Karriere nach der Elternzeit: „Was mache ich hier eigentlich?“

Das war er, der erste Tag zurück in meinem alten Vollzeitjob. Doch anstatt mich zu freuen, fühlte ich mich leer. Die netten Kollegen, mein geräumiger Schreibtisch und sogar meine Lieblingskaffeetasse waren noch da. Eigentlich war alles genau wie vor einem Jahr.

Trotzdem fühlte es sich plötzlich komisch an, denn ich hatte mich verändert: Ich bin Mama geworden.

Ich werde nie den Tag vergessen, an dem ich die Zusage für meinen Traumjob in einem großen, internationalen Konzern bekommen habe. Eine anspruchsvolle Stelle, bei der viel Einsatz erwartet wurde. Hochmotiviert habe ich mich hinter den Schreibtisch geklemmt, mir ein gutes Netzwerk aufgebaut und viele Überstunden gemacht. Eine eigene Familie zu gründen war nie ein großes Thema für mich. Selbst, als ich meinen Mann kennenlernte und wir uns ein Kind wünschten, war ich fest davon überzeugt, dass ich auch mit meinem Baby Karrierefrau bleiben würde. Dass meine Welt schon in kurzer Zeit komplett Kopf stehen würde, ahnte ich nicht.

Der Traum von Kind und Karriere

Mein Mann unterstützte meine beruflichen Ambitionen, schließlich gibt es gute Möglichkeiten der Kinderbetreuung. Als wir erfuhren, dass ich schwanger war, organisierten wir frühzeitig einen Kitaplatz. Ich entschied mich dafür, für ein Jahr in Elternzeit zu gehen. Ein ganzes Jahr lang eine berufliche Pause einzulegen, erschien mir damals zwar unglaublich lang, aber gleichzeitig war es mir wichtig, unser Kind zu stillen und genug Zeit für seine Eingewöhnung in der Kita zu haben. Sicherlich würde ich mich langweilen und meine Arbeit furchtbar vermissen. Aber nach den 12 Monaten ,Auszeit` könnte ich mich dann umso stärker auf meine Karriere konzentrieren.

So dachte ich damals. Und dann kam Elias.

Für mich gibt es immer noch keine Worte, um dieses Wunder zu beschreiben: Plötzlich ist da dieser kleine Mensch, den du über alles liebst und für den du alles aufgeben würdest. Diese überwältigende, bedingungslose Liebe traf mich mit voller Wucht und plötzlich trat alles andere in den Hintergrund. Das Wichtigste für meinen Mann und mich war jetzt unser Sohn und der brauchte uns. Das Jahr zuhause verging wie im Flug. Schließlich war alles neu für uns als Familie.

Die erste Zeit mit Elias war wahnsinnig intensiv, denn genauso, wie ich nichts von dieser unbändigen Liebe zu meinem Kind geahnt hatte, war mir nicht klar gewesen, wie fordernd der Job als Mama ist. Gemeinsam mit meinem Sohn bin auch ich gewachsen und je mehr ich als Mama über mich hinauswuchs, desto mehr entfernte ich mich von meinem alten Karriere-Ich.

Wie mein Kind alles verändert hat

Trotzdem hielt ich daran fest, nach einem Jahr in den Beruf zurückzukehren. Zu groß die Angst, danach den Anschluss zu verlieren und schließlich war ich das doch meinem alten Ich schuldig, oder nicht? Ich hatte so lange hart für meine Position im Konzern gearbeitet. Außerdem verdiente mein Mann zwar gut, dennoch würde sich das fehlende zweite Gehalt bemerkbar machen. So kehrte ich wie geplant zurück in meinen alten Job.

Es fiel mir von Anfang an schwer, mein Baby in die Kita zu bringen und so lange von ihm getrennt zu sein. Und so ist es bis heute. Wenn ich Elias abends endlich wieder in die Arme schließen kann, erzählen mir mein Mann oder die Erzieherinnen in der Kita, was mein Kind erlebt und was es Neues gelernt hat. Die ersten Tage weinte ich bittere Tränen, sobald ich morgens allein im Auto saß. Auch Elias weint neuerdings viel und wacht nachts oft auf. Ich bin permanent müde, habe das Gefühl weder Kind noch Job gerecht zu werden. Aus meinem Umfeld höre ich immer wieder, dass er sich noch an die neue Situation gewöhnen wird, dass ich konsequent bleiben soll und wir als Familien eben ,durchhalten müssen`. Aber die zweifelnde Stimme in mir wird immer lauter: Muss Elias sich daran gewöhnen, wenn es ihn und uns als Familie so unglücklich macht?

Beruflicher Wiedereinstieg um jeden Preis?

Während ich bei der Arbeit wieder die ersten Projekte übernehme, Präsentationen erstelle und mit den Kollegen smalltalke, bin ich innerlich nicht wirklich bei der Sache. Mich überkommt in den ersten Wochen immer häufiger der Gedanke, dass ich falsch im Büro bin und mein Platz momentan an der Seite meines Sohnes ist. Mit jedem Tag zurück im anspruchsvollen Vollzeitjob wird mir bewusster, dass sich meine Prioritäten geändert haben: Meinen Sohn zum Lächeln zu bringen ist für mich tausendmal erfüllender als jeder berufliche Erfolg.

Nach rund einem Monat zurück im Beruf ist mir klar: Das Mamasein hat mich verändert und das ist okay. Was sich früher richtig angefühlt hat, passt gerade nicht mehr zu mir als Mama und unsere neue Lebenssituation. Nach langen Gesprächen mit meinem Mann habe ich deswegen vor ein paar Tagen die Kündigung eingereicht. Ich bin mir sicher, dass ich mich irgendwann wieder voll auf meine Karriere konzentrieren möchte und ich bin immer noch stolz auf meine beruflichen Erfolge.

Aber mich und mein Baby macht es gerade am glücklichsten, möglichst viel Zeit miteinander zu verbringen. Die neue Couch, das Fitnessgerät für meinen Mann oder die teuren Designerschuhe: Einige von unseren materiellen Wünschen sind deswegen erstmal gestrichen, aber das ist es mir Wert. Das hätte ich selbst nie für möglich gehalten, aber mein aktueller Traumjob ist anstrengender und schöner als alle anderen, die es gibt: Ich bin Mama.

Liebe Mona, vielen Dank für deine Geschichte – wir wünschen Dir und Deiner Familie alles Liebe!

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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