KiTa-Erzieherin: „Diese Elterntypen nerven mich!“

Manchmal tun mir Erzieher*innen ganz schön leid: Jeden Tag zig Nasen und Popos putzen, Kinder aus Kleidungsstücken schälen und sie wieder einpacken, Trost spenden, kuscheln – und zur Belohnung gibt’s von manchen Eltern mehr Kritik als Wertschätzung. Erzieher*in zu sein, ist ein fordernder (und nicht gerade überbezahlter) Job, dem oft mit ganz viel liebevollem Engagement nachgegangen wird. Klar können wir sagen: „Haben die sich doch so ausgesucht.“ Aber das wird auch uns Mamas entgegengebrüllt, wenn wir es wagen, über Schwierigkeiten im Alltag mit Kindern zu berichten. Mögen wir auch nicht so gerne, oder?

Wenn Eltern mit der Kinderbetreuung an einem Strang ziehen und der Umgang wertschätzend ist, macht es das Leben für alle Beteiligten inklusive Kind viel angenehmer. Allerdings weiß man manchmal gar nicht, womit man Erzieher*innen die Arbeit erschwert (Beichte: Ein paar von den unten genannten Fehlern habe ich auch gemacht). Wir haben deshalbKiTa-Erzieherin Barbara (Name von der Redaktion geändert) gefragt, was ihr bei den Umgang mit Eltern am meisten zu schaffen macht.

„Manche kümmern sich zu viel, andere gar nicht“

„Eines vorweg: Die meisten Eltern sind prima und freundlich im Umgang mit uns und unseren Kindern. Im Prinzip sind es vor allem zwei Typen, die eine Herausforderung für uns darstellen: Manche können sich von ihren Kindern gar nicht lösen, klammern sich regelrecht an sie – was es auch den Kindern schwer macht, bei uns anzukommen. Andere zeigen null echtes Interesse an ihren Kindern und dem KiTa-Alltag. Besonders unglücklich finde ich, dass beide Extreme vor allem zu Lasten des Kindes gehen! Darüber hinaus gibt es auch noch bestimmte Verhaltensweisen, die nerven können. Dabei glaube ich nicht einmal, dass die Eltern es böse meinen, wenn sie zum Beispiel unsere Forderungen übergehen – wahrscheinlich denken sie nur nicht viel darüber nach. 

Das würde ich euch gerne noch sagen

  • Aus guten Grund wünschen wir uns, dass zum Beispiel keine Süßigkeiten oder Nüsse mit in die Brotdose gegeben werden. Nein, euer Kind stirbt nicht den Hungertod, wenn es solche Dinge ein paar Stunden nicht bekommt. Aber wir müssen den anderen Kindern und deren Eltern erklären, warum sie selbst keine haben dürfen — oder der kleine Emil mit der Nussallergie gerade kollabiert.
  • Euer Kind braucht keinen Batzen sauteuer Tommy-Hilfiger-Kleidung – und falls doch, macht bitte nicht uns dafür verantwortlich, wenn ein Socken verloren geht. Wir können nicht auf jedes Kleidungsstück achten, vor allem dann nicht, wenn die Eltern keinen Namen reinschreiben.
  • Wir reden gerne mit euch über euer Kind. Aber wenn ihr bei jedem Abholen stundenlang in der Tür stehen bleibt und quatschen wollt, kommen andere Eltern kaum zu ihren Kindern durch – und wir haben viel weniger Zeit, uns um das Wichtigste zu kümmern: eure Kinder.
  • Schaut doch auch mal auf das Schwarze Brett und die Briefe in dem Fach eures Kindes – und beschimpft nicht uns, wenn wir schon zum KiTa-Ausflug abgefahren sind und ihr nun nicht wisst, wohin mit eurem Kind. Ich weiß, ihr habt viel zu tun – wir aber auch. Und Eltern dauernd mit Extra-Einladungen hinterherzulaufen, gehört eigentlich nicht zu unseren Aufgaben.
  • Hakt gerne nach, wenn ihr eine Entscheidung nicht versteht – aber bitte, ohne aggressive Besserwisserei. Vertraut ein wenig darauf, dass unsere Ausbildung und Erfahrungen uns für den Umgang mit Kindern wirklich qualifizieren.“

Danke, liebe Barbara, für diesen Einblick in deinen Alltag. Und vielleicht können wir uns alle daran erinnern, bevor wir uns das nächste Mal darüber ärgern, dass die Schokokekse in er Brotdose nicht gern gesehen sind 😉 

Jana Stieler
Ich lebe mit Mann und Sohn im Süden Hamburgs – am Rande der Harburger "Berge" (Süddeutsche mal kurz weghören: Der höchste Punkt misst immerhin sagenhafte 155 Meter ü. M.). Wenn ich nicht gerade einen Text verfasse, liebe ich Outdoor-Abenteuer mit meiner Familie, lange Buch-Badewannen-Sessions mit mir allein und abendliches Serien-Binge-Watching.

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A H
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1 Jahr zuvor

Ich muss sagen, das ist ein sehr wahrer Artikel.
Es ist leider aber auch so, dass Eltern von einigen Erziehern nicht gehört werden.
Wenn andere Eltern feststellen, dass ein Kind ungerecht bestraft wird (im Verhältnis zu den anderen), der Erzieherin dann von der Leitung auf die Finger bekommt und sich das dann das nächste Kind sucht, ist das für mich nicht tragbar. Im Gespräch wurde dann alle Schuld auf die Elternhäuser und die Kinder geschoben. Sorry, da hört es auf. Auch nicht alle Erzieher sind tragbar.
Aber ich möchte abschließend sagen, dass da Mehrheit der Erzieher einen wunderbaren und liebevollen Job macht.