Meine Kinder wissen selbst, wann sie ins Bett gehören!

„Waaaaas? Deine Kinder sind um diese Zeit noch nicht im Bett?“ Würde ich einen Euro bekommen für jedes Mal, an dem ich diesen Satz zu hören bekomme, wäre ich jetzt nicht hier, sondern mit meinen Kids im Urlaub. An einem Strand. Auf Hawaii. Finanziert durch die späte Schlafenszeit meiner Kinder. Wie genial wäre das denn!

Aber mal im Ernst: Es stimmt, dass meine Kinder regelmäßig die (frühe) Nacht zum Tag machen und noch rumtoben, wenn draußen schon die Bürgersteige hochgeklappt wurden.

Vor ein paar Jahren wäre das für mich noch völlig undenkbar gewesen. Meine große Tochter lag jeden Abend um sieben Uhr im Bett und schlief. Für sie war das wichtig, vor allem, weil sie sich schon im zarten Alter von 14 Monaten weigerte, tagsüber zu schlafen.

Kinder halten sich nicht an die Erwachsenen-Regeln

Inzwischen ist sie größer und mein zweites Kind hat einen ebenfalls sehr eigenen Schlafensplan, der mit meinem sehr lange gar nicht übereinstimmte. Es wacht morgens früh auf, dafür schläft es tagsüber immer dann, wenn es gerade gar nicht passt (sprich: Wenn ich mich NICHT nochmal hinlegen kann, he, e); oft spätnachmittags und wird erst wach, wenn es Zeit fürs Abendbrot ist.

Meine Tochter liebt das, das ist nämlich ihre Zeit. Dann genießen wir die Zweisamkeit, fast wie früher und spielen und malen und basteln, was das Zeug hält.

Meine Tochter liebt auch, dass das bedeutet, dass abends um sieben eben noch nicht Bettzeit ist, weil ihr kleiner Bruder ohnehin noch nicht müde ist und uns mit seinem Temperament wachhält.

Zu viel Stress um die Abendruhe

Anfangs war das nämlich ein fürchterliches Drama zwischen uns. Jeden Morgen graute es mir schon vor dem Abend, an dem ich verzweifelt versuchte, das Kleinkind zum Schlafen zu bewegen, mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln.

Ich gebe es zu: Auch mit Schlafentzug tagsüber. Das half aber nicht, im Gegenteil. Stattdessen waren wir alle völlig fertig, denn so wurde auch der Tag zur Hölle. Der Kleine war müde, gereizt, schrie, tobte – und schlief abends trotzdem nicht früher in seinem Bett ein. Jeden Abend kämpften wir so locker zwei Stunden lang, bis es irgendwann still wurde und ich mit meinen Nerven so am Ende war, dass ich ebenfalls erschöpft ins Land der Träume reiste. Ohne die wohlverdiente Ruhe noch ein wenig genießen zu können. Zumindest für ein paar Stunden, denn Durchschlafen war für meinen Sohn keine Option.

Aufgeben hilft!

Lange machte ich das nicht mit. Ich war fertig mit der Welt und begann, die Erziehungstipps zu hinterfragen, die schließlich alle das selbe sagten: Kinder brauchen einen regelmäßigen Tagesablauf und vor allem einen regelmäßigen Schlafrhythmus. Klar, bei meiner Großen hatte das wunderbar funktioniert, als sie noch ein Kleinkind war. Aber ist nicht jedes Kind eben doch völlig anders?

Ich gab also auf, resignierte – und es war das Beste, das ich tun konnte.

Abends gehen meine Kinder nun erst ins Bett, wenn sie müde sind. Bis dahin ist Spielzeit, und manchmal dauert es bis 22 Uhr oder länger, bis das der Fall ist. So what, liebe Übermütter!

Geschwisterliebe und Elternentspannung

Das hat für mich fast nur Vorteile: Dadurch, dass wir zusammen in der Wohnung sind und nicht mehr auf Spielplatz und Co, spielen die Kinder miteinander, ohne Ablenkung. Ihr geschwisterliches Band wird gestärkt und sie lachen und glucksen und freuen sich, dass sie einander haben – merkwürdigerweise völlig ohne Streit, den es tagsüber häufig gibt.

Ich werde meistens zum Zuschauer, freue mich über das Bullerbü in meinem Wohnzimmer und bekomme so trotzdem ein wenig Zeit für mich, um den Haushalt zu schmeißen oder sogar ein paar Seiten zu lesen.

Sind die Kinder wirklich müde, gibt es keinen Stress mehr beim Zubettgehen.

Beide lassen sich freiwillig die Zähne putzen, es gibt kein Betteln um das berühmte Glas Wasser oder das nächste Kapitel der Gutenachtgeschichte. Und beide schlafen in ihrem Bett durch, selig bis zum nächsten Morgen. Herrlich! Die eigentliche Netto-Schlafdauer ist also gar nicht viel weniger als vorher.

Klar, es ist Sommer und es sind Ferien und morgens darf man länger schlafen. Nur: Das machen meine Kinder ohnehin nicht, sie stehen zur gleichen Zeit auf wie immer. Und ebenfalls klar: Wenn die Große zur Schule muss und der Kleine zur KiTa, dann sind sie früher müde und gehen auch früher schlafen. Das ergibt sich allerdings von selbst, genau wie auch wir Großen früher ins Bett kuscheln, wenn wir einen anstrengenden Tag hatten.

Ganz ohne Drama.

Rebecca
Schon seit rund einer Dekade jongliere ich, mal mehr, mal weniger erfolgreich, das Dasein als Schreiberling und Mama. Diese zwei Pole machen mich aus und haben eines gemeinsam: emotionale Geschichten!

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