waren die ursprünglich geplanten, anderthalb Jahre Elternzeit finanziell gesehen doch kein Problem mehr.

Keine feste Zusage der Krippe

Leider lief es nicht überall so reibungslos. Ich stellte immer mehr in Frage, warum wir keine feste Zusage von der Krippe bekamen und machte mir viele Sorgen. Das Personal reagierte dort inzwischen auch sehr harsch auf meine Nachfragen. Als ich zum Beispiel nach einem monatlichen Nachweis der Betreuungskosten fragte, wies mich die Leitung klar darauf hin, dass es ein Entgegenkommen ihrerseits sei, den Nachweis einmal im Jahr auszustellen. Eine monatliche Ausstellung sei garantiert nicht möglich und für mich würde sie da keine Ausnahme machen. Als ich darauf erwiderte, dass das in anderen Krippen durchaus möglich ist, meinte sie nur, ich könnte mir ja so eine Krippe suchen.

Die Situation war für mich eine nervliche Zerreißprobe. Wir benötigten diesen Krippenplatz unbedingt. Auch wenn mein Mann das halbe Jahr in Elternzeit bliebe, würden wir spätestens einen Platz benötigen, wenn er wieder arbeiten müsste. Denn was mir die Krippe unmissverständlich klar machte: Wenn ich den Platz jetzt ablehnen würde, sei nicht sicher, ob wir ein halbes Jahr später einen bekommen. Um das zu klären, teilte ich der Krippe telefonisch mit, dass mein Mann weiterhin in Elternzeit bleiben würde.

Die Leitung der Krippe lud mich daraufhin zu einem Gespräch ein, in dem wir die letzten Dinge besprechen würden, wie sie es nannte. Der Termin war zwei Wochen vor der planmäßigen Eingewöhnung meines Kindes. Man muss dazu sagen, dass ich zu diesem Zeitpunkt bereits wieder in meinem Job Vollzeit beschäftigt war und alles nebenher managen musste. Gefühlt kamen täglich neue Hiobsbotschaften rein und ich war inzwischen ein nervliches Wrack.

Ein Termin brachte das Fass zum Überlaufen

Generell war die Situation bei unserem Termin schon sehr angespannt, weil es ein paar Unstimmigkeiten bei der Terminabsprache gab, weil ich zunächst einen beruflichen Termin verschieben musste, um in die Krippe kommen zu können. Deswegen atmete ich tief durch, bevor ich die Krippe betrat. Bei unserem Termin saßen mir dann eine Mitarbeiterin und die Leitung der Krippe gegenüber. Doch statt einer freundlichen Begrüßung gab es direkt Vorwürfe. Ohne Einleitung begann die Leitung der Krippe Dinge aufzuzählen, die sie von mir zwingend benötigt, da sonst eine Krippenzusage ausgeschlossen wäre.

Unter anderem sei eine Arbeitsbescheinigung meines Mannes nötig. Dabei wusste sie doch seit meinem Anruf genau, dass wir die nicht vorlegen konnten, weil mein Mann nun doch das halbe Jahr Elternzeit nehmen wollte. Dementsprechend war ich geschockt. Das hörte ich zum ersten Mal. Es war nie die Rede davon, dass es noch zu einer Ablehnung kommen könnte.

Ich war einfach fertig und hörte durch meine Tränen und mein Geschluchze nur noch so etwas wie: ‚Seien sie froh, es gibt ja sowieso keine Garantie, dass ihr Sohn nach der Krippe hier in den Kindergarten geht.‘ Ich hatte das Gefühl, dass die Leitung der Krippe es darauf anlegte, mich fertig zu machen. Sei zeigte wirklich keinerlei Empathie dafür, dass gerade eine Mutter vor ihnen sitzt, am Boden zerstört ist und nicht weiß, wie es weitergehen soll. Sie gaben mir dann eine Woche Zeit, die fehlenden Dokumente einzureichen.

Ich setzte alle Hebel in Bewegung

Ich setzte nach dem Gespräch alle Hebel in Bewegung und siehe da, wir konnten über den Betriebsrat erreichen, dass mein Mann pünktlich wieder arbeiten gehen würde. Also nun doch wieder keine Elternzeit für meinen Mann, nur damit wir uns einen Krippenplatz sichern konnten, den wir zumindest langfristig dringend brauchen würden. Trotz meines mulmigen Gefühls rief ich gleich am Montag bei der Krippenleitung an, um ihr die frohe Botschaft zu verkünden. Inzwischen war die geplante Eingewöhnung nur noch eine Woche hin. Aber als ich bei meinem Anruf erzählte, dass wir alles dafür getan hatten, dass mein Mann nun arbeiten gehen wird, damit wir eine Arbeitsbescheinigung vorlegen können, wurde ich wieder enttäuscht.

‚Moment, also, so schnell geht das jetzt nicht. Es sind jetzt ganz andere Umstände, schließlich sind inzwischen ein paar Tage vergangen. Ob das noch mit der Eingewöhnung bis nächste Woche klappt, kann ich Ihnen nicht versprechen.‘ Spätestens da hatte ich endgültig das Gefühl, dass sie alles dafür tun würde, dass mein Sohn den Platz nicht bekommt.

‚Hören Sie auf zu heulen‘

Ich erklärte ihr, wieder unter Tränen, dass wir diesen Platz jetzt auf jeden Fall benötigen. Es gäbe kein Zurück mehr. Mein Mann würde arbeiten gehen müssen. Das hat uns sein Arbeitgeber unmissverständlich klar gemacht. Eiskalt sagte sie zu mir: ‚Ich kann nicht weiter mit ihnen reden. Hören sie auf zu heulen. Sie benehmen sich wie ein kleines Kind.‘ Ich reichte den Hörer kommentarlos an meinen Mann weiter.

Die Krippenleitung schlug meinem Mann dann einen weiteren Termin vor, damit wir noch mal alles besprechen könnten. Dann bat sie noch darum, dass dieses mal mein Mann zu dem Termin kommen würde. Ehrlich gesagt, wollte ich keinen von uns je wieder einen Termin in dieser Krippe antun. Eigentlich hatte ich da sowieso schon mit dieser Krippe abgeschlossen. Ich könnte meinen kleinen Augapfel niemals solchen Menschen anvertrauen.

Eine Tagesmutter war unsere Rettung

Sofort nach dem Telefonat rief ich beim Kinderschutzbund an und schilderte ihnen mein Problem. Für eine Tagesmutter hatte ich mich schon einmal angemeldet. Wir hatten das allerdings abgesagt, da wir eigentlich lieber einen Krippenplatz wollten. Nun hatte sich alles geändert und die Mitarbeiter vom Kinderschutzbund hatten zum Glück volles Verständnis. Gleichzeitig nahmen sie mir aber auch die Hoffnung, dass sie schon bis zum Ende der Woche etwas erreichen würden. Trotzdem ermutigte mich das Telefonat und ich startete einfach einen Facebook-Aufruf und bekam tatsächlich viele Angebote. Und wie es das Schicksal wollte, bekam ich am nächsten Morgen die Zusage einer Tagesmutter, die gerade einmal 10 Minuten zu Fuß von uns zu Hause wohnt und noch dazu ein herzensguter Mensch ist.

Balanceakt zwischen Arbeit und Baby

Als Mutter muss man sowieso einen Balanceakt vollziehen. Eigentlich möchte ich die meiste Zeit mit meinem Kind verbringen, gleichzeitig möchte ich auch im Berufsleben bleiben. Die ständigen Zweifel, ob ich alles richtig mache, ob ich mich für den richtigen Weg entschieden habe, nagen an mir. Wenn einem dann auch noch solche Steine in den Weg gelegt werden, wie mir von der Krippe, macht es das alles hundertmal schwerer.

Inzwischen bin ich schon seit ein paar Wochen wieder aus der Elternzeit zurück im Vollzeitjob. Es ist wirklich wahnsinnig schwer und ich vermisse meinen Schatz jeden Tag. Aber wir pendeln uns langsam ein, mein Sohn macht es mir glücklicherweise leicht: Er liebt es bei seiner Tagesmutter! Mein Sohn ist ein kleiner Entdecker und ich freue mich, dass sich jemand so viel Zeit nehmen kann und mit ihm den ganzen Tag spielen kann. Schließlich ist es am Ende des Tages das Wichtigste für mich, dass mein Kind glücklich ist.“

Liebe Susanne, vielen Dank, dass du deine Geschichte mit uns geteilt hast. Wir wünschen dir uns deiner Familie alles Liebe für eure Zukunft!

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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